~neun~

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Es gibt kaum ein Wort um mein Innerstes zu beschreiben wie ich in diesem dunklen, feuchten Keller saß und mir die Seele aus dem Leib weinte. Nun war ich die Geisel.

Eine Geisel meines eigenen Vaters.

Ich hätte niemals gedacht, dass er dazu fähig gewesen wäre. Ich war sein eigenes Fleisch und Blut, sein einziger Nachkomme. Auch, wenn ich nicht immer tat was er von mir verlangte. Auch, wenn ich mit jemandem den er als seinen schlimmsten Feind ansah, befreundet war.

Seine scheiß Tochter verdammt. Er hätte mich in mein Zimmer sperren, vielleicht wirklich ein bisschen verprügeln können. Aber das war zu viel.

Ganz sicher war ich mir nicht, wie schlimm sie es mit mir getrieben hatten. Doch mir tat im Endeffekt wirklich alles weh. Meine Beine, meine Arme, mein Torso und mein Kopf.

Das mit dem Kopf war klar. Erst hatte mein Vater mir eine reingehauen, dann war ich gegen die Arbeitsplatte gestoßen und schließlich hatte mir jemand den Schädel auf den Boden geschlagen, mit voller Wucht. Um ehrlich zu sein war ich froh ohne großen Gedächtnisverlust oder Übelkeit oder überhaupt jemals wieder aufzuwachen.

Es pochte vorne an der Stirn, hinten am Nacken spürte ich verkrustet Blut und einen stechenden Schmerz. Und zuletzt fühlte sich mein Kiefer an als ob ich nie wieder auch nur ein Stück weiches Brot ohne Rinde kauen können.

Die Schmerzen im Kopf lenkten wenigstens ein wenig von den anderen ab. Meine Hände waren hinter dem Rücken wie damals bei Ashton gefesselt und dabei fühlte sich eine Schulter wie ausgeklügelt an und meine Finger schienen sich nicht ganz am richtigen Platz zu befinden.

Mein Rücken, Bauch und Seite mussten von Blutergüssen nur so überzogen sein, ebenso die Oberschenkel. Wenigstens ging es den Füßen einigermaßen gut. Doch gefesselt waren sie auch worden.

Ob mich Ash so verunstaltet immer noch anschauen würde? Bestimmt. Ich hatte ihn so ja quasi kennengelernt und aus Mitgefühl befreit.

Ash. Da fiel er mir auf einmal wieder ein.

Wo war er? War er wirklich diese Nacht daheim geblieben?

Wie lange war ich denn schon hier unten? Hatte er sich auf die Suche nach mir begeben? Oder war ihm noch nichtmal aufgefallen, dass ich unserem Plan nun nicht mehr folgen konnte?

Und am schlimmsten: Hatte mein Vater ihn und Robert schon ermordet?

Da kam es trotz all der bereits vergessenen Tränen erneut in mir hoch. Ich schrie und kreischte, heulte und fluchte. Aber nichts half. Sie hörten mich, da war ich mir sicher. Es war garantiert jemand im Haus um auf mich aufzupassen. Doch niemand würde Mitleid mit mir haben, niemand würde mich retten. Und selbst wenn Ashton das wollte und sich schon auf den Weg gemacht hatte, hatte mein Vater ihm garantiert eine Falle gestellt.

Es dauerte eine ganze Weile bis ich mich wieder beruhigt hatte. Wie lange konnte ich allerdings überhaupt nicht abschätzen, es war stockfinster und nichtmal ein kleiner Lichtstrahl drang in den Raum. Allmählich bekam ich wieder Hunger und errechnete mir daraus, dass ich mindestens über Nacht hier unten gewesen war. Doch es würde sicher noch ein bis zwei Tage dauern, bis Ashton merkte, dass ich nicht zu unserem Treffpunkt kommen würde.

Ich hoffte inständig, er würde ohne mich mit Robert fliehen bevor mein Vater und die Horde bei ihnen vor der Türe standen. So wären auf jeden Fall die Leben zwei guter Menschen gerettet, besser als wenn wir alle sterben mussten.

~

Nach weiteren, unerträglichen Stunden, oder zumindest glaubte ich das, hörte ich plötzlich wie oben an der Türe zum Keller der Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde. Wenn es ein Schlüssel war, so kam womöglich mein Vater hier runter und nicht Ashton.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 29, 2020 ⏰

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