Die Stadt war dunkel und nass. Aber das störte mich nicht, ich war angetrieben von dem Willen diese zwei Menschen zu retten. Sie durften nicht einfach so sterben. Beide waren sicher unschuldig, beide waren wahrscheinlich gute Menschen. Und irgendwie hatte ich begonnen Ashton zu mögen. Wie auch immer ich das geschafft hatte nach dem Wechseln von zwei Worten und obwohl ich sein Gesicht nicht mal richtig gesehen hatte.
Mittlerweile war jede zweite Straßenlaterne ausgeschalten worden. Doch das kümmerte mich herzlich wenig, es war mir sogar ziemlich recht so. Am besten sie würden gleich alle Lichter ausmachen. Dann würden sie mich wenigstens nicht sehen können. Meine größte Angst war momentan einem der Schweine meines Vaters über den Weg zu laufen.
Doch um ehrlich zu sein war da wirklich niemand auf der Straße. Es war nass und die Nacht von Montag auf Dienstag. Die Leute saßen auf der Couch vor dem Fernseher oder lagen schon im Bett. Mir war klar, dass ich da nicht so Recht hinein passte. Nicht nur, weil ich statt im gemütlichen Kämmerchen draußen auf der nassen Straße war.
Ich wusste zwar, wo die Katholiken ihr Viertel hatten, aber wo genau Ashton mit seinem Vater lebte war mir nicht ganz klar. Ein weiteres Problem kam dann auf, als ich vor der Mauer stand.
Warum hatte ich da nicht dran gedacht? Warum war mir nicht klar gewesen, dass ich da drüber müsste? Doch wenn mein Vater das mit seiner Horde und Ashton klammheimlich auch immer schafften, dann sollte das doch auch für mich doch kein Problem zu sein. Ich war doch jung, beweglich und einigermaßen stark.
Ich lief den kalten Beton an der Straße einige Minuten auf und ab, bis sich die Haar in meinem Nacken aufstellen. Schritte. Da kam jemand.
Panisch sah ich mich nach einer Möglichkeit um mich zu verstecken. Aber da war nichts außer ein paar Straßenlaternen und zwei viel zu niedrige Büsche. Ich konnte mich hier nicht verstecken. Also beschloss ich, der Person die da ankam entgegen zu laufen und so zu tun als würde ich hier nur ganz zufällig vorbei kommen.
Den Kopf gesenkt, bemüht nicht zu laut und panisch zu atmen, lief ich also wieder in die Richtung aus der ich gekommen war. Wie von alleine kamen seltsame Pfeiftöne aus mir heraus, es war die Melodie zu Yellow Submarine.
Die Person war quasi neben mir, als ich sie belustigt schnauben hörte, dann wurde nach meinem Oberarm gegriffen.
Ich kreischte auf in Panik. In mir wallte die pure Angst auf. Mein Vater hatte mich erwischt, mein Vater würde mich blau prügeln, mein Vater würde Ashton umbringen!
"Nim!"
Da hörte ich auf zu kreischen, ich kannte die Stimme und dennoch war sie keine Bedrohung für mich. Jedenfalls hatte er mir schon aus so mancher Patsche geholfen.
"S-Scotty?", hauchte ich erleichtert.
Er nickte und nahm die Kapuze seines Mantels ab. "Und jetzt hör auf zu schreien, sonst kommt noch eine Schweinehorde die Straße herauf getrampelt!", sagte er leise kichernd. Dan lies er meinen Arm wieder los und winkte mir zu die Mauer mit ihm entlang zu gehen.
Ich folgte brav und achtete darauf nicht zu laute Geräusche auf der nassen Straße zu machen während ich auftrat. Scotty schien diese Gangart perfektioniert zu haben. Ich wollte nicht wissen warum genau das der Fall war und vor allem warum er es als Notwendigkeit empfunden hatte sich jene anzueignen.
Ein paar hundert Meter weiter begannen sich wieder Wohnhäuser an die Mauer zu quetschen, als sei sie lediglich Wind- oder Sonnenschutz. Nach einigen weiteren Gehminuten bog er links in einen Garten ein und lief herauf zur Haustüre. Hinter den Fensterläden schummerte leicht gelbliches Licht hervor.
"Meine Schwester lebt hier", erklärte Scotty und pochte an das grün gestrichene Holz. Von Innen kamen Schritte auf uns zu, dann wurde die Türe gerade so weit geöffnet, dass man das Auge des Hausbesitzers sehen konnte. Es war dunkelgrün und man konnte die Sommersprossen auf dem Nasenrücken erahnen.
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Mauern ▄ a.i. [AU]
Fanfiction"Mein Vater ist Priester." "Und meiner verkauft Waffen. Heißt noch lange nicht, dass deiner automatisch ein besserer Mensch ist." "Nein, aber dafür sind wir es." "Nur haben wir hier gerade nichts zu sagen." "Und trotzdem stehen wir hier und...