Eihpos? Was zur Hölle war Eihpos? Fragen über Fragen drehten sich in Christophers Kopf. Er bekam schon leichte Kopfschmerzen davon. Benjamin ging es nicht besser. Christopher fragte sich auch, wie diese Gruppe von Soldaten mit ihrem Hauptmann und der Hexe sie so schnell entdecken konnte. Ja, sie hatten vielleicht etwas herumgeschrien. Aber das war kein Grund sie so schnell zu finden. Dieses Fleckchen Wald hatte auch Christopher so unbewohnt gewirkt. Da gab es nur die Ruine auf dem Felsen und den Gang. Der Gang ...
Christopher schaute zu Benjamin. Bei Eve's launischer Art, die sie schon bewundern hatten dürfen, fand er es merkwürdig, dass sie so langsam ging und nicht an ihren Fesseln zerrten. Das sie beide nicht anschrie, sie sollen schneller laufen.»Du weißt, dass dieser Gang in eine andere Welt führt und wir beide kommen würden«, flüsterte Christopher. Sie drehte nur langsam ihren Kopf zu ihm: »Ja, das wusste ich. Schlauer Junge. Gary hat endlich seinen Auftrag erfüllt.«
»Was hat Gary damit zu tun?«, fragte Benjamin langsam.
»Gary heißt er in eurer Welt. Bei uns heißt er Ascal. Ascal hat geschworen, die Caillats zurückzubringen. Nach Jahrhunderten ist ihm das endlich gelungen.«
Alarmiert sah Christopher zum besagten Hauptmann. Er war Gary? Er war ... Jahrhunderte alt?
»Zurückzubringen?«, hakte Benjamin nach.
»Unsere Königin Fasnaey wird euch alles später erklären«, sagte Ascal grob, bevor Eve antworten konnte. Mit einem hochmütigen Gesichtsausdruck sah er von seinem Pferd zu Eve herunter.
Sie begann nur wieder zu grinsen: »Wir beide kennen die Wahrheit Hauptmann.«Völlig verwirrt folgten Benjamin und Christopher dem Gespräch der beiden. Lagen sie sich immer in den Haaren? Vermutlich.
Als man Christopher und Benjamin auf zwei Pferde setzte, blickte erster zurück. Auf der Lichtung lagen immer noch die beiden Soldaten. Eine Blutlache hatte sich um sie gebildet. Würde man sie dort einfach liegen lassen? Eve folgte Christophers Blick. Sie rollte nur mit den Augen. Menschen. Doch sie schnippte mit den Fingern und die beiden Toten lösten sich in Rauch auf.Unruhig rutschte Benjamin im Sattel umher. Es war das erste Mal, das er auf einem Pferd saß und auch wenn er sehen könnte, würde es ihm keinen Spaß machen. Mit den gefesselten Händen hielt er sich am Sattelknauf fest und versuchte mit der Bewegung des Pferdes mit zu wippen. Benjamin hatte schon das ein oder andere von Menschen gehört, die trotz ihrer Blindheit ritten. Er fand das toll, selbst musste er nicht unbedingt reiten. Christopher der nur wenige Meter vor ihm im Sattel saß, warnte ihn, wenn tiefhängende Äste kamen. Aber durch das Reiten konnte Benjamin seine Energie auf das Denken verlagern. Er musste ja nicht tasten, ob er gegen einen Baum oder ähnliches reiten würde. War das hier alles nur ein wirrer Traum? Ein Hirngespinst? Befanden sie sich vielleicht eigentlich noch im Keller des Schlosses und waren durch irgendetwas wie giftige Dämpfe in einen Rauschzustand gekommen? Befand er sich in einer Welt, die er sich in seinen Gedanken ausgemalt hatte? Oder war er mit Christopher wirklich gestorben und sie befanden sich jetzt auf dem Weg zur Hölle oder Himmel?
Wenn man Eve's Worten Glauben schenkte, war Hauptmann Ascal Gary gewesen. Ein Mensch - oder Elaith - zu einem Hund. Das war gar nicht möglich! Das durfte nicht möglich sein!
Aber zu vieles deutete darauf hin, dass sie sich in einer anderen Welt befanden. Benjamin hatte schon immer einen ausgeprägteren Geruchs-, Geschmacks-, Hör- und Tastsinn gehabt. Und jetzt schienen sich seine Sinne um mehr als 100 Prozent verbessert zu haben. Vorher hatte er noch Schatten und Licht unterscheiden können. Jetzt, wo sie durch einen Wald ritten, war es so anders. Vor dieser ganzen Geheimtür-Keller-Dunkelheit-Sache hatte er bei Spaziergängen in Wäldern das Spiel von Dunkelheit und Licht beobachten können. Nun war alles hell. Als befände er sich in einem Raum und man hätte mehrere Lampen hingestellt, die ihr Licht verbreiteten. Jede Person schien eine Lichtquelle zu sein. Der ganze Wald vor, hinter und neben ihm war ein komplexes Geflecht aus Lichtströmen. Da war nur ein dunkler Punkt, ein schwarzes Loch in seiner Sicht. Wenn er sich nicht irrte, musste dieser Punkt zu der Hexe gehören. Hatte sie eine schwarze Seele? War sie böse? Und warum konnte er all das erst jetzt sehen?
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Annalen aus Eihpos: Was siehst du im Dunkeln?
FantasíaWas tust du, wenn du ein Schloss erbst? Was würdest du zuerst erkunden? Was würde dir am meisten gefallen? Würdest du darin wohnen? Aber wie willst du dein Erbe ohne Augenlicht besichtigen? Dem jungen Benjamin Caillat ist genau das Wiederfahren, was...