II || ocean eyes

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"I've never fallen from quite this high"


Nur wenige Stunden später lag ich gefesselt auf einem Tisch in einem improvisierten Labor, nicht weit von dem Quartier entfernt. Weißes Licht aus den Neonröhren an der Decke flutete den Raum und beleuchtete allerlei Gerätschaften und Monitore, an die ich zuvor angeschlossen worden war. Einige Wissenschaftler in bleichen Kitteln betraten das Zimmer und kamen mit ihren Klemmbrettern und Notizen gelassen auf mich zu. Ich hasste Ärzte. Sie nahmen mich auf eine andere Weise wahr, als normale Menschen es taten. Für sie war ich eine einfache Zusammensetzung aus Zellen, hatte keine Gefühle und empfand keinen Schmerz. Das dachten viele andere Leute zwar auch von mir, jedoch nicht so selbstverständlich wie Mediziner.

Ich verstand die Notwendigkeit dieser Maßnahmen, aber das änderte nicht das geringste daran, dass sie nervig und alles andere als angenehm, zeitweise sogar mehr als schmerzvoll, waren. Coulson hatte ihnen zwar gesagt, sie sollen nicht zu hart mit mir sein, was ich ihm durchaus hoch anrechnete, dennoch tat es höllisch weh und ich hasste es, hier zu sein.

Nicht, dass ich nicht neugierig auf die Ergebnisse war. Ganz im Gegenteil. Allerdings war ich nicht gerade überzeugt davon, dass solche Untersuchungen uns in dieser Sache weiterbringen würden. Wenn etwas besonderes an mir war, dann auf einer Ebene, die weit über unsere wissenschaftlichen Kenntnisse hinaus ging und von der die Ärzte keine Ahnung hatten. Schließlich war das Ding immer noch höchstwahrscheinlich außerirdisch. Aber gesundheitlich sollte ich mich kaum von den anderen Agents unterscheiden, was bedeutete, dass das alles reine Zeitverschwendung war. Dennoch wehrte ich mich nicht wirklich. Noch nicht.

~

Die Untersuchungen und mit ihnen die Stunden zogen ergebnislos an mir vorbei. Wie ich geahnt hatte, kam dabei nichts hilfreiches heraus. Wieder einmal wurde festgestellt, das meine Vital-Werte überdurchschnittlich gut und stabil waren, abgesehen davon hatte ich am Ende des Tages gefühlt die Hälfte meines Blutes abgenommen bekommen. Das linderte jedoch nicht den Schmerz, den ich während jeder einzelnen der Untersuchungen empfand.

Das Gefühl war schlimmer als alles, was ich im Roten Raum erlebt hatte und rief Erinnerungen hervor, die ich über Jahre hinweg in den tiefen meines Gedächtnisses verschlossen hatte.

Als ich es nach einer Ewigkeit zumindest für diesen Tag überstanden hatte, wurde ich in einen anderen, ebenfalls weißen, sterilen Raum gebracht und dort - inofiziell - eingesperrt. Zum Abendessen bekam ich lediglich einen Teller warmen Eintopf.

Obwohl ich ein hochangesehenen S.H.I.E.L.D. Agent war, wurde ich nun wie ein Feind behandelt. Und das nur weil sie nicht wussten, was an mir anders war; weil sie Angst vor mir hatten. Es war bei weitem nicht das erste mal, dass etwas derartiges mit mir gemacht wurde, aber es war das erste Mal, dass ich a. dabei bei Bewusstsein war und b. mich nicht wehrte.

Das war das schlimmste und etwas, dass mir in meinen früheren Jahren nie passiert wäre. Damals hätte ich jedem das Genick gebrochen, der auch nur daran dachte, Hand an mich zu legen; aber nicht heute.
S.H.I.E.L.D. hatte es geschafft, meinen Willen zu verändern. Sie hatten mir nicht den Kampfgeist genommen. Das würde niemand jemals schaffen - dessen war ich mir todsicher. Aber sie hatten ihn auf eine äußerst ungute Weise verdreht. Ich war mir darüber klar gewesen, dass diese Organisation mich verändern würde, aber nie hätte ich damit gerechnet, dass es so weit gehen würde. Ich hatte es nie bereut, zu S.H.I.E.L.D. gegangen zu sein, aber ich stimmte ihren Methoden selten zu. 

Immer wieder spielte ich mit dem Gedanken auszubrechen, oder irgendeinen anderen rebellischen Akt zu wagen, der mich zwar nur noch tiefer in die ohnehin schon dampfende Scheiße bringen würde, mir selbst und allen anderen aber zugleich beweisen würde, dass Ich noch immer ich war.

Power of Gods || Loki FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt