☆10.☆

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"Also, was läuft da jetzt zwischen euch?", wollte Mama plötzlich wissen. Überrascht schauten Mike und ich sie an. Als wir nichts sagten, fügte sie noch hinzu: "Na ja, man merkt die verliebten und unsicheren Blicke, die ihr euch ständig zuwerft." Meine Wangen fingen an zu brennen und da wusste ich, dass ich rot wie eine Tomate geworden war. Das war mir oft bei meinen Freundinnen aufgefallen, wenn sie einen neuen Freund heranschleppten. Diese liebevollen und sanften Blicke, die sich verknallte Paare zuwerfen, wenn sie nicht genug voneinander bekommen können. Mike grinste neben mir und erwiderte dann: "Nun, ich denke, dass Ihre Tochter nun einen sehr gut aussehenden, freundlichen, witzigen und coolen Freund hat." Mum lachte, obwohl sie sich eigentlich Sorgen um ihre Schwiegermutter machte.

"Okay, dann kann ich nur eines sagen: Willkommen in unserer Familie!"

"Danke, das freut mich." Mike lächelte meine Mutter freundlich an. Eine Melodie fing an zu spielen. Erst nach ein paar Sekunden checkte ich, dass es mein Handy war.

"Jill?"

"Giny, du und Mike müsst schnell zur Akademie kommen! Sofort!" Dann hatte meine Freundin aufgelegt. Verwirrt schaute ich auf das Display. Mama und Mike fragten, was denn los sei.

"Ich habe keine Ahnung. Jill hat angerufen und gesagt, dass Mike und ich sofort zur Akademie zurückkehren sollen. Ich weiß aber nicht, warum ..."

"Dann solltet ihr das auch tun, oder?", meinte Mum. Ich nickte und drängelte mich an Mike vorbei in die Eingangshalle. Ich hatte keinen Plan was geschehen war. Jill hatte ziemlich hektisch geklungen, als wäre etwas sehr schlimmes passiert. Als Mike und ich unsere Schuhe anhatten, startete Mama ihr Auto und fuhr uns zur Schule.

"Danke Mum, ich ruf dich später an!", rief ich ihr zu, danach rannten Mike und ich auf den Campus, um dort auf eine große Menschenmenge zu treffen. Mike fragte den erstbesten, der ihm in den Weg kam, was hier los war. Es war jemand mit schwarzen, kurzen Haaren und hellgrünen Augen aus dem letzten Jahrgang.

"Fremde sind in die Akademie eingedrungen und haben Wertsachen aus der Bibliothek gestohlen. Aber nicht nur das. Sie haben auch vier Schüler getötet, die ihnen wahrscheinlich in den Weg kamen. Vermutlich konnten sie keine Zeugen brauchen." Erschrocken sah ich Mike an und er mich.

"Und wer ist gestorben?", war meine Frage.

"Drei Mädchen und ein Junge aus dem ersten Jahrgang. Keine Ahnung, wie ihre Namen waren. Auf jeden Fall kann man dort vorne ihre Leichen sehen. Ich würde es aber nicht machen, denn was die Einbrecher mit ihnen angestellt haben, ist nicht recht angenehm ..." Der Junge mit den schwarzen Haaren drehte sich um und lief woanders hin.

"Wer sollte denn auf der Mythos Academy etwas stehlen?", fragte ich Mike. Er zuckte mit den Schultern. Wir drängten uns ein bisschen weiter vor, weil wir es trotzdem wagen wollten, die Leichen anzuschauen. Kurz bevor wir im Inneren des großen Kreises ankamen, stieß ich mit jemandem zusammen. Wir rieben uns unsere schmerzenden Köpfe, bis wir verstanden, dass wir eigentlich befreundet waren.

"Hier bist du ja!", rief Jill. Die Angst war ihr ins Gesicht geschrieben. Mike hatte bemerkt, dass ich angehalten hatte und kam wieder zu uns zurück.

"Vier Leute wurden umgebracht und Sachen wurden geklaut?", fragte ich sofort nach. Meine Freundin nickte.

"Die Lehrer haben, denke ich, eine Ahnung, aber sie wollen uns nichts verraten." Mr. Vic, unser Sportlehrer, schaltete ein Mikrofon ein und sprach: "Liebe Schüler, bitte begebt euch ins Amphitheater. Eine Besprechung wird eingeleitet, bei der jeder dabei sein sollte." Also bewegten sich alle Schüler von der ersten bis zur vierten Klasse zum Amphitheater. Dort wurden immer alle Besprechungen, Versammlungen, Theaterstücke und alle anderen wichtigen Sachen abgehalten. Als ich alle meine Freunde gefunden hatte - und Mike auch bei uns war, was mich irgendwie überglücklich machte - setzten wir uns zu neunt nebeneinander in eine Reihe. Es gab hier keine Bänke, sondern eher Steinmauern, die wie Treppen anstiegen. Mr. Vic redete wieder durch sein Mikrofon. "Ich bitte um Aufmerksamkeit." Langsam ebbten die ganzen aufgeregten Gespräche ab, bis es schlussendlich mucksmäuschenstill war.

"Danke. Wie ihr wahrscheinlich schon wisst, ist jemand in unsere Schule eingebrochen und hat wertvolle Schmuckstücke und Waffen gestohlen. Außerdem kamen dabei vier unserer Schüler ums Leben. Ihr habt es bis jetzt nie erfahren und das war sehr dumm von uns Erwachsenen. Nun sagen wir euch die Wahrheit: Habt ihr euch noch nie gewundert, warum in der Turnhalle Waffen an den Wänden hängen? Ja, gut. Ihr kämpft ab und zu damit, aber so richtig in einem Kampf um Leben und Tod habt ihr sie noch nie benötigt. Und das wird sich jetzt ändern. Ab heute ist jeder Schüler dazu verpflichtet, mindestens eine Waffe bei sich zu haben, egal wo er hingeht. Auch wenn wir Schutzzauber um die Akademie herumgelegt haben - es ist nicht ganz sicher. Ganz sicher ist man nirgends. Es ist eigentlich immer so, dass es eine gute und eine böse Seite gibt. Wir sind die Guten. Doch auch bei uns gibt es, und nicht nur in Filmen, die Bösen. Man nennt sie Die Dämonen und jeder fürchtet sie. Ab nun wird es für jeden von euch täglich Kampftraining geben. Dieses Training ersetzt den Sportunterricht. Da ihr verschiedene Gaben besitzt, fällt es manchen von euch leichter und manchen schwerer, gegen jemanden zu kämpfen und auch zu siegen. Da ihr noch keine Erfahrung habt mit echten Kämpfen, wird das jetzt etwas schwierig, doch wir schaffen es! Natürlich kann jeder Lehrer auf Mythos kämpfen und euch so unterrichten. Es werden immer zwei Klassen zusammengenommen, damit das Training etwas schneller geht. Wir haben nicht lange Zeit, denn schon bald werden Die Dämonen wieder angreifen, und dieses Mal nicht nur in so einer kleinen Gruppe. Morgen beginnt das Training. Die Waffen bekommt ihr von uns und könnt sie dann gleich behalten. Das wär's fürs erste." Mr. Vic deaktivierte das Mikro und nickte Mr. Joly zu, der links hinter ihm stand.

Die Schüler standen auf, um das Amphitheater zu verlassen. Wir stellten uns draußen auf dem Campus zu neunt in einem Kreis zusammen und diskutierten, was wir von der ganzen Sache hielten.

"Ach ja, willkommen Mike! Das ist doch auch wichtig, oder?", meinte Jacqueline und lächelte meinen Freund an. Alle meine Freunde begrüßten ihn. Heute schon das zweite Mal.

"Also heißt das jetzt, dass es bald einen Kampf geben wird, in dem Leute verletzt werden, sterben und ihre Freunde verlieren?", fragte Romy.

"Ja, wahrscheinlich schon", antwortete ihr Shery. "Wie das schon klingt: Die Dämonen!"

Ich bekam eine Gänsehaut. Wann würde das passieren? Hoffentlich blieb uns noch genug Zeit, um das Kämpfen zu lernen! Wir diskutierten noch lange darüber, wie das werden könnte, welche Waffen wir bekämen und wie wir das in dem ganzen bevorstehenden Stress schaffen sollten.

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