~sechs~

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Ich wachte von dem Geräusch eines Fensters auf das geschlossen wurde. Schlagartig war ich wieder wach und saß aufrecht im Bett.

Ashton.

Schnell stand ich auf und watschelte mit den nackten Füßen ans Fenster. Eine Gestalt hangelte sich soeben den Baum herunter. Ich konnte einfach nicht anders als in mich hinein zu Lächeln.

Dann hörte ich sie auch, die Schritte unten im Haus. Wahrscheinlich war er deshalb so schnell aufgesprungen und war gegangen ohne sich zu verabschieden. Mein Vater würde nämlich jetzt hoch kommen und kontrollieren, ob ich auch ja da wäre.

Ich legte mich also wieder brav ins Bett und versuchte alles so gut wie möglich glatt zu streichen und so auszusehen als würde ich im tiefsten Traum stecken.

Schritte die Treppe hoch, dann den Flur runter und schließlich das Klacken eines Schlüssels im Schloss.

"Nimue?", fragte mein Vater recht laut. Wahrscheinlich hatte er getrunken und schärte sich einen Dreck darum ob seine Tochter schlief oder nicht. "Wach auf, Nimue!"

Er schüttelte mich fest und ich schlug die Augen auf, tat als sei ich total erschrocken. "Dad?", fragte ich gespielt verschlafen. Ich war mir nicht ganz sicher ob dieses Getue von mir überhaupt nötig war. Wahrscheinlich würde er nicht einmal merken wenn ich auf Koks wäre.

"Gut, du hast geschlafen!", bemerkte er leicht entzückt und machte meine Nachttischlampe an.

"Bist du jetzt nur rein gekommen und hast mich geweckt um das zu testen?", sollte er nur ein schlechtes Gewissen haben. Schließlich war sein Heimkommen tatsächlich der Grund meines Aufwachens da Ash ja deshalb gegangen war.

Er nickte, rümpfte dann die Nase und meinte: "Hier ist es ja richtig diesig...riecht beinahe wie Sex..."

Ich hoffte inständig er würde nicht merken wie rot ich wurde. Es war nicht gerade die angenehmste Sache wenn die Eltern erfuhren, dass man entjungfert worden war. Doch mein Vater schien das einfach so wieder ab zu tun.

Im Türrahmen stand meine Mutter, angelehnt an das alte Haus mit überkreuzten Armen. Sie hatte es verstanden und ich sah ganz genau wie auch sie eine Nase voll der Luft aus meinem Zimmer nahm und anschließend nach ein paar Sekunden des Überlegens etwas überrascht zu mir herüber sah.

"Dann gehe ich jetzt wieder", meinte mein Vater beschwingt "Morgen muss ich früh raus, ich habe viel vor! Du hilfst deiner Mutter beim Hausputz, ja? Mit mir kannst du leider nicht mit, das wäre nichts für eine junge Frau." Mit den Worten stand er auf, löschte das Licht un torkelte an meiner Mutter vorbei in den Flur.

"Wir reden morgen!", formte meine Mutter stumm mit den Lippen und folgte ihm nachdem sie die Türe wieder geschlossen hatte.

Das war jetzt also das Ende. Sie hatte es herausgefunden. Ich würde mit Ashton niemals fliehen können.

-

Am nächsten Morgen am Frühstückstisch wirkte mein Vater ziemlich verkatert. Er blickte trostlos auf seine Würstchen und stocherte mit schwacher Hand in den Bohnen. Er sagt nichts. Entweder erinnerte er sich gar nicht mehr an gestern Nacht oder er hatte tatsächlich nicht wahrgenommen, dass das jemand in meinem Zimmer gewesen war, noch Sekunden bevor er es betreten hatte.

"Schmeckte es dir denn nicht?", fragte meine Mutter ruhig. Sie hoffte die Wut auf sich richten zu können. Würde auch nur ein Funken Wut in meinem Vater glimmen, dann würde er sie auf das Essen und damit auch auf meine Mutter richten. Alles nur aufgrund ihrer Frage. Sie hatte mich dadurch in Schutz genommen. Vielleicht um nachher wirklich das Gespräch mit mir zu führen anstatt mir trockenes Brot in den Keller zu bringen wo ich am Dunkeln an eines der Regale gefesselt worden war.

Mauern ▄ a.i. [AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt