~ Kapitel 13 ~

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Rückblende II

Erneut hob Ascal im letzten Moment sein Schwert, um den Angriff von Eve zu parieren. Sie war gut. Verdammt gut und schnell. Er wollte es nicht zugeben, aber wenn die Hexe sich nicht so ausgezeichnet beherrschen könnte, hätte er schon einige Verletzungen wegstecken müssen. Die Hexen wussten wirklich wie man Leute ausbildete und das war nur der Schwertkampf! Was könnte sie wohl alles mit ihrer Magie anstellen?

Seit 2 Monaten trainierte Ascal schon mit Eve. Dabei hatte er das zu Anfang gedacht – dass er sie trainieren würde. In der ersten Übungsstunde hatte er sie … Ascal wusste selbst nicht, wie er es beschreiben sollte. Er hatte Eve zwar nicht unterschätzt, das tat er schließlich bei keinem Gegner, aber Ascal hatte sich nicht wirklich konzentrieren können. Die Bilder von Eve´s ausgemergelten Körper und den so leeren Augen waren ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Schneller als er sich versehen konnte, hatte sie ihm auch schon das Schwert aus der Hand geschlagen.
Dann hatte sich der Elaith zusammengenommen. Schließlich hatte er schon einiges an furchtbaren Dingen erblicken müssen. Dazu war Eve eine Hexe. Sie hatte ihn nicht zu interessieren und sie würde ihm bestimmt nicht sagen, was ihr widerfahren war. Und wie Fasnaey sie zu dem Schwur überzeugen konnte. Keine Hexe und kein Hexer, die noch bei Verstand waren, würden sich freiwillig in die ewigen Dienste einer Elaith-Königin begeben.

Jetzt, 2 Monate später, übten sie zusammen und lernten voneinander. Damit er Eve weiter prüfen konnte, hatte er ihr einige kleine Rekrutengruppen zur Verfügung gestellt. Eve sollte diese trainieren. Außerdem schrumpfte Ascals Mitleid für die Hexe auf ein winziges Bruchstück, da es ihr immer besser zu gehen schien. Zwar redete Eve nur etwas mehr als zu Anfang, jedoch hatte sie schon einiges an Gewicht zugelegt. Langsam sah sie normal aus. Auch ihre Haut nahm etwas Farbe an und wenn Ascal ganz viel Fantasie benutzte, bildete er sich an, dass ihre Augen ein ganz klitzekleines bisschen weniger leblos und leer aussahen.

Die Nachricht von einer Hexe in ihrem Reich hatte bei den Elaith für viel Empörung gesorgt. Viele sprachen sich offen gegen die Entscheidung der Königin aus. Auch die vier Berater der Königin ließen keine Gelegenheit aus ihr zu sagen, was für eine unkluge Entscheidung das war. Ascal hatte bis jetzt nur einer der vielen Beratungen beigewohnt. Er selbst konnte sich auch nicht entscheiden, wem er zustimmte: dem Volk und Beratern oder seiner Königin. Dabei verbrachte er die meiste Zeit mit der Hexe und sollte sie am ehesten kennen. Der Antwort auf die Frage, warum Fasnaey die Hexe aufgenommen hatte, war er zudem nicht nähergekommen. Zwar stand er in der Gunst der Königin, doch bei all ihren privateren Unterredungen sprach die Königin stets von etwas anderen: wie gut die Heilerin die hässlichen Narben von Eve´s Rücken entfernen konnte, um wie viel besser die Hexe jetzt schon aussah, wie friedlich es geworden war …
Trotzdem konnte Ascal deutlich den Spott in der Stimme seiner Königin hören. Er kam einfach nicht dahinter! Was verschwieg seine Königin ihm und den Beratern? Gerade einer ihrer Antworten, als die Berater sie mit ihren Äußerungen gereizt hatten, machten ihn stutzig.
Es geht euch nichts an, warum ich mich dieser Hexe annahm. Nun genug von dem Thema!

Sie hatte es mehr geschrien als vernünftig gesagt. Eve, die als Leibwächterin bei allen Beratungen an der Tür gestanden hatte, ließ sich nichts anmerken. Ascal konnte nicht einmal sagen, ob sie überhaupt zuhörte oder in Gedanken versunken war.

Ein weiteres Mal parierte Ascal einen ihrer Schläge. Diesmal von oben. Nur wenige Minuten später schallte das Läuten des Uhrturms über ihre Köpfe hinweg. Augenblicklich zogen beide Kämpfer ihre Schwerter zurück. Eine volle Stunde hatten sie nun trainiert.
»Wieder einmal ein exzellenter Kampf, Hexe«, lobte Ascal sie. Eve sah ihn nur ausdruckslos an, schob das Schwert zurück in die Scheide und verließ den Sandplatz. Mit einem leisen Seufzer sah Ascal ihr hinterher. Wenn sie doch nur eine Antwort geben würde. Selbst wenn es ein stumpfes »Ja, das war es.« gewesen wäre. Selbst Ascals alter, strenger Lehrmeister hatte ihm mehr zu sagen gehabt. Falls es so stumm zwischen den beiden weiter gehen sollte, fragte sich Ascal, wie lange es gut gehen würde. Was Ascal an ihrer stummen Art am meisten störte, war das sie ihm somit keinen Respekt entgegenbrachte. Keine formelle Anrede, kein anerkennendes Nicken, geschweige denn eine Verbeugung. Wie konnte seine Königin das nur akzeptieren?

Annalen aus Eihpos: Was siehst du im Dunkeln?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt