Humbug und Unheil für Jedermann

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Die Titelmelodie von Desperate Housewives ließ Magnus aufschrecken, er hatte halb dösend an seinem Schreibtisch gesessen, eine große Tasse Kaffee zu seiner Rechten und einen Stapel mit komplizierten Formeln und Berechnungen zu seiner Linken. Jetzt griff er leicht genervt zu seinem Handy (obwohl unter einem Haufen zerknüllter Blätter ausgraben eher die zutreffende Beschreibung war).

„Magnus Enterprises", er gähnte und fuhr sich durchs Haar, „Humbug, Unheil für jedermann und gelegentlich auch Verschwörungstheorien über Pizza und Nixen. Magnus am Apparat was kann ich für Sie tun?"

Ein kurzes Lachen.

Dann ein leicht verwirrtes:„Ähmm... Hi... hier ist Alec?"

Magnus setzte sich auf, seine grünen Katzenaugen glitzerten. „Hey Alec..." Er ließ sich den Namen langsam auf der Zunge zergehen. „Was gibt's?"

„Ich bin grad in der Gegend und hatte einen langen Tag. Kann ich vorbeikommen?"

Ein Lächeln schlich sich auf Magnus Gesicht: „Klar. Ich hab Kaffee da."

„Kaffee ist genau das, was ich jetzt brauche. Bin gleich bei dir."

Fünf Minuten später stand Alec in der Tür, er trug seine schwarze Schattenjägermontur, war mit Dämonensekret und Blut bespritzt und sein dunkles Haar hing ihm wirr in die Stirn.
Magnus dagegen lehnte in seinem tiefroten Samtmorgenmantel und seidenen schwarz-golden bestickten Pluderhosen im Türrahmen und fand Alec wirklich ziemlich sexy ( -trotz der Schlammspur, die er im Treppenhaus hinterlassen hatte und über die sich der alte Mann gegenüber sicher aufregen würde. Aber wen kümmerte schon das Gemecker eines faltigen alten Kerls, wenn man sich dafür am Anblick eines waschechten Lightwoods erfreuen konnte?)

Ein erleichtertes Grinsen trat auf Alecs Gesicht, als Magnus ihm mit einem Zwinkern und einem blau leuchtenden Fingerschnippen Eintritt gewährte. Ein wenig unsicher betrat er die Wohnung, zog seine schlammverkrusteten Stiefel und seinen Mantel aus und ging zu Magnus, der sich wieder mit einem Stirnrunzeln seine Aufzeichnungen ansah.

Geistesabwesend drückte der Hexenmeister ihm eine Tasse mit dampfend heißem Kaffee in die Hand. Erst als sich ihre Finger berührten, sah er auf. Magnus ließ seine eigene Tasse los, die praktischerweise einfach zur Seite schwebte und dort gelassen in der Luft hängen blieb, und strich Alec eine widerspenstige Strähne aus der Stirn. Daraufhin schien sämtliche Anspannung aus dem Körper des Jungen zu weichen, er schmiegte seinen Kopf in Magnus Handfläche und ein erschöpftes aber ehrliches Lächeln erschien in seinem Gesicht.

Er stellte seinen Kaffeebecher vorsichtig auf dem Schreibtisch ab und schlang dann seine Arme um Magnus Hals, sodass er seinen Kopf an dessen Schulter lehnen konnte. Leise flüsterte Magnus in sein Ohr: „Schön, dass du mal wieder vorbeigekommen bist.", und wollte sich gerade herunterbeugen, um ihn zu küssen, als Alec ein herzzerreißendes Gähnen ausstieß.

Besorgt sah er seinen Freund an. „Müde?"

Als Alec nickte, bugsierte Magnus ihn vorsichtig in Richtung Couch. Er ließ sich fallen, und zog dann Alec so zu sich herunter, dass dieser sich bequem an ihn lehnen konnte. Mit einem Wedeln seiner mit funkelnden Ringen besetzten Hand beförderte er die köstlich duftenden Tassen zu ihnen herüber.

Alec begann von seinem Tag zu erzählen (nur unterbrochen von gelegentlichen Zwischenfragen und mehrfachem minutenlangem Küssen), der scheinbar mehrere blindwütige Oni-Dämonen und eine Jagd rund um einen der Seen im Centralpark (daher der Schlamm, dachte Magnus) beinhaltet hatte.

Nach einer halben Stunde musste er jedoch nach jedem zweiten Wort gähnen und auch Magnus Augen fielen immer wieder zu, was vermutlich daran lag, dass sie beide völlig vergessen hatten ihren Kaffee zu trinken. Schließlich raffte sich Magnus auf um eine Decke aus dem Schlafzimmer zu holen.

Zurück in seinem Wohnzimmer, mit einem blaugrünen Quilt in den Armen, musste er lächeln. Alec war eingeschlafen, er lag halb auf der Seite, die Augen fest geschlossen und seine Tasse irgendwie auf seinen Knien balanciert. Magnus durchquerte mit schnellen Schritten den Raum, rettete die Tasse vor dem drohenden Absturz und breitete die Decke über dem schlafenden Jungen aus. Nachdem er ihm einen sanften Kuss auf den Scheitel gegeben hatte und ein Foto mit seinem Handy gemacht hatte (er konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen), entschloss er sich dazu auch schlafen zu gehen.

*

„Magnus? Magnus...es ist schon nach Neun..."

Der Hexenmeister blinzelte. Er gähnte, streckte sich und wälzte sich dann herum, um zu sehen wer da mit ihm sprach.

Alec stand im Türrahmen, leicht verlegen, den Großen Vorsitzenden auf dem Arm. Was für eine freudige Überraschung. Magnus schenkte ihm sein strahlendstes Du-hast-mich-zwar-geweckt-aber-wenn-ich-dich-so-anschaue-mit-deinem-süßen-halbverschlafenen-Gesichtsausdruck-vergebe-ich-dir-noch-mal-Lächeln.

„Morgen Alec."

„Morgen." Er schien unruhig zu sein und fuhr sich mit seiner freien Hand durchs Haar. „Hör mal, ich hab jetzt noch eine Ratssitzung zu der ich muss, und die hat schon vor einer halben Stunde angefangen...keiner weiß wo ich die ganze Nacht gesteckt habe... ich muss los, Magnus."

Er drehte sich um, setzte Miau-Tsetung auf dem Boden ab und ging schon in Richtung Tür, als Magnus ihm mit einem Stirnrunzeln nachrief.

„Bekomme ich keinen Kuss bevor du gehst?"

Langsam machte Alec kehrt, trat an sein Bett und dann gab ihm genau die Sorte von Kuss, die auf die Magnus gehofft hatte. Vermutlich würde die Ratssitzung noch einen Moment länger auf Alec Lightwood warten müssen.

Blue Sparks: Der fantastische Magnus BaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt