Kapitel 9
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HighIch war nie wirklich jemand, der lange über etwas nachdachte. War eher spontan, impulsiv, manchmal sogar etwas unvorsichtig. Das hatte so seine Vor- und Nachteile. Man musste schließlich mit den daraus resultierenden Konsequenzen leben.
Irgendwie.
Und das tat ich. Gewissermaßen.
Die Uhr tickte. Es war bestimmt schon Mitternacht und draußen stockfinster. Ich stieg über den schlafenden Körper von Samuel hinweg und versuchte leise zu sein, vorsichtig. Wecken wollte ich ihn nicht und die anderen genauso wenig. Ihre Gesichter wirkten nun friedlicher, von Angst und Sorge befreit. Ich konnte diese Ruhe aber nicht finden, noch nicht.
Das Feuer glühte inzwischen nur sachte und strahlte sanfte Wärme für denjenigen aus, der sich in der Nähe befand. Kalt war der Raum aber trotzdem nicht.
Mit klopfenden Herzen schlich ich mich zur Haustür, darauf bedacht keinen Laut von mir zu geben. Ich tastete meine Jackentasche ab, um zu vergewissern, dass ich mein Handy auch wirklich dabei hatte und atmete dann erleichtert aus, als ich nach einer gefühlten Ewigkeit den Türgriff erreichte. Langsam drückte ich ihn herunter, öffnete die Tür einen Spalt weit und schlängelte mich vorsichtig hindurch.
Leichter Wind strich mir augenblicklich über die Wangen und es war um einiges angenehmer als vor ein paar Stunden. Aber kalt. Wie kalt wusste ich nicht, doch es reichte aus, dass ich sogleich den Reißverschluss meiner Jacke bis zum Anschlag hoch zog.
Ich schaltete mein Handy ein und blickte auf den Bildschirm. Das Licht, welches davon ausging, blendete.
0:13 Uhr.
Lange würde ich nicht weg sein.
"Was hast du vor?", ertönte eine Stimme hinter mir, sodass ich zusammenzuckte. Ich ließ vor Schreck fast mein Handy fallen, umklammerte es daher fest und fuhr dann mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck herum.
Luke.
"Du hast mich erschreckt.", entgegnete ich schroff und atmete erstmal tief durch um mein schnell schlagendes Herz zu beruhigen.
"Sorry." Er hob entschuldigend die Hände und nahm daraufhin ein Zug von einem Joint, welcher sich in seiner rechten Hand befand.
Der Geruch von Gras stieg mir augenblicklich in die Nase.
"Was machst du hier?", stellte ich die Gegenfrage, obwohl sie sich schon von selbst beantworten ließ. Luke saß auf einem kleinen Gartentisch, welcher vor der rau-weißen Hausmauer platziert war. Seine Füße ruhten auf einen der beiden Stühle.
Er sah mich an."Einen durchziehen. Willst du?" Anbietend hielt er mir die weiße Tüte entgegen, doch ich schüttelte den Kopf. "Ich rauche nicht."
"Verpasst 'was.", antwortete er zwinkernd und tippte die Asche dann am Tisch ab. Er legte den Kopf leicht schief und ließ seinen Blick forschend über mich gleiten. "Also, wohin geht's?"
"Antworten suchen.", entgegnete ich ehrlich und erwiderte seinen Blick. Lange wollte ich hier jetzt nicht rumstehen.
Ich verstaute mein Handy wieder sicher in der Jackentasche und setzte mich langsam in Bewegung, um klar zu machen, dass ich losgehen und kein Schwätzchen halten wollte.
Luke rutschte vom Tisch, drückte daraufhin den Stummel aus und steckte ihn in seine vordere Pullovertasche. "Gut, ich komme mit."
Ich hielt inne. "Bist du sicher?" Ich hatte nicht vergessen, wie er zuvor Reißaus nahm und uns vor lauter Angst stehen ließ. Übel nehmen, tat ich es ihm aber nicht. Jeder hatte schließlich Angst.
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The Ones We Were
Fiksi RemajaWenn der Tod auf deiner Türschwelle wartet, an wen würdest du denken? An deine Eltern? Deine große Liebe? Deinen Hund? Oder schlichtweg ans Überleben? Als Nora mit ihren Mitschülern eine unfassbare Entdeckung machte, schien die Realität nicht mehr d...