~ Kapitel 15 ~

0 0 0
                                    

Rückblende IV

Langsam ritten Ascal und Eve durch den Wald. Beide hingen ihren eigenen Gedanken nach.
Was war genau in den Diamantminen vorgefallen? Wer war dort eingefallen? - Das waren hauptsächlich die Gedanken der Hexe.
Der Hauptmann hingegen dachte über seine Begleiterin nach. Mit ihren Drohungen hatte sie ihn verängstigt und alte Wunden wieder aufgerissen. Er dachte, dass wäre das Ende gewesen. Ab jetzt würde es für die beide keinen Weg mehr geben vernünftig miteinander umzugehen. Aber er hatte sich getäuscht. Sie war tatsächlich auf ihn zugegangen und hatte sich entschuldigt. Eine solche Tat hatte Ascal nicht für möglich gehalten.
Er warf einen scheuen Blick auf die Hexe. Sie wirkte tatsächlich um einiges stärker. Nicht das er gestern gelauscht hätte als Fasnaey mit Eve gesprochen hatte …

»Darf ich fragen, wie das mit dem Aussaugen von Blut und Leben funktioniert? Ihr habt schließlich keine Fangzähne«, wollte Ascal wissen.
Eve zuckte mit den Schultern: »Ich lege nur meine Lippen an den anderen und meine Magie saugt mein Opfer aus.«
Ascal nickte und wandte den Blick wieder ab. Ein richtiges Gespräch kam nie zustande.
Stille kehrte zwischen den beiden Kriegern ein.
Nach einer Weile fragte Eve: »Können wir etwas schneller reiten? Ich möchte nicht erst in 30 Jahren ankommen.«
»Natürlich«, antwortete Ascal bündig.

Während sie durch den Wald galoppierten, warfen beide Blicke zu den anderen, wenn dieser nicht hinsah. Es gab zwischen ihnen nichts zu besprechen. Sie wussten alles über den anderen, was zu wissen war und wenn würden die Fragen tiefer gehen und somit nur für Streit sorgen.
Außerdem wussten beide, was sie zu tun hatten. Im geheimen Auftrag ihrer Königin, weshalb sie auch ohne Banner als Söldner verkleidet ritten, sollten sie zu den Diamantminen reisen.

So versank Eve in alte Gedanken und Erinnerungen, die sie lieber nicht angetastet hätte. Obwohl Ascal bemerkte, dass seine Begleiterin nicht nur still sondern auch abwesend war, sagte er nichts. Was sollte er sagen oder fragen? So wie sie nichts von sich Preis gab, tat er es auch nicht.
Doch damit sich Ascal nicht allzu schlecht fühlte, hielt er bei einem abgelegenen Gasthaus an. Andere Elaith würden Eve bestimmt aus ihren Gedanken ziehen.

~

»Ist das wirklich ratsam?«, flüsterte Eve Ascal zu. »Schließlich ist das hier ein geheimer Auftrag und ich bin eine Hexe. Die einzige im ganzen Land, wenn ich anmerken darf.«
Ascal sah sie intensiv an: »Ich weiß, aber Ihr saht so aus als könntet Ihr etwas andere Gesellschaft vertragen. Solange Ihr eure Magie nicht einsetzt, wird es niemand bemerken.«
Bevor sie das Gasthaus betraten, zischte sie ihm noch zu: »Wenn das schief geht, schiebe ich alle Schuld auf Euch.«
»Von mir aus.«

Im Gasthaus stank es nur nach verschüttetem Bier, abgestandenen Schweiß und selbst ein Hauch Blut lag in der Luft. Bei Eve stellten sich die Nackenhaare auf. Ascal kniff wegen dem dämmrigen Licht die Augen zusammen. Hier sollte sie wirklich niemand erkennen. Hinter dem schäbigen Tresen stand ein kräftiger Elaith-Mann. Die braune Lederweste hatte schon viel bessere Tage gesehen.

»Und die Menschen behaupten alle Elaith wären schlank und hübsch. Pah ...«, murmelte Eve.
Ascal hob eine Augenbraue: »Ich bin nicht schlank«, und deute von seinen breiten Schultern zu seinem trainierten Oberkörper.
»Das sind alles Muskeln und nicht wie bei ihm«, sie deutete mit dem Kinn auf den Wirt.
Ascal konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen: »War das eben ein Kompliment?«
Verständnislos erwiderte sie seinen grinsenden Blick: »Das war eine Tatsache.« Verwirrt wendete Eve den Blick ab. Seit wann grinste der Hauptmann? Bis jetzt hatte er nur streng, ernst, kalt oder wütend geguckt. Nicht einmal gelächelt hatte er.
»Versucht ein bisschen lockerer auszusehen. Wir sind zwei Söldner, die nach einer langen Reise wieder ein Bett im Rücken haben wollen.«
Tatsächlich versuchte Eve ihre Gesichtszüge etwas zu lockern. Was darin endete, dass sie nicht vorfreudig aber erschöpft aussah. Ascal beschloss, dass das fürs erste reichte.

Annalen aus Eihpos: Was siehst du im Dunkeln?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt