Die Nacht war dunkel und der Regen kühlte die Luft ab, der Sommer war fast vorbei. Auf dem Dach stehend wurde ihr bewusst, das sie nicht mehr zurückkonnte, oft schon hatte sie es verhindert, doch heute war es so weit. Erinnerungen des letztens Jahres gingen ihr durch den Kopf, doch sie hatte nicht eine einzige Träne über. Es war eine Taubheit die sie schon seit Wochen befallen hatte. Das kleine Bündel in ihren Armen drückte sie noch fester an sich, ein letztes Mal sah sie ihn an. Er hatte das alles nicht verdient, was für eine grausame Welt in die sie ihn geboren hatte. Sanft legte sie ihn neben die überdachte Stahltür, die sie mit einem Stein offen hielt. Ein letzter Kuss, dann drehte sie sich um, er würde sich nicht an sie erinnern, würde sie nur aus Erzählungen kennen. Ihre letzten Schritte brachten sie an den Rand des Gebäudes, es war ein wunderschöner Anblick, die Stadt war hell erleuchtet. Den Blick nach unten vermied sie, ihr war kalt aber es störte sie nicht, es war wohl eines der letzten Dinge, die sie fühlen würde, so hoffte sie zumindest. Nur noch diese eine Sache, sie nahm ihr Handy in die Hand und postete ihr letztes Foto. Dazu schrieb sie, wer wird ihn retten? Danach drehte sie sich um, schloss ihre müden Augen und ließ sich fallen.
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◦◦◯Gedankenkarussell◯◦◦
PoesíaEine Sammlung meiner Gedanken. Aufarbeitung von Gefühlen. Schreiben ist die beste Therapie.