𝒑𝒐𝒍𝒐𝒏𝒂𝒊𝒔𝒆

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𝒅𝒂𝒏𝒔𝒆 𝒑𝒐𝒍𝒐𝒏𝒂𝒊𝒔𝒆 - »𝑷𝒐𝒍𝒏𝒊𝒔𝒄𝒉𝒆𝒓 𝑻𝒂𝒏𝒛«

𝒘𝒖𝒆𝒓𝒅𝒆𝒗𝒐𝒍𝒍 𝒖𝒏𝒅 𝒎𝒂𝒋𝒆𝒔𝒕𝒂𝒆𝒕𝒊𝒔𝒄𝒉, 𝒆𝒊𝒏 𝑷𝒓𝒐𝒛𝒆𝒔𝒔𝒊𝒐𝒏𝒔𝒕𝒂𝒏𝒛 𝒛𝒖𝒓 𝑯𝒖𝒍𝒅𝒊𝒈𝒖𝒏𝒈 𝒖𝒏𝒅 𝑬𝒉𝒓𝒆 𝒅𝒆𝒓 𝒑𝒐𝒍𝒏𝒊𝒔𝒄𝒉𝒆𝒏 𝑨𝒅𝒆𝒍𝒔𝒓𝒆𝒑𝒖𝒃𝒍𝒊𝒌

~

September 1817

Bei Yoongi Zuhause ist immer und überall Musik.

Von morgens bis abends gibt sein Vater Unterricht auf dem Pianoforte oder der Violine, komponiert bis spät in die Nacht - nie herrscht Stille bei ihnen.
Es gibt keinen schöneren Ort auf dieser Welt.

Als ich kleiner war, fand ich das große, dunkle Gebäude neben meinem Zuhause immer gruselig, aber seit die Familie Min hier eingezogen ist, ist es viel lebendiger und wirkt irgendwie auch viel farbenfroher. Und das alleine durch die Musik, die zu jeder Tageszeit aus den Fenstern schallt. Und durch die Menschen, die die Musik erschaffen.

Yoongi hat recht, man kann mit Instrumenten wirklich zaubern.

Ich würde das auch gerne können. Musik machen. Zaubern.
Mein bester Freund hat versprochen, es mir beizubringen, aber musizieren ist schwer. Ich werde noch Jahre brauchen, um nur ansatzweise so schön spielen zu können, wie Yoongi es kann.

Die Haustür meiner Nachbarn ist wie immer offen und knarrt melodisch, als ich leise Yoongis Zuhause betrete.
Die vertrauten Klänge des Pianoforte klimpern mir entgegen und ich schließe eilig die schwere Holztür hinter mir, laufe auf den schönsten Ort meiner kleinen Welt zu: dem Musikzimmer.

Noch bevor ich den Raum betreten kann, fällt mir plötzlich Yoonhee, Yoongis jüngste Schwester, um den Hals.

Ihr Gequietsche macht die anderen beiden Personen im Raum auf mich aufmerksam, und sofort kommt Yoonha, Yoongis zweite Schwester, auf mich zu, um mir ihre kleine Schwester abzunehmen. Sie verbeugt sich verlegen und verlässt dann eilig den Raum.

"Hat sie immer noch Angst vor mir?", wende ich mich an meinen besten Freund, der grinsend vor dem großen Tasteninstrument sitzt.

"Nein. Sie weiß aber, dass ich dir etwas zeigen möchte.", sagt er und strahlt mich mit seinen glitzernden Augen begeistert an.

Ich laufe die letzten Schritte auf ihn zu und lasse mich sanft neben ihn auf den Klavierhocker fallen, werde sofort in seine Arme gezogen.

Yoongis vertraute Wärme umhüllt mich und ich kuschele mich an ihn. Meine Eltern haben nicht so viel Zeit für mich und meine Geschwister, Umarmungen gibt es fast nie, aber mein bester Freund kuschelt zum Glück genauso gerne wie ich.

In den letzten Wochen konnten wir uns allerdings nur selten treffen, weil ich fast durchgängig meiner Familie auf den Feldern helfen musste, und ich habe meinen besten Freund ganz schön vermisst. Erntesaison ist immer hart, alle müssen mit anpacken. Da bleibt nie Zeit für meine Ausflüge in die Welt der Musik.

"Ich hab dich auch vermisst Ggukkie", sagt Yoongi leise und umarmt mich zurück.
Ich kichere, bevor ich mich von ihm löse und ihn neugierig anschaue.

"Was willst du mir zeigen?"

Ohne zu antworten grinst er mich noch einmal an, bevor er sich dem Piano zuwendet und seine kleinen Finger auf die Tasten legt.
Die sanften Töne, die kurz darauf erklingen, sind fremd und doch irgendwie vertraut.

"Ein neues Stück", stelle ich fest.

Es klingt wirklich schön. Wie alles, was Yoongi spielt aber doch irgendwie noch schöner. Es lässt mich an unsere erste Begegnung denken.

Mein bester Freund nickt glücklich, seine Augen glitzern, wie nur seine Augen es können, und dieses Mal ist er es, der die Arme um mich legt.

"Wie heißt es?", erkundige ich mich neugierig.

"Es hat noch keinen Namen."

Überrascht richte ich mich auf.

Alle Lieder, die Yoongi bis jetzt gespielt haben, haben Namen. Und ich frage jedes mal danach, wenn er mir ein neues Stück vorspielt.
Ich mag es, die Namen von Dingen zu erfahren. Genauso sehr liebe ich es, Dinge, die keinen Namen haben, zu benennen.
Das Pianoforte, auf dem Yoongi eben das schöne Lied gespielt hat, habe ich Amadeus genannt, weil Mozart damals der einzige Name war, den ich überhaupt mit Musik in Verbindung gebracht habe. Aber meistens suche ich mir einfach unwillkürlich Namen aus, die mir gefallen. Yoongis Violine zum Beispiel heißt Frieda und der alte Sitzhocker vor dem Piano trägt den Namen Emil.

"Papa sagt, es ist eine Polonaise. Ein polnischer Tanz. Er hat gesagt, dass ich wohl unser altes Zuhause vermisse, dabei mag ich es hier viel mehr."

Yoongi ist in Polen geboren und hat dort gelebt, bis sie vor zwej Jahren hier her in unseren kleinen Wiener Vorort gezogen sind.

"Polonaise", wiederhole ich das Wort, lasse es auf meiner Zunge zergehen.

Das klingt schön. Ich mag den Klang von Worten.

"Ich glaube ich nenne sie Ggukkies Polonaise", sagt er dann, schaut mich ruhig an.

Warum will er das Lied-

"Du hast sie geschrieben?"

Er nickt. Grinst glücklich.

"Gefällt sie dir?"

"Jaaaaa! Spiel sie bitte nochmal Yoonie."

~

Du warst schon mit sieben in mich verliebt? xd

Natürlich nicht. Wir wussten doch noch gar nicht, was Liebe ist. Ist das deine einzige Anmerkung?

Also deine Definition am Anfang ist nicht wirklich passend. Das ist die allgemeine Definition einer Polonaise, aber für mich haben die Adligen keine Rolle gespielt. Ich habe das Lied dir zu Ehren geschrieben. Polen war vielleicht meine ursprüngliche Heimat, aber meine richtige Heimat warst auch damals schon du.

Ich denke mein Kopf hat unterbewusst dich mit Zuhause, also damals polnischer Musik verknüpft, deshalb ist die Polonaise entstanden.

so far away • bts yoonkook ˢʰᵒʳᵗ ˢᵗᵒʳʸ ✔︎️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt