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Ich hab irgendwie Lust auf einen zweiten Teil der letzten Story, deswegen kommt jetzt einer.


Wie immer packte ich meine Sachen schon vor dem Klingeln zusammen um pünktlich mit dem schrillen Geräusch aus dem Klassenzimmer rennen zu können. Ich hatte nun wirklich keine Lust hier länger als erwartet zu bleiben und außerdem war ich verabredet. Wie immer eigentlich hatten Valentin und ich vor in den Ruinen im alten Industriegebiet eine Wand zu suchen und ein bisschen zu üben. Dann würden wir zusammen unsere Hausaufgaben erledigen und trotzdem würde ich am nächsten Tag sagen, dass ich sie nicht hatte. Einfach nur um meinen Eltern zu zeigen, dass es eben nicht okay war die ganze Zeit auf irgendwelchen Bonzenparties auf der ganzen Welt abzuhängen und sich einen Dreck um die Vorzeigetochter zu kümmern. Ich liebte es ihre erstaunten Gesichter zu sehen, wenn ich ihnen mal wieder einen Brief von der Schule geben musste, da ich nicht mitarbeitete, allerdings musste ich das meistens auf einem Bildschirm sehen, weil sie nicht da waren.

Valentin wartete draußen und begrüßte mich mit einer Umarmung. Von links starrten mich ein paar Zicken böse an. Das lag vor allem daran, dass Valentin gut aussah und sie mich als Konkurrenz betrachteten. Was dumm war, da ich keinerlei Interesse daran hatte mit Valentin in irgendeiner Weise etwas anderes als eine rein platonische Beziehung zu führen und Valentin hatte keinerlei Interesse irgendeine Beziehung mit diesen dummen Kühen zu führen. Das wiederum lag vor allem daran, dass Val auf intelligente Gespräche und Typen stand. Beides konnten ihm die Zicken links von mir definitiv nicht geben. 

Kaum hatten wir das Schulgelände verlassen fühlte ich mich besser. Val schaute mich ein bisschen, na gut ziemlich, besorgt an. "Wie sieht es aus, kommen deine Eltern wieder? Haben sie sich wenigstens gemeldet?" Er war der einzige, der von meinen Problemen wusste und er machte sich einen Haufen Sorgen um mich. "Sie werden diesen Monat erst einen kleinen Zwischenstopp auf den Malediven einlegen um dann noch kurz in LA auf eine Gala zu gehen und dann kommen sie wieder. Hat sie zumindest gestern gesagt." 

Val schaute mich noch besorgter an. "Du schläfst nächste Woche wieder bei mir! Du kannst nicht komplett alleine in einer Villa wohnen, das macht dich verrückt." Ohne zu widersprechen nickte ich. Ich hatte gehofft, dass er mir das anbieten würde. In der Wohnung von Vals Familie war deutlich mehr Leben und ich wurde deutlich mehr akzeptiert. Wir betraten die Straße, die zwischen den verfallenen Gebäuden hindurchführe und liefen auf die alte Halle zu, in der wir unser Equipment versteckt hatten. Nachdem wir unsere Sachen rübergezogen hatten fingen wir an eine Wand zu suchen und fanden endlich eine Fläche, auf der man gut zwei Bilder nebeneinander bekam.

"Was wollen wir heute machen?" Ich schaute Val erwartungsvoll an. Wir hatten eine Art Spiel in dem wir beide ein Bild zu einem bestimmten Thema sprayten und dann überlegten, welches besser war. "Ich würde Nacht vorschlagen." Ich grinste und auch er lächelte "Pia, wir wissen beide, was du machen wirst." Ich schaute ihn gespielt sauer an und erwiderte nichts, sondern fing an. 

Nachdem wir fertig waren sah man bei mir einen Mond, vor dem eine dunkle Silhouette mit mittellangen dunklen Haaren war davor zu sehen. Val hatte einen Hügel vor einem Sternenübersäten Himmel gesprayt. Er schaute mein Werk an und lachte "Und Tag 10 an dem Pia zu irgendeinem Thema Nicoletta macht." Ich schlug ihm spielerisch auf den Oberarm. "Na komm lass uns nach Hause gehen und schauen was die Ulrich uns so aufgegeben hat." 

Auf dem Rückweg schlenderten Val und ich durch die Ruinen an einer großen Wand vorbei an der bisher nur die Konturen eines Kunstwerkes zu sehen waren. Trotzdem musste man das schon Kunstwerk nennen, denn es sah atemberaubend aus. Ein Engel, der brennend vom Himmel stützte. "Hey, das sieht aber gut aus!" Ich nickte anerkennend und schaute mir die Linien genauer an. Auch Val sah sehr überzeugt aus "Das war ein Profi, die sind überall gleichmäßig und nirgends verschmiert." Ich nickte euphorisch "Das kannst du laut sagen. Ich wünschte, ich könnte so perfekte Wolken sprayen." 

Wir schauten uns das Bild noch ein bisschen genauer an, dann gingen wir weiter. Auf dem Weg lag ich Val die ganze Zeit in den Ohren, dass wir am nächsten Tag unbedingt schauen mussten, ob das Bild weiter fertiggestellt worden war. Val stimmte mir schon das erste Mal zu, doch ich betonte das trotzdem noch (mindestens) drei Mal. 

Kurze Zeit später vor dem Haus, in dem sich die Wohnung von Valentins Familie befand an. In der Wohnung wurde ich erstmal von Vals kleiner Schwester belagert, die vier und unfassbar süß war. Dann fragte mich Vals Mutter, ob ich mit Ofenkartoffeln und Spinatröllchen zufrieden wäre, was ich mit einem energischen Nicken bejahte. Val schnappte lachend meine Hand und zog mich in sein Zimmer um mir ein Fanart von einem Typen aus einem Buch zu zeigen. Während er mir haarklein erklärte, warum dieser Junge, die absolut beste Person, die je erschaffen wurde sei, schweiften meine Gedanken zu Nicoletta ab.

Die dunklen Haare, die unfassbar helle Haut, das kleine Lächeln, wenn sie mal wieder eins der zerfledderten Taschenbücher aus ihrer Tasche zog, die sie immer in die Schule nahm. Dann wanderten meine Gedanken weiter zu dem Engel, den wir heute gesehen hatten und irgendwie wünschte ich mir, die Person hinter dem Werk kennenzulernen. Val hatte aufgehört zu erzählen und schaute mich aufmerksam an. "Warum fragst du sie nicht mal, ob sie Lust hat was mit dir zu machen?" 

Ich zuckte mit den Schultern, was sollte es bringen sie anzusprechen. Sie mochte mich wahrscheinlich nicht und wenn, dann wären wir nur Freunde. "Warum, ich mein ich hab noch nie mit ihr gesprochen?" Er lächelte "Versuch es halt einfach mal, viel kann nicht schief gehen, meinst du nicht?" Ich gab mich geschlagen und versprach ihm sie wenigstens mal anzusprechen.

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