(𝟕) 𝐞𝐫𝐬𝐜𝐡𝐮̈𝐭𝐭𝐞𝐫𝐧𝐝𝐞𝐫 𝐀𝐧𝐫𝐮𝐟

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Lillith's pov:

Ich bin neugierig und nehme den Anruf an.
„Hallo?" frage ich mit einer etwas unruhigen Stimme.

„Hallo, Lillith, richtig?"

Ich bestätige.

„Hier ist die Klinik, bleiben Sie bitte ruhig. Wir hatten Ihre Nummer bekommen und wollten mitteilen, dass uns Ihre Mutter vor ein paar Minuten hier mit schweren Verletzungen übergeben wurde."

Scheiße. Was ist passiert? Sie war doch eben noch im Laden! Ich kann kein Wort sagen, ich sitze nur noch mit zusammengepressten Beinen dort und höre weiter zu.

„Ihr geht es nicht gerade blendend.. also.. eher miserabel. Wir haben sie in ein künstliches Koma versetzten müssen, da sie keine Luft mehr bekommen hat. Es wäre besser Sie kommen auf schnellstem Wege hier her! Weiteres können wir dann in Ruhe klären. Passen Sie auf sich auf und bleiben sie bitte so ruhig wie möglich, wir versuchen hier unser Bestes!"

„I- Ich komme." das ist das einzige was ich rausbekommen habe. Mein Körper will sich immer noch nicht so richtig bewegen. Ich bleibe noch etwas länger als 5 Minuten hier sitzen, weil ich absolut keinen Plan habe, was ich gerade fühle und was ich machen soll.

Ich schaue im Internet nach, wann der nächste Bus fährt. Ich gehe auf die Website und... verdammt. Er fährt nicht in den nächsten 30 Minuten. Der letzte kam gerade erst. Das Krankenhaus ist nicht ganz so weit... mit dem Auto oder Bus zumindest. Zu Fuß läuft man schonmal mehrere Kilometer. Mit meinem Tempo schaffe ich das nicht in unter dreißig Minuten. Scheiß drauf, ich fahre per Anhalter. Darüber würde ich normalerweise erst gar nicht nachdenken. Wie viel da passieren kann... aber wie sollte ich sonst zu meiner Mutter?

Ich nehme mein Handy, eine Jacke und vorsichtshalber eine Schere... was besseres hab ich mir gerade nicht ausdenken können, es war das erste was ich gegriffen habe. Ich nehme sie nur mit falls mir jemand zu nahe kommt. Ich überlege an welche Straße ich gehen kann und mir fällt ein, dass in unserer Stadt nicht gerade sehr viele Autos fahren. Und einen zu finden, der dann auch noch in die selbe Richtung muss... Aber einen anderen Weg gibt es eben erst einmal nicht, da muss ich jetzt durch.

Ich gehe an eine Hauptstraße und stelle mich dort hin. Erst traue ich mich nicht etwas zu machen, doch dann erinnere ich mich an meine Mutter. Ich will so schnell wie möglich zu ihr. Mein Arm bewegt sich langsam nach vorne und ich lasse ihn ausgestreckt. Ich hab noch nie so etwas gemacht.. ich hoffe die Leute verstehen was ich will.

Viele fahren einfach vorbei und ich überlege gerade aufzugeben, da hält ein grauer Wagen neben mir an. Dort drinnen sitzt ein ganz junger Mann, circa 20 Jahre alt, dunkle Haare, Tattoos. Er fängt an mit mir zu reden.

„Hey, suchst du eine Mitfahrgelegenheit? Wo musst du denn hin?"

„Ins... Krankenh.. achso, nein alles gut, Sie fahren bestimmt wo ganz anders lang!"
Ich fürchte mich etwas vor ihm. Er starrt mir gefühlt in die Seele.

„Hmm.. Krankenhaus, da muss ich eh entlang. Hast du Angst? Das ist nicht schlimm, guck mal, ich hab sogar nen ganz süßen Hund dabei, mit ihm kannst du dich sicher fühlen!"

Mhm, klar, so fangen alle Filme immer an und am Ende sitzt man irgendwo im Nirgendwo fest. Ich vertraue ihm nicht und bitte ihn weiterzufahren, was er nach ein paar Sekunden zögern dann auch getan hat. Ich bereue es, dass ich das hier gerade überhaupt mache. Viel Zeit hab ich auch nicht mehr, sonst könnte ich auch gleich den Bus nehmen.

Gerade als ich beschließe noch maximal drei Autos vorbeifahren zu lassen, hält doch noch jemand an. Dieses Mal ist es eine Frau, würde sagen so Mitte 20. Sie sieht nett aus, das ist doch schonmal gut. Sie macht ihr Fenster auf und fragt ob sie mir helfen könne. Ich sage ihr wo ich hin muss. Den Grund lasse ich weg, damit sie mich nicht ausfragt. Die Dame meint, dass sie nicht direkt in die Richtung fährt, aber es nicht eilig hat und für mich gerne einen Umweg fährt. Ich steige hinten bei ihr ein, da vorne ihr Einkauf liegt, der mich nochmal sicher fühlen lässt, warum weiß ich nicht genau. Vielleicht weil ich weiß, dass sie gerade ganz normal in einem Laden war und jetzt wahrscheinlich nach Hause möchte oder so.

So, nochmal Glück gehabt. Wir fahren die ersten Kilometer und sie fragt mich ein bisschen aus. Ob ich verletzt bin oder jemanden besuchen möchte. Antworten tu ich nur „Besuchen, ist aber dringend"
Gesprächig ist sie sonst nicht, was ich aber auch eher positiv sehe. Die junge Frau macht das Radio etwas lauter, aber das einzige was rauskommt sind rauschende Töne. Sie lacht nur in den Rückspiegel und macht es wieder aus.

Ich hab die restliche Fahrt vor mich hingeträumt und gar nicht gemerkt, dass wir die erste Einfahrt verpasst haben. Mir wird unwohl. Ich denke aber, sie hat es nur verpasst, weshalb ich auch endlich mal zu Wort komme und mit einem aufgezwungenem Lächeln zu ihr sage: „Hey, kann es sein, dass wir die Ausfahrt eben verpasst haben, haha, da haben wir beide wohl geträumt!" Die Frau jedoch guckt mich nur wieder im Rückspiegel an und macht ein erstauntes Gesicht, was jedoch ebenfalls etwas aufgesetzt war. Ich bedanke mich bei ihr und fordere sie höflich auf, mich bei der nächsten Gelegenheit rauszulassen. Den Rest müsste ich eigentlich zu Fuß schaffen.
Die Dame schaut mich erneut im Rückspiegel an. Und fährt weiter.

Violets pov:

Seit bestimmt über einer Stunde sitze ich auf diesem beschissenen kalten Stuhl. Mittlerweile sind auch alle aus diesem kleinen Raum gegangen. Ich schaue mich um, vielleicht kann ich mich hier ja irgendwie selbst befreien. Ich sehe ganz oben auf einem Regal eine Zange. Nützt mir nicht viel, aber einen Versuch ist es wert. Ich versuche mich mit dem Stuhl zusammen fortzubewegen und merke, dass ich von dieser Entfernung nicht mal an ein Regal von der Mitte komme. Ich bin komplett an diesem Ding gefesselt. Von draußen kommt plötzlich ein Geräusch und ich rutsche wieder an den Platz, wo ich vorher war. Das eh schon so gedimmte Licht geht aus, die Tür öffnet sich und eine Stimme ertönt aus der Dunkelheit.

„Es tut uns Leid, dass wir ich warten lassen haben, es ist unangenehm, ich weiß, das kann ich verstehen. Aber du bist ein wichtiges Hilfsmittel."

𝘼𝙥𝙤𝙘𝙖𝙡𝙮𝙥𝙨𝙚 𝙊𝙛 𝙄𝙢𝙢𝙤𝙧𝙩𝙖𝙡𝙨Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt