Da war nichts außer Kälte, feuchter Luft und nacktem Stein. Benjamin und Christopher sahen ungefähr gleich viel: ein leichter Lichtschimmer, der von der Smartphone-Taschenlampe aus ging und darum Dunkelheit. Stufe um Stufe gingen sie weiter die Wendeltreppe hinab. Christopher fragte sich schon, ob das niemals aufhören würde, da endete die Treppe in einen langen, schmalen Gang. Zielstrebig führte Gary sie weiter.
»Wo denkst du, befinden wir uns?«, fragte Benjamin in die Stille hinein.
»Könnte der Keller sein«, zuckte Christopher ratlos mit den Achseln.
Immer wieder verliefen andere Gänge durch ihren. Das hier musste der Keller sein. Das Labyrinth.
Bis jetzt war Christophers Herzschlag ruhig geblieben. Doch als er auf einmal nichts mehr erkennen konnte, trotz des Lichtes, beschleunigte sich sein Puls. Aber Gary zog sie immer weiter mit sich. Und dann begannen die Wände in der Dunkelheit zu verschwinden. Als würde sich ein Schleier über sie legen. Christopher wurde schlecht. Es war keine gute Idee gewesen hier herunter zu kommen. Auch Benjamin musste die Veränderung spüren, da er heftig ein- und ausatmete. Jeder Schritt wurde für die beiden zur Qual. Mit zitternden Fingern ließ Benjamin das Smartphone fallen. Sie hörten kein Geräusch als es eigentlich auf den Boden fallen müsste.
Es gab keine Wände mehr. Keine Begrenzungen. Überall war nur Dunkelheit und Schatten. Schatten und Dunkelheit. Sie spürten nur die elendige Kälte wie ihnen durch Stoff und Haut in die Glieder kroch. Sie spürten nur noch die eiskalte Hand des anderen. Die Leine hatte Christopher schon lange losgelassen.
Gary war, ohne einen Blick zurück, davongelaufen. Aber diese Gewissheit, noch nicht über einen toten Hund gestolpert zu sein, trieb Christopher an weiter zu laufen. In diesem endlosen Raum konnten sie nicht überleben. Egal wo Gary auch war, dort mussten sie auch hin.
Es konnten Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Monate, Jahre oder tausende Zeitalter vergangen sein, als die beiden eine Linie überquerten. Sie sahen sie nicht, aber sie spürten sie. Es war als würde man sich durch eine dicke Schicht von klebrigem, zähem, stinkendem Schleim drücken. Und dann war alles vorbei, obwohl es gerade erst begann.
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Annalen aus Eihpos: Was siehst du im Dunkeln?
FantasyWas tust du, wenn du ein Schloss erbst? Was würdest du zuerst erkunden? Was würde dir am meisten gefallen? Würdest du darin wohnen? Aber wie willst du dein Erbe ohne Augenlicht besichtigen? Dem jungen Benjamin Caillat ist genau das Wiederfahren, was...