9. Das verwirrende Footballspiel

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Lukas parkte den Wagen auf dem Parkplatz der Schule, wobei er extra den Parkplatz aussuchte, welcher dem Sportplatz hinter der Schule am nächsten war.

Geräuschvoll zog er die Handbremse hoch und schaltete den Motor aus. Plötzlich wurde es still.

„Wahrscheinlich werden viele Menschen bei dem Spiel zugucken", sagte Lukas und unterbrach damit die Stille.

„Darf ich kurz?", fragte er leise und deutete auf das Handschuhfach. Ich nickte.Er beugte sich über mich und öffnete das Fach. Ich hielt die Luft an und mein Herz setzte für einen kurzen Augenblick aus. Der Geruch nach Strand und Sommer stieg in meine Nase und ich schloss die Augen. Er roch verboten gut.

Viel zu schnell richtete er sich wieder auf, um seine Sonnenbrille aufzusetzen. Er räusperte sich kurz und strich sein schwarzes T-Shirt glatt, obwohl dort keine Falte zu sehen war. Augenscheinlich war nicht nur ich durcheinander, wenn wir zusammen waren.

Was war das nur zwischen uns?

Was auch immer es war, es war gefährlich. Allein schon die Tatsache, dass ich keine emotionale Distanz zu Lukas wahren konnte, verunsicherte mich zutiefst. Er brachte mich immer wieder aus dem Konzept, was er mit seiner bloßen Anwesenheit zu schaffen schien. Außerdem hatte er mich nun schon mehr als einmal gerettet und der Gedanke daran löste eine angenehme Wärme in mir aus.

Wer bist du nur, Lukas?, dachte ich und starrte auf den Baum, der direkt hinter der Begrenzung des Parkplatzes stand, als könnte dieser mir alle meine vielen Fragen beantworten.

Ich sollte mich besser von Lukas fernhalten. Alles andere würde nur zu noch mehr Chaos und Verwirrung führen und

„Ich möchte, dass du mir nicht von der Seite weichst. Wer weiß, wer hier alles ist", Lukas sah mich mit ernstem Blick von der Seite an. Ich nickte kurz. Wir würden sowieso mit unserer etwas größeren Gruppe herumlaufen und selbst wenn nicht, würde ich mit Sicherheit eine Möglichkeit finden, dafür zu sorgen, dass wir nicht alleine waren.

„Okay, gut", er atmete einmal laut aus, „Dann mal los"

Synchron öffneten wir die Autotüren und stiegen aus. Schwungvoll warf ich die Tür wieder zu und reckte mein Gesicht der Sonne entgegen. Heute würde ein wundervoller Abend werden, das hatte ich im Gefühl.

Schweigend gingen wir nebeneinander her und steuerten das Footballfeld an.

„Warst du schon einmal bei einem Footballspiel?", fragte Lukas in neutralem Ton, wobei er stur geradeaus auf die Menschenmenge schaute, die sich schon am Spielfeldrand und auf der Tribüne tummelte.

„Nein, war ich nicht", antwortete ich ebenso neutral und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen von der Seite an.

Wenn du keine Gefühle zeigst, zeige ich auch keine, dachte ich bitter.

„Warst du schon einmal bei einem Spiel?", stellte ich die Frage zurück.

„Früher einmal mit meinem Vater", er zog seinen linken Mundwinkel leicht hoch. Irrte ich mich, oder hatte er ein wenig wehmütig geklungen?

Mir fiel auf, wie wenig ich eigentlich über ihn wusste. Aber wahrscheinlich war es gut so. Je weniger ich über ihn wusste, desto besser konnte ich mich emotional von ihm entfernen.

Bei dem Gedanken musste ich leicht lächeln. Mich emotional von ihm zu entfernen würde unfassbar schwer werden, so viel stand fest. Aber mit ein wenig Mühe und genügend Abstand würde ich es vielleicht schaffen, ihn wieder aus meinen Gedanken zu verbannen.

„Schön", stellte ich fest und war heilfroh, als wir endlich die Menge aus anderen Schülern und Elternteilen erreichten und der Geräuschpegel so laut wurde, dass kein anderes Geräusch mehr zu vernehmen war. In dieser Menschenmenge fiel ich nicht auf und war unbedeutend. Hier war ich nicht die Tochter des Mafiabosses. Hier war ich nicht Fiona Ciudan. Hier war ich Fiona Smith, eine ganz normale Schülerin. Eine von vielen.

Black RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt