◀16.◀

112 12 5
                                    

Zwei Tage später erfuhren wir endlich, wie wir in die Unterwelt reisen sollten. Ich hatte bis heute nicht gewusst, dass wir einen Keller besaßen. Wir waren sicher drei Stockwerke unter der Erde in einem Raum, in dessen Mitte sich ein großer Metallbogen von cirka zwei Meter befand. Zwischen dem Rahmen flackerte ein grün-weinroter Schimmer, der sich wie Wellen auf Wasser bewegten. Ich war ganz entzückt von diesem Schauspiel, doch nur wenige Zeit später unterbrach Mrs. Lorence meine Gedanken, indem sie zu sprechen begann: "Okay. Nun sind wir hier. Ihr werdet es spüren, wenn die Zeit reif ist, durch das Portal zu gehen. Gebt Acht, wohin ihr geht und gehorcht niemandem, der euch Befehle erteilt! Vertraut nur euch selbst, habt ihr verstanden? Bitte, Virginia. Fang doch an!", bat meine Lehrerin mich.

Ich stand vor dem Tor und betrachtete wieder den wunderschönen Schimmer. Plötzlich erfüllte mich eine Kälte, die mich erzittern ließ. Gehörte das so? Es war so, als ziehe mich etwas hinein. Wie ein Magnet. Ich konnte es gar nicht mehr stoppen. Nur wenige Sekunden später fühlte sich die Kälte, der Frost in meinem gesamten Körper und das magnetische Gefühl so stark an, dass ich glaubte, irgendetwas lief falsch. Eine Stimme flüsterte in meinem Kopf, dass ich aufhören sollte, dann wurden es immer mehr, bis ich nur noch leise Stimmen hörte, aber kein Wort mehr verstand. Auf einmal befand ich mich in einem langen Strahl. Rund um mich flackerte und schimmerte es grün und weinrot. Es war so unglaublich, dass ich das Atmen vergaß. Prompt war alles vorbei und ich lag auf einem heißen Boden, der sich äußerst unangenehm anfühlte.

Ich sprang auf und merkte, dass ich in einer Wüste gelandet war. Keine einzige Pflanze gab es hier. Ein Zischen ertönte neben mir und einen Moment später lag Romy neben mir.

"Aua, das ist verdammt heiß!", bemerkte auch sie. "Das war ja der Wahnsinn!", hängte sie danach noch dran.

Mit der Zeit kamen Jacqueline, Shery und Jill auch schon. Alle waren irgendwie begeistert, verwirrt oder sonst was.

"So, und was müssen wir jetzt machen?", wollte Jacqueline wissen, während sie sich ihre pinke Jeans abklopfte. Dabei hüpften rosa Funken in der Luft um sie herum.

"Den Palast des Erebos finden."

"Ohne jegliche Hilfe? Kommt Mrs. Lorence nicht einmal mit?!", fragte sie ungläubig.

"Tja ... Ich denke, wenn sie es vor hätte, wäre sie bereits da.", erwiderte Jill.

Wieder tauchten diese Stimmen in meinem Kopf auf. "Hört ihr das auch?", fragte ich und runzelte meine Stirn.

"Was? Ich spüre nur die Hitze des Sandes an meinen Füßen und eure Stimmen, sonst nichts", beantwortete nun Shery.

"Keine Stimmen?"

Die vier schüttelten ihre Köpfe.

"Haltet euch fern!", flüsterten sie. Wer sprach da in meinem Kopf?!

Ich schluckte.

"Was ist, Giny?"

Ich konzentrierte mich weiterhin auf die Wortfetzen, die in meinem Gehirn umherschwirrten.

Mein Bauchgefühl sagte mir, dass wir nach rechts gehen mussten. Ich setzte mich einfach in Bewegung, ohne eine Erklärung abzulassen.

"Hey!"

"Was ist mir Virginia los?", murmelten meine Freundinnen, doch ich war unfähig zu antworten. Als hätte ich das Reden durch diese seltsamen Stimmen in meinem Kopf verlernt. Nach einer Zeit hörten die vier hinter mir auf, sich zu fragen, wohin es ging. Sie vertrauten mir einfach.

 Eine halbe Stunde geschah nicht viel. Jetzt erkannte ich, dass es Frauen waren, die uns drohten.

"Geht nicht weiter! Ihr läuft in euer Verderben!" Ich wollte nicht aufhören. Die Stimmen hypnotisierten mich. Sie klangen auf einmal nicht mehr gefährlich, sondern so, als würden die Frauen etwas singen. Plötzlich entdeckte ich eine Frau, die ungefähr fünfzig Meter von uns entfernt stand. Wieder war dieses magnetische Gefühl in meinem Körper, dass mich zu ihr hinzog.

Mythos AcademyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt