~ Kapitel 7 ~

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Grübelnd lehnte Benjamin sich gegen einen Baumstamm. Dieser Tag … Oh Gott. Es war einfach zu viel gewesen. Er war mehr als überrascht gewesen, als der Notar ihm gesagt hatte, er erbe ein Schloss. Das war das Aufregendste gewesen, was er sich jemals vorstellen hätte können. Und nun … nun war dieses Schloss nur ein Versteck für einen Gang zwischen den Welten gewesen. Ferren war nur ein Findelkind, dass von seinen Eltern vor einem großen Krieg in Sicherheit gebracht wurde. Ferren hatte durch seine Verweigerung der Rückkehr einen Fluch auf seine Nachkommen gezogen: Blindheit. Dann war da noch diese Prophezeiung. Warum und wie sollte er etwas gegen größten Schwarz-Magier, Eve´s Cousin, unternehmen können? Er konnte nicht mit Magie umgehen, geschweige denn sich verteidigen. Christopher wäre eher für diese Aufgabe geeignet als er.
Benjamin schaute langsam durch das Lager. Wieder war Eve, die sich mal wieder mit Ascal leise stritt, ein schwarzer Fleck. Waren alle Hexen ein schwarzer Fleck? Oder lag das an ihrer Persönlichkeit? Dabei hätte sie noch barbarischer zu ihm sein können, fand Benjamin. Nur war sie im Gegensatz zu ihm mit Sylmare sehr grob umgegangen. Benjamin war sich sicher, dass das Mädchen, die weitere Gefangene, Sylmare war. Warum sonst hätte Eve sie so bedrängt?

Nenn mich nie wieder Mädchen! Ich bin 200 Jahre älter als du.
Die Stimme kam wieder wie aus dem Nichts. Aber diesmal quälte sie ihn nicht.
Wie bitte?, wunderte Benjamin sich.
Ich – wir sind unsterblich. Auch wenn ich so alt aussehe wie du, habe ich einige Jahrzehnte mehr erlebt.
In Benjamins Kopf klingelte ihr helles Lachen. Unsterblich. Dieser Körper hatte wirklich einiges zu bieten. Er wunderte sich eher, dass er darüber nicht wirklich überrascht war. Wie sollte er auch? Also wandte er sich den wirklich interessanten Fragen zu.

Kannst du nicht reden oder willst du nicht reden?, fragte er schließlich behutsam nach. Er war sich nicht sicher, was er von Sylmare halten sollte.

Wenn das auf mein Mundwerk bezogen ist, nein. Ich kann nicht sprechen. Wenn es darauf bezogen ist, warum ich nur mit dir rede … Ich habe dich eben ausgesucht.

Wie freundlich von dir. Aber was ist die Wahrheit?

Du lässt aber auch nicht locker, oder? Macht ihr Menschen das immer?

Genau genommen bin ich einer von euch. Zumindest äußerlich.

Das sehe ich.

Was ist jetzt die Wahrheit, Sylmare?

Warum sprichst du mit mir und nicht mit Christopher oder Eve.

Sylmare lachte auf: Warum soll ich mir die Mühe machen in die Gedanken der Hexe einzudringen? Es ist zum einen schwerer als in deine zu kommen und zum anderen sind ihre Erinnerungen voller Blut und Tod. Das will selbst der Hauptmann nicht sehen. Und was deinen Freund angeht. Hast du mal gefühlt, wie gut seine Oberarme bemuskelt sind? Wenn ich etwas Falsches sage, könnte er mir mit Leichtigkeit das Genick brechen. Ich habe nicht vor zu sterben. Dem Tod bin ich einmal von der Klinge gesprungen.

Also stelle ich für dich keine Gefahr dar.

Eine geringere Gefahr. Du hast die erste Veränderung bemerkt, nicht wahr? Du siehst die Dinge mit anderen Augen.

Also soll ich dir jetzt bedingungslos vertrauen? Sehe ich aus wie ein Idiot? Vorhin hast du noch davon geredet, unsere Geschichten zu erzählen. Jetzt überspringst du den Teil einfach?

Das war nur moralisches Gerede. Nichts von Bedeutung. Ich weiß alles über dich und über mich gibt es nichts zu wissen.

Ja sicher. Du hast eben gemeint, du bist dem Tod entkommen. Wenn du nicht Cholera hattest und eine Behandlung bekamst, frage ich mich, warum du fast gestorben bist.

Annalen aus Eihpos: Was siehst du im Dunkeln?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt