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Der Wind ließ die Blätter draußen rascheln. Ich konnte sehen, wie ein paar zu Boden schwebten. Der Regen prasselte laut und stark gegen die Fensterscheibe, und neben mir schnarchte meine Freundin Romy. Anscheinend hatte sie einen Traum, denn aus ihren Fingerspitzen sprühten die ganze Zeit orangene Funken.

Ich war in einer Clique, die aus mir, Romy, Jill, Shery und Jacqueline bestand. Wir gingen auf eine Zauberschule, auf der man lernte, mit seinen Kräften umzugehen. Ich konnte Dinge bewegen, ohne sie berühren zu müssen. Das war manchmal ziemlich praktisch, aber manchmal auch nicht. Es ist nämlich nicht besonders lustig, wenn dir plötzlich irgendein Gegenstand ins Gesicht knallt, weil du wütend deine Hände geschwungen hast. So entdeckte ich meine Zauberkraft. Danach wurde mir mitgeteilt, dass all meine Vorfahren Magie besessen hatten. Meine Mum und mein Dad konnten beide das Gleiche - Essen herbeizaubern. Ich war jetzt das zweite Jahr auf dieser Schule namens Mythos Academy.

Romy schlief heute Nacht bei mir. Wir hatten am Abend gelernt, weil wir morgen eine Schularbeit in Allgemeine Lehre hatten. Auf der Schule gab es nur fünf verschiedene Fächer. Am wenigsten konnte ich Geschichte leiden. Es war einfach so langweilig. Wieso war es wichtig, zu wissen, was irgendwelche für mich fremden Menschen vor hunderten von Jahren getrieben hatten?

Nun lag ich also in meinem Bett in meinem eigenen Zimmer und lauschte dem Wind und dem Schnarchen von Romy. Ich beobachtete die orangenen Funken, die in schönen Mustern in die Luft stiegen und sich dann auflösten. Plötzlich krachte es laut und Blätter und Regentropfen kamen ins Zimmer. Ich sprang auf, verhedderte mich in der Bettdecke, und fiel mit einem lauten 'Rumps' hin.

"Scheiße!", fluchte ich und rappelte mich wieder auf. Dann drückte ich mit aller Kraft das Fenster zu. So einen starken Wind hatte ich noch nie erlebt. Dadurch war natürlich auch Romy aufgewacht. Jetzt sprühten keine Funken mehr aus ihren Fingerspitzen.

"Was war das denn?", fragte sie verschlafen und rieb sich ihre Augen.

"Das Fenster ist aufgegangen. So tollpatschig wie ich bin, hab ich es logischerweise nicht hingekriegt, es ohne Probleme zu schließen", erklärte ich.

Romy stöhnte genervt auf und erwiderte: "Wieder einmal so typisch Virginia. Lass mich jetzt schlafen." Ich schnaubte und verfrachtete die am Boden liegende Decke aufs Bett zurück. Schließlich verkroch ich mich darunter und schlief nach ein paar Minuten ein.

Am nächsten Tag trennten sich unsere Wege. Romy musste zu Sport und ich zu Geschichte. Erst in der dritten Stunde hatten wir zusammen Allgemeine Lehre. Ich holte Jill von ihrem Zimmer ab und ging mit ihr zu unserem Kurs. Geschichte hatten wir heute gemeinsam.

"Und, wie hast du geschlafen?", fragte sie. Man merkte deutlich, dass es bei ihr etwas länger geworden war.

"Nicht so gut wie Romy." Ich grinste. "Die sägt in der Nacht immer einen ganzen Wald um, so laut wie sie schnarcht."

"Ach ja, ihr habt ja gestern zusammen gelernt. Wie war's? Verstehst du alles?" Jill war schon immer ein Kontrolltyp gewesen.

"Na ja, so halbwegs. Im Buch, Kapitel drei check ich null, aber der Rest geht."

Jill zog eine Augenbraue hoch. "Du solltest alles können, das ist dir schon klar, oder?"

Ich seufzte. "Ja, ich weiß, Mutter!" Manchmal führte sie sich echt auf wie eine Mutter. Wir betraten das Schulgebäude und gingen zum richtigen Raum. Ein paar Schüler befanden sich bereits darin und unterhielten sich.

"Wieso bist du so müde?", wollte ich wissen, als wir uns einen Platz gesucht hatten, und sämtliche Hefte und Bücher ausgepackt hatten.

"Ich war gestern noch bei Harry. Nur 'ne Weile, gar nicht so arg lang."

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