Revenge

75 6 3
                                    

Nach längerem Nachdenken hat ich mich entschlossen, zum Gefängnis aufzubrechen und mit Xiao zu reden. Ich fragte einen Bewohner aus Liyue nach dem Weg, da ich vorher nicht wusste, dass es hier überhaupt eine Art Gefängnis gibt. Der Mann den ich fragte, warf mir zwar einen misstrauischen Blick zu, als ich ihn danach fragte, erklärte mir dann aber den Weg dorthin. Etwas verwirrt machte ich mich auf und erreichte nach einiger Zeit die hohen Mauern. Der Eingang bestand aus einem riesigen Tor, vor dem einige Wachen patrouillierten. Als ich mich näherte, sahen sie misstrauisch zu mir und einer fragte mit unfreundlichem Ton: "Wer bist du und was willst du hier?" Ich atmete einmal tief durch und beantwortete seine Frage: "Ich...möchte mit Xiao sprechen..." "Das ist derzeit nicht möglich", meinte der Mann monoton. "Warum denn?", wollte ich etwas unsicher wissen. Die Wärter begannen unheilvoll zu grinsen und entgegneten amüsiert: "Er....", er wendete sich zu mir und ging leicht in die Hocke, um gleich groß, wie ich zu sein, "...Er sitzt grade seine Strafe aus...du kannst später vielleicht mit ihm reden...oder auch nicht?!" Sie lachten alle laut auf, setzen dann kurz darauf aber wieder ihre eiskalten Blicke auf. Etwas verwundert drehte ich mich um und lief davon. Irgendetwas ging dort nicht mit rechten Dingen zu. Als ich gerade den Weg zurück einschlagen wollte fiel mir der Hügel in der Nähe auf. Wenn man dort oben stehen würde, hätte man vermutlich einen perfekten Blick auf die Geschehnisse innerhalb der Mauern des Gefängnisses. Ich beschloss dort hoch zu klettern und mich etwas umzusehen, vielleicht würde ich ja Xiao entdecken. Als ich oben ankam, hörte ich aufeinmal ein lautes gehässiges Lachen, welches durch Mark und Bein ging. Etwas verunsichert näherte ich mich der Mauer und sah hinunter. Doch was ich dort zu sehen bekam, schockierte mich. Xiao stand in einer Art Kuppel, von Nebel umgeben, vor Saccharose. Er hatte ihr einen Speer in die Brust gerammt, starrte in den Himmel...und lachte. Wie konnte das sein? Sie war doch in Mondstadt oder etwa nicht? Und aus welchem Grund sollte er denn seine Schwester umbringen? Doch sie war nicht das einzige Opfer, dort neben ihm lag Bennett...blutüberströmt...Bei diesem Anblick wurde mir übel. Was hatte er nur getan?! Doch im Nebel, konnte ich noch eine weitere Person erkennen. Xiao hatte es anscheinend auch bemerkt, denn er schleuderte seine Waffe in diese Richtung und traf sein Ziel. Doch anstatt weiter anzugreifen, zuckte er plötzlich zusammen und sah sich schockiert um. Seine gesamtes Auftreten änderte sich schlagartig. Es wirkte, als ob ihm auf einmal aufgefallen war, was er gerade getan hatte. Er sah sich anscheinend nach der Person um, die er angegriffen hatte. Von hier aus konnte ich sehen, dass jemand an der Wand der Kuppel kauerte. Auf diesen ging Xiao geradewegs zu. Als er vor ihm stand, kniete er sich hin und verband dessen verletzte Schulter. Außerhalb der Kuppel standen unzählige Wachen und Gefangene, die das Geschehen amüsiert beobachteten. Schlagartig ließ Xiao den Jungen fallen und rannte ein paar Schritte von ihm weg, wo er sich aber nicht lange halten konnte. Erneut hatte er diesen angsteinflößenden Blick aufgesetzt und sprintete mit seinem Speer auf die Person zu. Kurz bevor er sie treffen konnte, riss er sich zusammen und stach in die Luft. Was zur Hölle war das? Das war doch nicht mehr normal...wie konnte man Menschen sowas antun? Ich dachte das wäre einfach ein Gefängnis...wie konnte diese Wachen das ganze einfach mit ansehen ohne irgendeine Art von schlechtem Gewissen. Ein Schrei riss mich aus meinen Gedanken: "NEIN!" Geschockt wandte ich meinen Blick erneut Xiao zu. Er kniete auf dem Boden, seinen Kopf hatte er auf die Brust der anderen Person gelegt, die nun blutüberströmt mit aufgerissenen Augen da lag. Mein Herz blieb für einen kurzen Moment stehen...diese Person...war ich...Xiao...Er schrie und schluchzte...ich schien ihm...wichtig gewesen zu sein. Ich konnte es nicht fassen, dass alle die dies mit ansehen einfach nur belustigt waren. Xiao stand tatsächlich wieder auf, aber diesmal hatte er nicht seinen ehrgeizigen und kalten Blick aufgesetzt...er sah ratlos und am Boden zerstört aus. Panisch rannte er durch die Kuppel und schlug gegen die Wand. Langsam reichte es mir...ich würde ihn da rausholen...Jetzt...

Ich stürmte den Hügel herunter, rannte um die Ecke und wollte gerade den Wachen drohen, sie weg zu pusten, als ich von drinnen ein Schreien hörte. "Ich muss da rein!!!", flehte ich die Wachen an. Sie lachten erneut kurz, schubsten mich zurück und berieten sich. Mit einem breiten Grinsen Blickten sie zu mir herab und machten den Weg frei...War das denn so schwer gewesen? Schnell lief ich durch das Tor, irgendjemand rannte an mir vorbei und rempelte mich an, weshalb ich stürzte. Als ich wieder auf blickte sah ich die ganzen Wächter panisch in den Kreis laufen...was war geschehen...vor ein paar Minuten saßen sie noch seelenruhig auf ihren Bänken und haben sich amüsiert. Ich rappelte mich wieder auf und versuchte mir einen Weg durch die Menschenmenge zu bahnen. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf Xiao...er lag keuchend auf dem Boden...irgendetwas hatte ihn verletzt... Ich musste wissen was dort geschehen war, also versuchte ich weiterhin ein Paar Leute zur Seite zu schubsen. Endlich hatte ich mich weit genug vorgedrängelt und erblickte Xiao...mitten in einer Pfütze aus Blut...In seiner Brust steckte die Waffe. Ein Arzt stürmte auf den Platz, er sagte etwas unverständliches zu ein paar Wachen, die den Jungen kurz darauf an den Armen festhielten. Der Mann riss ihm den Speer aus der Brust und Xiao schrie erneut auf, die Wunde fing an stärker zu bluten...kurz darauf hörte mein Freund auf zu atmen...

If we go down then we go down togetherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt