2. Konsequenzen

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„Fiona!", hörte ich eine tiefe Stimme rufen und schwere Schritte, die immer näher kamen.

Na toll, dachte ich und verdrehte die Augen, ging aber einfach weiter. Auf eine Standpauke, bevor ich das Büro meines Vaters betrat, konnte ich sehrwohl verzichten.

Den Blick fest auf das immer größer werdende Gebäude gerichtet, stapfte ich weiter über den knirschenden Kiesweg. Inzwischen konnte ich schon die lange Treppe vor dem Eingang und den Springbrunnen ausmachen.

„Fiona!", der beste Bodyguard meines Vaters kam neben mir an und ging in meinem Tempo neben mir her. Er war eineinhalb Köpfe größer als ich, trug einen grauen Anzug und hatte eine Glatze. Er war das klassische Bild eines Bodyguards. Und innerlich war er so sanft wie ein Bär.

„Hey, Bob", begrüßte ich ihn und schenkte ihm ein kleines Lächeln. Er war der einzige nette Bodyguard meines Vaters, so viel stand fest.

„Du steckst wirklich in sehr großen Schwierigkeiten", sagte er und fuhr sich über die Glatze, „Dein Vater tobt in seinem Büro. Als er heute herausgefunden hat, dass du in eine öffentliche Schule gegangen bist, ist er komplett ausgerastet. Er hat seine Vitrine mit den Whiskey-Gläsern zerstört"

Ich zog die Augenbrauen hoch. Wenn mein Vater wegen einer Person anfing, Dinge zu zerstören, hatte diese Person mit großen Konsequenzen zu rechnen. Besonders wenn es um seine Whiskey-Gläser ging.

„Oh je", machte ich und ignorierte den besorgten Seitenblick von Bob.

„Du hast wirklich ein großes Problem", sagte er, „Ich soll dich ins Büro deines Vaters bringen"

Oh je. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich morgen wieder auf die öffentliche Schule gehen würde, schwand mit jeder Sekunde.

Wir hatten die lange Treppe erreicht, die genau so wie der Rest unseres Hauses sandfarben war. Sie führte auf eine große Veranda mit exotischen Pflanzen, an deren Ende eine große Eingangstür war. Mein Herz begann zu klopfen, ich musste mich auf alles gefasst machen. Links und rechts neben der Eingangstür standen zwei bewaffnete Bodyguards, die mir beide kurz zunickten und dann wieder starr geradeaus schauten.

Bob öffnete die Tür und betrat die riesige Eingangshalle mit dem weißen Marmorboden. Anstatt die große Treppe in der Mitte hinaufzugehen, wendete er sich nach links und ich folgte ihm.

Schweigend durchquerten wir zwei Gänge, bis wir vor den großen Flügeltüren des Büros meines Vaters standen.

„Viel Glück", flüsterte Bob mir zu, dann öffnete er die Tür. Dankend nickte ich ihm zu und betrat den Raum, den ich so oft es eben ging vermied zu betreten.

In dem Raum, direkt neben der Tür standen zwei Bodyguards.

Links und rechts standen vergoldete Schränke an den Wänden, in jedem von ihnen standen Geschenke von berühmten Persönlichkeiten an meinen Vater. Sein großer, dunkler Holztisch stand in der Mitte von dem Raum. Hinter dem Holztisch befand sich sein großer Ledersessel, dessen Rückenlehne er mir gerade zudrehte. Die Hand meines Vaters hob sich, woraufhin die Bodyguards ohne einen Mucks den Raum verließen. Dann drehte er sich mit dem Stuhl um. Wie immer trug er ein komplett schwarzes Outfit, er entsprach dem klassischen Bild eines Mafiabosses.

Die dunklen Augenbrauen zusammengekniffen, starrte er mich an. Aus seinem Blick sprachen Besorgnis und Wut.

„Fiona", einzig und allein die Tatsache, dass er nur meinen Namen aussprach und nicht direkt mit seiner Standpauke begann, zeugte davon, wie sauer er auf mich war.

„Es tut mir leid, Vater", sagte ich, obwohl ich es absolut nicht ernst meinte.

„Nein, tut es nicht", er faltete seine Hände auf dem Tisch, „du hast dich in Gefahr gebracht und dich gegen alle meine Anweisungen widersetzt"

Black RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt