Countdown

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„Drei!"

„Zwei!"

„Eins!"

An diesem Punkt erhoben sich alle Blicke erwartungsvoll gen Himmel. Doch das ersehnte Feuerwerk blieb aus. Stattdessen entstand rund um die Dachplattform des Hotels eine riesige grau schimmernde Kuppel, die sich bedrohlich über den Köpfen der Gäste schloss und den Nachthimmel von ihren Blicken abschirmte. Vor allem die Irdischen schrien entsetzt auf, Panik machte sich unaufhaltsam breit. Die Kuppel sah aus wie das Innere einer Gewitterwolke, wirbelnd, wild und gefährlich.

Magnus piekte probehalber mal einen silbern lackierten Finger in die seltsam schimmernde, möglicherweise tödliche Substanz. Sie dehnte sich, bildete dann einen kleineren Wirbel rund um seine Hand und Magnus konnte auf dem grauen Untergrund wage die Umrisse einer verschlungenen Rune erkennen. Schwarze Linien, wie von Wasserfarben gezeichnet, uralt und ebenso wirkungsvoll. Sie verhießen Abriegelung und Gefangenschaft. Hier würde so schnell niemand mehr rauskommen.

Er zog seine Hand vorsichtig zurück, blaue Funken sprangen von seinen sorgfältig manikürten Fingerspitzen auf seinen Anzug über und verglühten dort ohne eine Spur zu hinterlassen.

Als er wieder aufblickte, sah er sie. Nephilim, die sich geschmeidig in der Menge verteilten, schwarz gekleidet, Seraphklingen gezückt, leise wie Raubkatzen. Das Mädchen, das sich ihm und Faith näherte, war groß und hatte Haare, die ebenso dunkel waren, wie ihre perfekt sitzende Montur. Ein langes Schwert glitzerte an ihrer Seite.

Magnus sprach sie an: „Hey, na wie geht's dem guten Enrico?"

Faith starrte ihn entgeistert an. „Wer zur Hölle ist Enrico?"

„Das frage ich mich auch gerade, Magnus Bane." Das Mädchen stand nun direkt vor ihnen.

„Na, so heißt er doch, oder? Enrico...nein... Alessandro...nein... Riccardo...ach verdammt, ich komm grade nicht drauf, tut mir leid, ich meinte eigentlich deinen Freund. Du weißt schon, den kleinen Italiener, Dings, ähm..." Er kam ins Schleudern, vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, die Aufmerksamkeit der Schattenjägerin auf sich zu lenken. Denn obwohl er das Mädchen kannte, schien sie hier doch in etwas ernstere Angelegenheiten verwickelt zu sein. Tja, zu spät.

Sie zog eine Augenbraue hoch und sagte dann in, wie es Magnus vorkam, einem leicht eisigen Tonfall (und dabei wollte er doch nur nett sein und ein bisschen die Stimmung durch Smalltalk aufheitern): „Domingo. Sein Name ist Domingo Di Angelo und er ist der Oberste Hexenmeister von Rom, falls dir das entfallen sein sollte, Magnus."

„Domingo!" Magnus schlug sich gegen die Stirn. „Natürlich! Meine Güte, wusste ich's doch!" Als Neala –das war der Name des Mädchens, anscheinend funktionierte Magnus' Gedächtnis doch besser als gedacht– daraufhin kurz und trocken auflachte, musste auch Magnus grinsen.
„Also, was geht hier vor?", fragend schaute er sie an. Auch Faith, die bisher nur betrunken vor sich hin gekichert hatte, zeigte wieder Interesse am Geschehen.

„Wir haben hier enorme dämonische Aktivitäten geortet, anscheinend sind ein paar der Gäste nicht ganz so menschlich, wie es scheint. Deshalb haben wir alles abgeriegelt und versuchen die Dämonen wieder dahin zurückzuschicken, wo sie hergekommen sind. Außerdem –" Sie wurde unterbrochen. Jade Trueblood, das blonde Mädchen, mit dem Magnus vorhin getanzt hatte, griff nach Nealas Arm. Ihr eben noch so harmlos wirkendes Outfit hatte sie mit ein paar Dolchen und einem silberglänzenden Degen aufgepeppt.

„Neala! Wir brauchen dich. Da drüben", sie deutete aufgeregt quer übers Dach auf eine Gruppe relativ harmlos wirkender Leute mit Partyhütchen (die allerdings den Anschein machten grade eine Frau im bodenlangen Abendkleid zu verspeisen), „sind Eidolondämonen, sie haben sich scheinbar unter die anderen Gäste gemischt. Das hat den Alarm ausgelöst! Zum Glück sind sie bisher noch niemandem aufgefallen." In diesem Moment fing die Frau an zu kreischen. Neala zuckte mit den Schultern.

Blue Sparks: Der fantastische Magnus BaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt