10. Das verdächtige Tattoo

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Mein Herz raste. Irgendetwas war hier eindeutig faul.

Aber hier konnte ich nicht bleiben. Was sollte ich also tun?

Ich atmete einmal tief durch und schaltete meinen Verstand ein. Alleine konnte ich nur wenig tun, besonders ohne feste Beweise und nur mit einem Gefühl, das von meinen Instinkten ausgelöst worden war. Also beschloss ich, ein Foto von dem Mann zu machen.

Mit zitternden Händen zog ich mein Handy aus der Tasche meines Rocks und machte ein schnelles Foto von dem Mann, an dessen Handgelenk das Tattoo der schwarzen Rose prangte.

Ich würde es später meinem Vater zeigen müssen, er würde sicherlich wissen, was zu tun war.

Vielleicht gab es auch nichts, was man tun konnte. Vielleicht war das schwarze Tattoo auch nur Zufall. Vielleicht war es auch nur ein Zufall, dass Lukas gerade aus dieser Richtung in Richtung des Spielfeldes gegangen war. Wahrscheinlich war er auch nur auf der Toilette gewesen.

Meine Instinkte sagten jedoch das Gegenteil. Ich glaubte nicht daran, dass es Zufall gewesen war, was auch immer der Grund dafür gewesen sein sollte, dass Lukas mit dem Mann in Kontakt gekommen war. Es war nur ein weiteres von vielen Geheimnissen über Lukas, die ich lüften musste. Auch wenn er mein Bodyguard war und mich schon mehrmals gerettet hatte, wurde ich das Gefühl nicht los, dass er etwas bedeutsames verbarg. Eine hervorragende Menschenkenntnis war eine Stärke von mir, auf die ich sehr stolz war.

Du musst jetzt wieder zurückgehen, sonst fällt den anderen auf, dass irgendetwas faul ist, sagte ich mir selber und strich schnell meinen Rock glatt, oder der Fremde bemerkt dich und was dann passiert...

Ich straffte die Schultern und setzte mein bestes Pokerface auf. Mir war bewusst, dass ich äußerlich aussehen musste wie die Ruhe selbst, aber innerlich herrschte in mir das absolute Chaos. Mein Herz raste, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen.

Irgendetwas war eindeutig faul an dieser Situation und alle meine Instinkte schrien mir zu, ich solle so schnell wie möglich wieder in der Menschenmenge untertauchen. Ich behielt mein Handy in der Hand und schaltete die Innenkamera an, eine unauffällige Beobachtungsmöglichkeit, etwas, dass ich auf der Privatschule gelernt hatte.

Ohne mich weiter umzuschauen, ging ich zurück zum Spielfeld. Mein Handy hielt ich wie einen Spiegel in meiner linken Hand, was mir die Möglichkeit gab, den glatzköpfigen Fremden unauffällig im Auge zu behalten. Erschrocken zuckte ich zusammen und beschleunigte meine Schritte. Vor Angst hielt ich den Atem an.

Der Mann sah mir hinterher.

Ich atmete erst wieder aus, als ich von der Menschenmenge verschluckt wurde. Mit zittrigen Beinen bahnte ich mir einen Weg durch die Leute. Niemand interessierte sich für mich und niemand schien zu bemerken, wie aufgewühlt ich war. Ich versuchte, unsichtbar zu sein und niemandem aufzufallen. Dann stieg ich die Stufen der Tribüne hinauf. Mein Körper war vollgepumpt mit Adrenalin.

Ich richtete den Blick auf den Boden und versuchte, meine aufgewühlten Emotionen zu ordnen und wegzudrängen. Keiner sollte bemerken, was in mir vorging und was eben passiert war. Keiner sollte Fragen stellen. Ich könnte sie nicht beantworten, da ich selber keine Antworten wusste.

Ich räusperte mich und als ich merkte, dass das Chaos in meinem Inneren verborgen war, sah ich auf.

Sofort traf mein Blick den von Lukas. Er schaute mich mit gerunzelter Stirn an.

Innerlich stöhnte ich auf. Wahrscheinlich bemerkte er das Chaos in meinem Inneren.

Irgendwie war mir von Anfang an klar gewesen, dass er mein Pokerface durchschauen würde. Emotionslos starrte ich ihm direkt in die Augen, bis ich direkt vor ihm stand. Ich war mir sicher, dass er nicht nur aus reinem Zufall wieder in Richtung des Spielfeldes gegangen war und bis ich herausgefunden hatte, was wirklich passiert war, würde ich ihm sehr abweisend und misstrauisch gegenübertreten.

Black RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt