Ihre Stimmung wechselte so schnell wie das Wetter im April, unkontrollierbare Emotionen überrollten sie, hervorgerufen durch verdrängte Erinnerungen und aktuellen Überforderungen. Stress wurde zu ihrem größten Feind teilweise entstanden durch selbst verschuldeten Perfektionismus aber auch durch das Einwirken ihres Umfeldes. Schlaf, egal wie viele Stunden sie davon bekam, war trotzdem immer zu wenig und so blieb ihr nur die Müdigkeit zu akzeptieren und ihre Koffeineinnahme zu erhöhen.
Ihr Körper meldete sich in regelmäßigen Abständen mit dysfunktionalen Schmerzen, die sie an ihrem Geisteszustand zweifeln ließen. Die Küche, die sie soeben mit viel Elan geputzt hatte, wurde schlagartig uninteressant, in ein paar Stunden konnte sie ohnehin wieder von vorne anfangen. Mit Schwung landete der Schwamm im Waschbecken und sie setzte sich weniger schwungvoll auf den schäbigen alten Teppich. Nach ein paar Atemübungen um sich zu sammeln, hörte sie in die Stille hinein, was fehlte ihr nur?
Ein Hobby vielleicht, den jeder den sie kannte hatte etwas, das mit Leidenschaft ausgeübt wurde und auch mit Gleichgesinnten geteilt. Das Zeichen war schon lange vom Tisch, sie hatte es phasenweise gerne gemacht, aber um ehrlich zu sein, besaß sie kein Talent dafür. Mittlerweile verursachte es eine gewisse Panik in ihr, der Druck war zu groß und was sie brauchte, war Entspannung.
Als Kind war es das Lesen gewesen und als Erwachsene der Sport aber richtige Begeisterung und Leidenschaft spürte sie nicht dahinter, es war nicht mehr als ein Zeitvertreib. Die Küchenuhr tickte laut vor sich hin, während sie in ihrem Gedanken versunken auf dem Boden saß und Löcher in die Luft starrte. Wie aus dem Nichts schoss ihr eine schon fast vergessene Erinnerung ein.
Sie saß auf einem Campingbett in der Firma ihres zukünftigen Schwiegervaters und wartete auf ihren Freund. Es würde noch lange dauern, bis er die Arbeit für den Tag abschließen konnte, doch sie wollte die Zeit trotzdem in seiner Nähe verbringen. Um ihn nicht zu stören, hatte sie sich ein paar Zetteln und einen Stift von ihm geben lassen um zu Zeichnen, doch stattdessen fing sie an zu schreiben. Seite um Seite begann sie eine Welt zu formen, erschuf ganze Familien mit Fehlern und Stärken und das alles, ohne zu viel darüber nachzudenken.
Dieses Gefühl damals, da war sie sich jetzt sicher, das war Leidenschaft. Ein Energieschub erfasste sie und ließ sie hochspringen und ins Schlafzimmer laufen. Zusammengefaltet fand sie, die schon etwas mitgenommenen Zetteln zwischen Dokumenten und Fotos. Es drängte sie dazu die Geschichte auf den Computer zu übertragen und zum ersten Mal war sie froh darüber das 10 Fingersystem in der Schule gelernt zu haben.
Die nächsten Wochen wurde die Geschichte von ihr überarbeitet und verbessert, die Tage sortiert und das Endziel festgelegt. Nach einer Weile wollte sie es sogar Teilen, die Meinung von anderen dazu hören, auch wenn diese ihr vielleicht nicht gefiel. Wenn auch nur ein Mensch ihre Geschichte mochte dann würde sie dranbleiben und zu ihrer Überraschung fand sie diese eine Person.
Um so mehr sie sich auf diese Reise einließ um so mehr lernte sie, das Schreiben eröffnete ihr eine neue Sicht auf die Welt und einen Einblick in ihr eigenes Herz. An manchen Tagen weinte sie beim Schreiben und an anderen lachte sie dabei aber immer hatte es eine positive Auswirkung.
So blieb es eine Konstante in ihrem Leben, etwas auf das sie sich verlassen konnte und wurde zu ihrer Leidenschaft.
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◦◦◯Gedankenkarussell◯◦◦
PoezjaEine Sammlung meiner Gedanken. Aufarbeitung von Gefühlen. Schreiben ist die beste Therapie.