~ Kapitel 10 ~

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Benjamin fühlte sich wie verprügelt als Ascal ihn wieder auf das Pferd hob. Er wollte nicht mehr. Das Einzige was Benjamin wirklich wollte, war schlafen zu gehen und alles zu vergessen. Dieser Gang zwischen den Welten, dieser Angriff war einfach zu viel für ihn. Es war genug Abenteuer für ein Leben – ein Menschenleben. Jetzt steckte er in einem unsterblichen Körper. Unsterblich.
Wurde das ewige Leben nicht irgendwann langweilig? Verlief es nicht ab einem bestimmten Punkt in ewigen Kreisen? Und wie sollte ER einen Hexenmeister der schwarzen Magie besiegen? Wie?

Mit deiner Gabe. Mit der Prophezeiung. Wieder Sylmare.

Meine Blindheit ist keine Gabe, antwortete Benjamin erschöpft.

Doch. Das ist sie.

Woher willst du das wissen?

Ich bin stumm. Schon vergessen? Im Gegensatz zu meiner Beeinträchtigung habe ich etwas anderes erhalten. Die Gabe von jedem die Gedanken zu lesen.

Das trifft auf dich zu. Das hier ist deine Welt. Ich gehöre nicht hier her. Mein zu Hause liegt in Frankreich.

Das glaubst du jetzt, Benjamin. Aber dein Vorfahre Ferren kam von hier. Ein Teil von dir gehört nach Iqera. Der andere muss es erst noch begreifen. Elaith-Blut fließt durch deine Adern.

Ferren wurde von hier weggeschafft, weil es Krieg gab. Jetzt wurde ich durch einen miesen Trick wieder hierhergebracht. In einen Krieg. Wo liegt der Sinn?

Erstens war es kein mieser Trick. Deine Neugier brachte dich dazu, Gary – also Ascal – zu folgen. Zweitens gibt es immer einen Sinn. Auch wenn nur die Götter ihn kennen.

Kennen deine Götter auch den Grund dafür, dass du Stumm bist und dafür Gedanken lesen kannst? Machen sie solche Täusche öfter?

Natürlich kennen die Götter den Sinn. Tatsächlich sorgten die Götter dafür, dass es immer ein Gleichgewicht in der Welt besteht. Ein Gleichgewicht zwischen den einzelnen Völkern.

Eve hatte doch etwas von den Menschen erzählt. Wie sind sie nicht benachteiligt?

Die Menschen sind immun gegen Magie. So können sie sich gegen die Elaith und Hexen verteidigen. Falls es zu einem Kampf kommen sollte. Deswegen habe ich dich und nicht Christopher ausgesucht. Sein Menschenblut schützt ihn davor, dass ich seine Gedanken eindringen kann.

Also hast du doch gelogen.

Ich habe nicht gelogen. Nur nicht die ganze Wahrheit erzählt.

Benjamin verzog nur den Mundwinkel. Sylmare saß nun ebenfalls auf ihrem Pferd und lenkte es neben den Blinden. Sie wollte wieder etwas zu ihm sagen, wurde aber unwissend von Ascal unterbrochen, der alle zum Losreiten aufrief. Die Frau mit den rotbraunen Haaren warf noch einen unentschlossenen Blick zu Benjamin, bevor sie sich weiter hinten einreihte. Vielleicht sollte Christopher zuerst mit seinem Freund sprechen, ehe sie es wieder tat.

Nur hatte Christopher ganz andere Probleme. Man hatte ihn allein auf eines der Pferde gesetzt. Solange sie langsam ritten, könnte er sich oben halten. Aber sonst … Christopher versuchte sich nicht den Kopf darüber zu zermartern. Er hatte einen Angriff von Untoten überlebt. Da war ein Pferd doch ein Kinderspiel. Als die anderen losritten, war da noch die vage Hoffnung in Christopher, dass sein Pferd einfach hinterher reiten würde. Aber nein. Das Tier stand einfach da und wartete auf Christophers Zeichen. Er schluckte. Wie wurde das in den Filmen immer dargestellt? Verzweifelt drückte Christopher leicht seine Fersen an den Bauch des Pferdes. Ihm fiel ein ganzes Gebirge vom Herzen als es sich in Bewegung setzte. Jetzt stand nur noch ein Pferd auf der Lichtung. Das von Eve.

Annalen aus Eihpos: Was siehst du im Dunkeln?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt