Kapitel 19: Nachwirkungen

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Die Schmerzen, die die schwarzen Kreaturen in meinen Körper auslösten, waren unerträglich. Sie benebelten so sehr meine Sinne, dass ich nichts mehr von meiner Umgebung wahr nahm. Meine Schreie hallten durch den Wald, während meine Tränen immer weiter mein Gesicht hinab liefen. Deshalb bekam ich auch kaum mit, was nun geschah...

Marita lag krampfhaft am Boden. In Ihr tobte ein Kampf gewaltiger Mächte. Das Böse, dass ihre Verbindung zu mir nutzte, war unglaublich stark. Nur war die rothaarige Waldhexe ebenfalls sehr stark. Jedoch nutzte sie ihre gewaltigen Kräfte so selten, dass sie erst einmal in ihr tiefstes Selbst tauchen musste, um sie herauf zu beschwören. Das leuchtende Rot in ihren Augen, was das Böse auslöste, wich einem strahlenden Grün. Ebenso wurde sie in einem grünlichen Nebel umhüllt. Ein starker Wind kam auf und wirbelte wild umher bis es stürmte. Am Himmel zogen wieder Wolken auf, aber so schnell, dass es schon unnatürlich wirkte. In kürzester Zeit begann es zu Regen und löschte das magische Feuer, welches versuchte sich immer und immer wieder neu zu entflammen, scheiterte aber bei der Menge des Wassers dass vom Himmel kam.

Der grüne Nebel um Marita wurde immer dichter bis sie in einer Wolke stand, und dann plötzlich explodierte diese nach allen Richtungen. Die Auswirkung der Magie war so stark, dass es sogar den Vampir und den Zentauren meterweit nach hinten warf. Das Land war bedeckt von Wolken und Rauch. Und als sich alles langsam beruhigte, war das Böse fort.

Ich schlug meine Augen auf als die enormen Schmerzen auf einmal weg waren. Die kleinen schwarzen Teufel waren verschwunden, mein Körper war wieder frei. Die Waldhexe nahm eine Athame in die Hand und Schnitt das Seil durch, ehe sie sich völlig erschöpft zu Boden sinken ließ und Arik zu ihr hin eilte.

Sofort riss ich das Seil von meinen Handgelenk, es wirkte kein Zauber mehr und war nurmehr ein gewöhnlicher Gegenstand. Auf allen Vieren krabbelte ich so schnell ich konnte aus dem Pentagramm und dem Kreis heraus, um mich in die Arme meines Vampirs fallen zu lassen. Dieser umarmte mich sogleich und hielt mich ganz fest.

Ich dachte wirklich das wäre mein Ende gewesen. Ich stand völlig unter Schock und wollte hier einfach nur weg. Mein Gesicht vergrub ich in Lucius Brust, während ich noch etwas weinte. Als ich mich nach einer Weile etwas gefasst hatte, erkundigte ich mich nach meiner Freundin.

"Marita, wo ist Marita? Wie geht es ihr?"

"Arik kümmert sich um sie. Dass war... Sie hat viel Energie verbraucht und benötigt jetzt Ruhe. Er bringt sie zu den Heilern seines Volkes."

Ich nickte, und drehte meinen Kopf um die beiden zu suchen. Marita lag bereits regungslos auf dem Rücken des Zentauren, welcher uns zunickte und dann im Gallop verschwand.

"Wir müssen hier ebenfalls weg. Dieser Ort ist jetzt vom Bösen makiert. Erst wenn die Markierung entfernt wurde, könnt ihr wieder in die Hütte zurück. Kannst du Laufen oder soll ich dich tragen?"  fragte Lucius. "Ich kann laufen." meinte ich und versuchte mich aufzurichten, wobei Lucius mich stützte. Ich fragte nicht wo wir hin wollten, aber bald würde die Sonne aufgehen.

Auch wenn ich stark sein wollte, konnte ich nicht weit laufen. Meine Beine gaben nach, also hob Lucius mich auf seinen Armen hoch und trug mich während er weiter lief. Meinen Kopf lehnte ich an seinen Brustkörper und ich schloss etwas die Augen. Als ich sie wieder öffnete, befand ich mich an einem seltsamen Ort.

Es war anscheinend irgend eine unterirdische Höhle, in der ein kleiner See, lag. Rundherum waren die Wände mit allerlei Blumen und Ranken bewachsen. Und es gab sogar ein paar Blüten die die Fähigkeit zu Leuchten besaßen. Sie hingen genau über dem Wasser, so dass dieses das Licht reflektierte und die Höhle beleuchtete.

Lucius saß am Boden, einen Arm hatte er um mich gelegt und hielt mich fest an sich gedrückt. Ich blickte zu ihm hoch, und erkannte Sorgenfalten an seiner Stirn. Ich richtet mich etwas auf und legte eine Hand auf seine Wange. Es sollte eine beruhigende Geste sein, doch diesen Effekt hatte sie leider nicht.

"Ist dir kalt? Ich weiß, ich bin kein heißer Typ, und leider habe ich auf Decken oder sowas vergessen." Ein Schmunzeln entkam mir. "Heiß nicht gerade, aber durchaus attraktiv." meinte ich und meine Bäckchen wurden rot. Nun schmunzelte auch mein Vampir und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

"Nein, also es geht schon. Hier drin ist eine angenehme Temperatur." er nickte auf meine Antwort hin und zusammen schwiegen wir wieder etwas. Ich  beobachtete das Wasser während ich an das schreckliche Erlebnis dachte.

"Lucius, was ist da vorhin passiert? Was waren das für.. Dinger auf mir?" fragte ich nun. Er aber zuckte mit den Schultern.
"Keine Ahnung. Irgendwas dämonisches. Oder erschaffen durch dunkle Magie. Auf jedenfalls was Böses." Gedehnt atmete ich aus. Also wusste selbst er es nicht. Um Genaueres zu erfahren, müssten wir wohl mit Marita sprechen. Ich hoffte nur dass es ihr bald wieder gut gehen würde. Erstmal musste ich mit Lucius hier an diesem Ort verweilen, bis die Sonne wieder untergehen würde. Denn gewiss würde er mich nun nicht allein am Tage draußen herum laufen lassen, und das Bedürfnis danach hatte ich auch nicht.

Aber eine Sache wäre da doch noch. Lucius dachte bestimmt nicht daran, aber wie wird Silas reagieren, wenn er heute zurück zur Hütte kommt und diese leer vorfindet? Wenn er die Spuren des Rituals entdeckt? Ob die Verbindung zu mir stark genug wäre dass er mich wieder findet? Und das Böse... Wenn es noch dort ist.. Bestünde eine Gefahr für den Wolf oder andere Kreaturen des blauen Waldes? Ich machte mir Sorgen um Silas...

Luana, Gefangene des ÜbernatürlichenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt