A Little Party Never Killed Nobody

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„Ragnor? Bist du noch dran?" Stille. „Hallo?"

Immer noch Stille, oder genauer gesagt, ein nervtötendes Piepgeräusch. Ganz toll. Da war Ragnor endlich mal wieder in New York und Magnus war fest entschlossen gewesen, sich (und die Stadt, die er liebte und in der er geliebt wurde) von seiner bzw. ihrer besten Seite zu zeigen und dann legte sein bester Freund einfach auf.

„Bester Freund?! Ha! Wer's glaubt! Diese Ehre wird ab jetzt jemand anderem zuteilwerden! Und zwar–" Magnus stockte, weil er kurz überlegen musste, mit wem er noch so gut befreundet war wie mit Ragnor. Mist. Es sah ganz danach aus, als müsste er sich noch eine Weile länger mit dem griesgrämigen grünen Trotzkopf abgeben.

Er zuckte also mit den Schultern und nahm endlich wahr, wie seltsam er von den anderen Leuten in der U-Bahn angestarrt wurde, was entweder an seinem kurzen aber heftigen Selbstgespräch liegen musste, oder aber an der Tatsache, dass er von Kopf bis Fuß in einen Anzug aus silbern schimmernden Pailletten gekleidet war. Vermutlich beides. Kurzerhand warf er dem grimmig dreinschauenden Muskelpaket, das ihm gegenüber saß, sein charmantestes Lächeln zu, und als das nicht half, tat er das, was alle New Yorker in seiner Situation getan hätten.

„Was glotzt du so?"

Das war zwar nicht sonderlich nett, zeigte aber sofort Wirkung und war auch schon wieder vergessen, als Magnus an der nächsten Station ausstieg und die lange, schmierige Rolltreppe Richtung Times Square hinauf eilte.

Er schob sich durch die windenden Massen von Leuten, die sich dort versammelt hatten.
Mädchen in glitzernden Cocktailkleidern, Männer im Smoking, Frauen in eleganten bodenlangen Abendkleidern, Vampire, hungrig und betörend schön, Kinder die sich im Gewühl eng an ihre Eltern pressten, knutschende Pärchen, betrunkene Obdachlose, Feen in Gewändern aus Mondseide, Straßenmusiker in schillernden Kostümen und vermutlich auch jede Menge Dämonen, die in der Menge lauerten, dem Aufgebot an –hinter undurchdringlichen Schichten Zauberglanzes verborgenen– Schattenjägern nach zu schließen, Touristen in Outdoorkleidung und mit Fotoapparaten um den Hals, ganze ausgelassen tanzende Werwolf Rudel, und Straßenhändler, welche alles anboten, was das Herz an einem solchen Feiertag begehrte

–kurz: Ganz New York in all seinen Facetten, versammelt um gemeinsam das Silvesterfeuerwerk zu bestaunen, welches in –Magnus sah besorgt auf seine Taschenuhr– zwei Stunden beginnen würde.

Der schillernde Hexenmeister betrat die Lobby des angesagtesten Hotels der New Yorker Partyszene und nickte dem Portier mit genau der richtigen Mischung aus Herablassung und Seriosität zu, die besagte, dass er berühmt, reich, beliebt und so angesagt war, dass er zweifellos ganz oben auf der Gästeliste stand.

Was, wenn er so richtig darüber nachdachte, nicht so ganz stimmte. Natürlich, Magnus war berühmt, reich und beliebt (zumindest bei den meisten). Aber er stand ganz sicher nicht auf der Gästeliste der Party, die im obersten Stock und auf dem Dach des Hotels tobte. Aber man war ja nicht umsonst Hexenmeister und begnadeter Schauspieler.

Und da Ragnor ja scheinbar nicht mit ihm zusammen Silvester feiern wollte, war er sogar noch unauffälliger als ursprünglich erwartet in das Hotel reingekommen. Wer würde schon eine nichtvorhandene Einladung hinter diesem Engelslächeln vermuten?

Triumphierend zwinkerte Magnus sich selbst in einem der riesigen, goldgerahmten Spiegel zu und gratulierte sich gleichzeitig zu seinem guten Modegeschmack und dem unverhofften Glück, nicht den garantiert miesgelaunten Ragnor Fell dabeizuhaben.

Er betrat zielstrebig einen der sechs Fahrstühle, die sich kreisförmig angeordnet in einem gläsernen Zylinder in der Mitte des Foyers befanden. Sieben Sekunden später öffneten sich die Türen des Fahrstuhls und gaben den Blick auf die Silvesterparty New Yorks frei.

Blue Sparks: Der fantastische Magnus BaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt