Kapitel 4

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4.

Ratlos stand ich vor meinem Spiegel. Was sollte ich anziehen? Das Green Day-Shirt war, Schweissdrüsen sei Dank, voll geschwitzt und stank ekelhaft. Ich hasste es Teenager zu sein, Stimmungsschwankungen einer Schwangeren auf LSD, Körperveränderungen a la Captain America, nur das es keine Muskeln wurden und der Wachstumsschub ausblieb und sonstige Mutationen von irgendwelchen Körperteilen. Hat das jeder oder bin ich nur so verdammt abgedreht? Naja, depressiv war ich ja schon vorher, aber…

Ich schalt mich innerlich selber und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Ich sollte es nicht zur Inception ausarten lassen.

So kehrte ich zu meinem vorherigen Problem zurück, nämlich zu dem Oberteil-suchenden- Teenager.

Ich meine, die Auswahl war schon verdammt hart: Zum einen hatte ich viele T-Shirts, zum anderen fror ich wieder entsetzlich (TEENAGER) und könnte deshalb einen Pulli vertragen. Ich entschied mich für Variante Numero 2 und zog mir einen weinroten Pulli an. Mein Blick fiel auf meinen Grinsekatzenwecker und ich erlitt einen halben Herzinfarkt. Schon halb 6?

Ich war um 16.00 nachhause gekommen und hatte mich sofort in meiner Batcave verdrückt. Die Batcave ist eigentlich mein Zimmer. Obwohl es eher als Keller durchging und ich so zu der Bezeichnung Batcave kam. Klingt cooler. Da ich mich gleichzeitig, also während ich denke, auch bewegen konnte, schnappte ich mir mein Handy und Portemonnaie, reine Angewohnheit, und verliess die Cave, rannte nach oben, durch das verlassenen Haus und verliess nach dem abschliessen das Grundstück.

Auf der anderen Seite klopfte ich an die Tür und wartete. Drinnen hörte ich Gepolter und Rufen, bis sich die Tür öffnete. Gee stand grinsend vor mir.

„Hey Vici! Komm rein, wir sind gerade beim Backen!“ Backen?! Gerard kann backen? Das würde zumindest sein Gesicht und seine Haare erklären, denn beides war an einigen Stellen weiss und braun. Ich kicherte und wuschelte ihm durch die schwarzen Haare.

„Du hattest da was.“, kicherte ich und wischte auch noch den Rest weg.

„Danke und nun, komm!“, sagte Gee, packte mein rechtes Handgelenk –AUA- und zog mich durch einen Gang. Ich stolperte irgendwie aus meinen Schuhen, zum Glück keine Chucks(,) und folgte ihm in eine Küche.

Ich nahm an, dass es eine Küche war. Könnte mich aber auch irren und wir waren in Narnia gelandet. Es war alles weiss, der Boden war sicherlich mit einer Um die 2 cm dicken Mehlschicht bedeckt. Ich musste niesen.

„GESUNDHEIT!“, ertönte es von 3 verschiedenen Stimmen.

„DANKE!“, gab ich zurück.

„Vici, bist du das?“, fragte eine tiefe Stimme. Nein, weisst du, ich tu nur so…

„Ja… Und ddu bist Frank?“, fragte ich, leider stotternd. Ein zustimmender Laut kam von rechts und ich erkannte langsam etwas, da sich der Staub legte.

Rechts von mir standen Frank und Ray, links befand sich Mikey und schräg hinter mir musste Gee irgendwo sein.

„Hey, Victoria! Schön, dass du auch da bist!“, sagte Ray und schüttelte seinen Fro. Ich grinste, fokussierte aber Gee, welcher sich an mir vorbei drängte und sich dann neben Frank stellte und ihm das Mehl abklopfte. Süss, schoss es mir durch den Kopf und ich wurde rot. Was denk ich da? Gee war schwul, aber Frank war wahrscheinlich nicht schwul und es ging mich ja gar nichts an. Aber… süss war es trotzdem.

„Was macht ihr grade?“, fragte ich, „also abgesehen vom Nachspielen von Narnia…“

Sie lachten alle und schliesslich antwortete Ray: „Naja, wir wollten Kuchen backen.“

Sympathisch, Jungs die- „für dich, als Hallo von uns“, beendete Bob den Satz als er die Küche betrat, mit einem Sixpack Bier in seinen Händen.

Sprachlos sah ich sie an.

„Fffff…“, versuchte ich zu sagen. Es war doch einfach zum Fledermäuse melken!

„Fffff… VERDAMMTE KACKE!!“, schrie ich plötzlich laut und alle zuckten zusammen.

„Alles in Ordnung?“, fragte Frank zaghaft.

Man, ich war so wütend, dass mir die Tränen kamen. Wie peinlich war das denn? Ich versuchte nicht zu weinen, aber es war gerade alles zu viel… Gewöhnlich wurde ich ignoriert, vielleicht geduldet, aber noch nie hatte jemand sowas für mich-, doch. SIE. SIE hat für mich alles getan. Bis auf…

Schlagartig knickten meine Beine weg und ich sass weinend am Boden.

Eine Mehlwolke breitete sich erneut in der Küche aus.

„Hey, Leute, geht schon mal das Zimmer richten und säubert euch ein bisschen...“, sagte eine Stimme und ich hörte noch das dumpfe Geräusch von Schritten.

Doch eigentlich war es mir egal. Schon lange hatte ich keine solche Heulattacke mehr gehabt, welche manchmal zu richtigen Panik-Attacken ausarteten. Die Frustration, dass ich nicht mal richtig sprechen konnte, die überwältigenden Emotionen und der Gedanke an SIE, der erste Schultag, der Umzug… Alles war zu viel.

Mein Körper bebte, Tränen liefen meinen Wangen hinunter und ich rotzte ziemlich rum. Toll, jetzt zitterte ich noch. Plötzlich umarmte mich jemand und zog mich zwischen seine Beine. Langsam und beruhigend strich er (es waren ja nur Jungs da) mir über den Rücken.

„Ich bin hier, Victoria.“, murmelte die Stimme und ich klammerte mich an ihn. Sein beruhigender Herzschlag liess mein Zittern verschwinden  und meine Atmung verlangsamen.

„Danke…“, brachte ich leise hervor und öffnete meine Augen. Langsam fokussierten sie sich wieder und ich blickte in das Gesicht von Frank.

 „…Frank?“, fragte ich zaghaft.

Er brummte und ich fuhr fort: „… Es tut mir lei-…“

„Hör auf! Dir muss es nicht leidtun! Aber… was war los?“, unterbrach er mich und drückte mich ein bisschen von sich weg.

„Es war… alles ein bisschen viel aauf einmal… Uund ich habe mich soo geschämt und aufgeregt, dass iiich nicht richtig sprechen kkkann… Unnnd noch nnnie hat iiirgendweer sowas ffür mich getan…“, schloss ich meine „Beichte“ und sah nach unten. Er schnaubte und drückte mich wieder an seine Brust.

Ich könnte ihn gerade erdrücken. Frank gab mir den Halt, welchen ich gerade brauchte.

„Du musst dich nicht schämen! Nie!“, nuschelte er in mein Haar und ich kuschelte mich an ihn.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 17, 2015 ⏰

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