Kapitel 30: Aufgeben oder Kämpfen

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Lucius
Ich hörte die Worte die der Zentaurenkönig zu mir sagte, aber die Bedeutung dieser konnte ich in diesem Augenblick nicht verstehen.

"Was soll das bedeuten, sie ist verschwunden?"

"Ich bin nicht sicher ob ich alles richtig mitbekommen habe, aber... Marita hat anscheinend irgendeine Prophezeiung einer anderen Hexe bekommen. Diese betraf Luana. Ich weiß nicht genau was gesagt wurde, aber es hat sie veranlasst zu gehen. Der Wolf war so ausser sich, dass er die Waldhexe angegriffen hat. Er wurde wütend, hatte keine Kontrolle mehr. Er steckt seit Stunden in einem Zustand zwischen Wolf und Mensch und wir mussten ihn fesseln. Es ist schwierig ihn unter Kontrolle zu halten. Wenn nicht gar unmöglich."

Was sagte Arik da? Luana ist von selbst gegangen? Aber sie wusste doch dass ich heute Nacht kommen würde. Der Wolf hatte die Aufgabe auf sie acht zu geben, und jetzt irrt sie allein in dem Wald herum? Ihr könnte alles mögliche passieren...

Eine Hand berührte meine Schulter. Ich drehte meinen Kopf und knurrte Isabella an. Ich war ausser mir. Meine Vampirzähne kamen zum Vorschein, ebenso färbten sich meine Augen rot und die Adern traten hervor. Die Emotion hatte mich im Griff.

"Lucius, beruhige dich. Wir werden sie wieder finden."

Ich schnaufte wie ein wild gewordener Stier. Niemals hätte ich sie in der Obhut eines Wolfes lassen dürfen. Er hatte auf ganzer Linie versagt. Nun würde sein Ende drohen.

"Wo sind die Hexe und der Wolf?" fragte Isabella den Zentauren. Dieser führte uns anschließend zu den beiden hin. Silas war mit verzauberten Lianen an Bäumen fest gebunden. Sowohl Arme als auch die Beine. Er konnte sich kaum Bewegen, aber sein Gesicht war von Schmerzen erfüllt.

"Luanas Entscheidung zu gehen, hat irgendwas in ihm ausgelöst. Er sprach von Todesqualen." erklärte Arik und Marita begann sich zu uns umzudrehen. Ihr Gesicht war ebenfalls gezeichnet von Gefühlen, denn ihre Wangen waren benässt von all den Tränen die sie geweint haben musste.

"Lucius... Es ist.. Meine Schuld. Alles ist meine Schuld. Ich hätte dieses Ritual niemals durchführen dürfen."

Als meine Freundin erneut in Tränen ausbrach, verschwand meine Vampir Fratze. Ich wurde ergriffen von Mitgefühl. Ebenso für Silas, als auch für Marita. Ich lief zu ihr und nahm sie in meine Arme.

"Wir geben sie nicht auf." sagte ich und die Hexe sah mich überrascht an. Ich war überrascht über mich selbst, wie gefasst ich in diesem Augenblick war. Dann wandte ich mich Silas zu und befreite ihn von den Fesseln.

"Wir finden sie. Egal was der Grund für Luanas Verschwinden war, ich werde nicht zulassen dass sie den blauen Wald verlässt. Ich werde nicht zulassen dass sie uns aufgibt. Ich werde für meine Liebe kämpfen, und sei es noch so aussichtslos."

Der Wolf sah mich erstaunt an. Während meiner Worte begann er sich wieder vollkommen in seine menschliche Gestalt zu verwandeln. Auch auf seinem Gesicht konnte ich nun die Spuren der vielen Tränen ausfindig machen.

"Arik. Bitte die Waldgeister um Hilfe. Wir werden ihren Geruch nachlaufen. Und wenn ich den gesamten Wald absuchen muss..."

Ich war fest entschlossen. Mir war egal was das für eine idiotische Prophezeiung war. Mir war egal was der Grund für ihr Verschwinden war. Mir war egal, welche magischen Fähigkeiten ihr Blut hatte. Ich liebte Luana bereits mehr als mein eigenes Leben und niemals würde ich sie aufgeben. Selbst wenn sie mich nicht lieben würde, könnte ich nicht anders als sie zu beschützen.

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Luana
Zusammen mit dem Wolf lief ich stundenlang durch den Wald. Wir wechselten kein einziges Wort miteinander, was schon seltsam war, aber es kam mir auch ganz gelegen. Was hätte ich ihm denn auch schon zu sagen?

Mein Kopf schmerzte nach wie vor und ich kämpfte permanent gegen meinen Schwindel und die Übelkeit. Mein Körper hatte kaum Kraft, dennoch kämpfte ich mich Meter für Meter voran. Selbst als die Sonne wieder unterging, liefen wir weiter.

Ich hatte keine Ahnung wo wir waren, und ich achtete auch gar nicht auf meine Umgebung. Der Schmerz in meinen Herzen saß tief, denn immerzu dachte ich an die, die mir geholfen hatten und die ich nun verließ. Doch auch wenn es unbeschreiblich weh tat, so war es einfach am besten, redete ich mir ein. So musste es sein.

"Ich kann nicht mehr..." sagte ich dann doch widerwillen als die Dunkelheit der Nacht den Wald wieder eingehüllt hatte. Der Wolf, ich wusste nicht mal ob der männlich oder weiblich war, brummte kurz auf und sah sich schweigend um, ehe er sich unter einem Baum hin setzte. Es war wohl das Zeichen dass wir endlich eine Rast einlegten, und irgendwann musste ja auch er sich ausruhen und etwas schlafen, oder?

Ich lehnte mich an den Baumstamm. Die Kälte der Nacht ließ mein Haut wieder frieren, wie zwei Nächte davor. Doch diesmal würde mich niemand wärmen. Langsam schloss ich die Augen, was aber ein Fehler war, denn nun hatte ich das Gefühl alles würde sich immer schneller um mich herum drehen. Ich hatte kein Gefühl mehr für oben oder unten, konnte die Schwerkraft der Erde nicht mehr spüren. Doch meine Augen konnte ich auch nicht mehr auf bekommen.

Ein Knurren ließ mich aufschrecken, nachdem ich entweder eingeschlafen war, oder das Bewusstsein verloren hatte. Aber beides wäre im Moment wohl das selbe gewesen. Ich bekam auch kaum, ausser dem Knurren, etwas mit. Daher wusste ich auch nicht, was dem Wolf aufknurren ließ. Ich fühlte mich so schlaff wie noch nie, trotzdem versuchte ich was zu erkennen.

Was ich wahr nahm, war ein starker Wind, der uns umgab, und von Minute zu Minute schien er stärker zu werden, bis man von einem Sturm sprechen konnte. Blätter und Zweige flogen uns um die Ohren, ebenso wie meine langen Haare, die mir nun meine eh schon verschwommene Sicht nahmen. Ich konnte nur erkennen, wie der Wolf sich scheinbar gegen irgendetwas wehrte. Er riss an seinen Pfoten herum.

Dann spürte auch ich, wie sich etwas um meine Fußgelenke zu wickeln schien. Es erinnerte mich sofort an das Ritual und das Seil an meinen Handgelenk. Ich bekam Panik. War das wieder die böse Hexe? Hatte sie mich gefunden?

Ich versuchte zu schreien, bekam aber keinen Ton aus mir raus. Dann spürte ich wie sich erneut etwas um mich herum wickelte, diesmal aber um meine Hüften und Bauch. Ich versuchte mich zu befreien, was aber völlig sinnlos war. Nach Minuten erkannte ich aber, dass das, was mich gefesselt hatte, Ranken waren.

Ranken die mich fest umklammerten, mich sogar etwas vom Boden hoben. Was sollte ich nun tun? Versuchen weiter zu kämpfen? Mich irgendwie zu befreien? Oder sollte ich mich einfach ergeben? Aufgeben und hoffen dass die anderen nach meinen Tod in Sicherheit waren?

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Wie immer freue ich mich sehr über eure Votes und Meinungen. Ich habe schon etliche weitere Kapitel geschrieben und hoffe sehr, meine Geschichte gefällt auch noch genauso gut wie am Anfang.

Was haltet ihr eigentlich von Luanas Entscheidung?

Werden Silas und Lucius sie finden?

Was denkt ihr, greift Luana und den Wolf gerade an. Ist es wirklich die böse Hexe?

Luana, Gefangene des ÜbernatürlichenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt