Kapitel 13

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Eigentlich will ich nicht in die Schule, ich zwinge mich aber trotz einer weiteren beinahe schlaflosen Nacht dazu. Und zwar aus mehreren Gründen. Erstens brauche ich dringend Ablenkung und zweitens kann ich es mir nicht erlauben in Selbstmitleid zu versinken. Ich bin schließlich diejenige, die den ganzen Schlamassel verursacht hat. Naja eigentlich war nicht ich es, sondern Laura. Wenn ich nur an sie denke steigt blanke Wut in mir auf. Wie kann man nur so rachsüchtig sein? Wenn ich diese Frau nochmal zu sehen bekomme, geschweige denn ein Wort mit ihr wechseln muss, kann ich nicht dafür garantieren, dass sie mit einem heilen Gesicht wieder aus der Sache heraus kommt.

Heute wartet Sarah nicht am Eingang des Schulhofes auf mich, dafür sehe ich sie vorm Haupteingang des Schulgebäudes stehen und mir winken. Ich muss mich zusammenreißen zumindest ein halbwegs gut gelauntes Gesicht zu machen.

"Hat Herr Wagner sich bei dir angesteckt oder wie?", fragt sie lachend. Mir rutscht bei diesen Worten unwillkürlich das Herz in die Hose. Das kann doch gar nicht sein, oder? Woher soll sie davon wissen? Und wenn sie es weiß, wieso lacht sie dann so unbeschwert darüber.

"Er ist gestern nach dem Unterricht einfach verschwunden und zur 8. Stunde einfach nicht mehr aufgetaucht. Genauso wie du am Montag. Was hattest du überhaupt, und wieso hast du mir nicht geantwortet?", erklärt sie auf meinen verwirrten Gesichtsausdruck hin. Aus der Leichtigkeit, die in ihrer Stimme liegt, höre ich heraus, dass sie nichts weiß. Das eben war wohl nur ein unbedachter Scherz ihrerseits. Ich entspanne mich ein wenig und antworte nur mit: "Hatte Migräne", und zwinge mich zu einem halbherzigen Lächeln.

"Achso. Du hast jedenfalls jetzt noch eineinhalb Stunden Zeit dich zu entspannen. Herr Wagner ist heute nicht da, ich habe eben auf den Vertretungsplan geschaut. Gehen wir uns einen Kaffee holen?"

Im ersten Moment bin ich erleichtert darüber um eine Begegnung mit Marco herum zu kommen. Mir wird erst jetzt richtig bewusst was für eine Angst ich davor hatte ihn heute zu sehen. Im zweiten Moment male ich mir allerdings aus, was Marco jetzt wohl macht statt zu unterrichten. Ich bin mir sehr sicher, dass unser gestriges Gespräch schuld an seiner Abwesenheit ist. Ich hoffe inständig, dass er nichts schlimmes tut so alleine Zuhause. Mir schießen sofort tausende schlimme Gedanken in den Kopf.

"Hallo, Erde an Sinah? Ich habe dich gefragt ob wie uns einen Kaffee holen", reißt mich Sinah aus meinen Gedanken.

"Achso, äh ja klar", antworte ich, bin aber immer noch nicht ganz bei der Sache, was mir ein belustigtes Kopfschütteln von Sarah einbringt.

"Dann hast du auch gleich genug Zeit mir von dem Typen zu erzählen der dir so den Kopf verdreht", sagt Sarah und zwinkert mir zu, bevor sie mich Richtung Mensa schleift.

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Zum Glück konnte ich alle ihre Fragen mit wagen Antworten und ein paar kleinen Lügen halbwegs zufriedenstellend beantworten bevor die Schulglocke die zweite Stunde einläutet.

Die restliche Zeit in der Schule zieht sich wie Kaugummi, aber aufs nach Hause kommen freue ich mich auch nicht sonderlich. Ich werde höchstwahrscheinlich wieder nur auf meinem Bett liegen, die Decke anstarren und an Marco denken.

Und genau so ist es dann auch gekommen.

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Am nächsten Morgen bemerke ich gleich die Angst Marco zu begegnen. Sie zeichnet sich in Bauchschmerzen ab und ich spiele mit dem Gedanken wieder zu schwänzen. Lasse es dann aber doch und mache mich auf den Weg in die Schule.

Heute ist wieder alles beim alten und Sarah wartet vor dem Schulhof auf mich.

"Herr Wagner ist übrigens wieder nicht da. Er ist wohl die ganze Woche noch krank geschrieben", ist das erste was ich von ihr zu hören bekomme. Wieso dreht sich eigentlich immer alles nur um ihn?

Wenn aus Hass Liebe wird [Lehrer×Schülerin]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt