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Ich schlenderte durch die Stadt und setzte mich auf eine Bank am Rand des großen Stadtparks. Ich konnte einige Mütter mit ihren kleinen Kindern sehen, die auf dem Spielplatz waren. Ich sah aber auch auf die andere Seite der Hecke, die ein kleines Feld abschirmte, wo sich Jugendliche herumtrieben, die keine Lust auf Schule hatten. Jetzt in den Ferien waren es einige mehr, die dort saßen, schon am Vormittag Alkohol tranken und gerne auch mal einen Joint kreisen ließen. 

Ich zog meine Zeichenunterlage und ein Blatt Papier aus meinem Rucksack und legte mein Mäppchen mit den Bleistiften neben mich auf das modrige Holz. Ich zeichnete gerne einen der Jugendlichen, die immer da waren, oder eines der Mädchen, die sie wechselnd mitbrachten. Gerade als ich überlegte, wer es wohl heute sein würde, erregte ein Mädchen meine Aufmerksamkeit, das ein Eis in der Hand hielt und mit dem Kopf zum Takt der Musik aus ihren Kopfhörern nickte. Das wäre nichts ungewöhnliches gewesen, doch das Mädchen trug eine Knallpinke Jacke und die langen dunklen Haare waren an den Spitzen im gleichen Ton gefärbt. 

Sie sah also nicht so aus, wie die dort hinten mit ihren einheitlich schwarzen Klamotten. Sie steuerte auch nicht auf diese zu, sondern setzte sich einige Bänke entfernt hin und leckte konzentriert ihr Eis. Die anderen dort hinten waren für mich sofort uninteressant. Ich würde heute sie zeichnen. Ich würde auch keine Bleistiftzeichnung anfertigen, die sonst alles recht gut einfing, sondern mit Buntstiften arbeiten. 

Ich fing an und warf immer wieder einen kurzen Blick zu ihr hinüber. Sie saß einfach da und hörte mit geschlossenen Augen Musik. Nachdem ich die Skizze fertig hatte begann ich sie anzumalen. Erst die graue Hose und die schwarzen, abgewetzten Schuhe, dann die pinke Jacke und ihr schmales Gesicht, welches unfassbar blass war. Die einzige Farbe war ein fetter Sonnenbrand auf ihren Wangen, den ich etwas schwächer darstellte, weil die Farben gerade so schön harmonierten. Als letztes fügte ich ihre langen dunklen Haare hinzu, welche ihr wirr über die Schultern und ins Gesicht fielen. Nachdem ich die Spitzen pink gefärbt hatte warf ich einen Blick auf die Uhr. Ich hatte zwei Stunden gebraucht, was wirklich schnell war für so ein gutes Bild.

Ich betrachtete das Bild genauer und musste mir eingestehen, dass es eines der besten Bilder war, die ich je gemacht hatte. Das Mädchen auf einer Bank im Hintergrund waren Bäume angedeutet. Ich warf einen Blick zur Bank. Sie saß immer noch so entspannt da, ich lächelte. Sie musste sich hier wirklich sicher fühlen, wenn sie sich so fallen ließ. Ich schaute wieder zum Spielplatz. Die eine Mutter, die immer um Punkt halb zwölf ging und am Nachmittag wieder kam nur um dann um halb sechs den Spielplatz zu verlassen, packte gerade ihre Sachen zusammen. Wie immer packte auch ich mein Zeug und verließ den Park. Diese Mutter war quasi meine persönliche Uhr, die mich erinnerte zum Essen nach Hause zu gehen.

Am Abend betrachtete ich das Bild noch einmal. Es sah gut aus und wie immer lud ich es auf Instagram hoch. Meine Bilder wurden dort von so 50 Leuten angeschaut und es machte mir Spaß meine Leidenschaft zu teilen. Nachdem ich mich fertig gemacht hatte schaute ich nochmla auf Insta und sah mir die Kommentare an. Wie immer freute ich mich über das Lob und die Komplimente. 

Mein Finger schwebte schon über dem Ausknöpft, als noch ein Kommentar aufploppte. 

"Den Sonnenbrand hast du aber gut wegretuschiert, hab mich schon gefragt, warum du so oft überschaust beim Zeichnen. Danke!"


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