Kapitel 6

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Krylas Sicht

Ich weiß nicht wie lange ich dort einfach nur liege und weine, doch Bruce weicht nicht von meiner Seite. Aufmunternd streichelt er mir über meine Schulter und verbreitet eine Wärme in meinem Inneren, die mich langsam aber sicher zur Ruhe kommen lässt. Nach einer gefühlten Ewigkeit beruhige ich mich wieder und bleibe einfach nur stumm auf dem Bett liegen.

"Kryla, du hast Schreckliches durchgemacht und ich kann dir diesen Schmerz nicht nehmen, aber du musst wissen, dass du kein Monster bist. Ja, du hast Menschen umgebracht, aber hättest du das nicht gemacht, hätten sie dir viel Schlimmeres angetan. Deine Eltern hatten teilweise recht mit den Menschen, aber du musst wissen, dass nicht alle Menschen so sind. Viele sind sehr offen und freundlich. Sie haben zwar Angst vor dem Ungewissen, aber sie greifen nicht jeden sofort an. Auch ich musste diese Erfahrung erst sammeln. Und diese Erfahrung musst du auch sammeln, aber nicht alleine."

Ich stutze und schaue Bruce fragend an, doch er lächelt nur.

"Wenn du willst, kannst du bei mir bleiben und wir sammeln zusammen diese Erfahrungen."

Ich bin sprachlos. Warum will er mir helfen? Womit habe ich das verdient? Tränen reinen Glückes sammeln sich in meinen Augen und ich muss sie immer wieder wegblinzeln um noch etwas zu erkennen. Bruce betrachtet mich besorgt. Gerade will er noch etwas sagen, als ich ihn auch schon umarme, so gut das mit meinen Verletzungen halt geht und weine Tränen der Freude.

"Ich möchte gerne bei Ihnen bleiben. Vielen Dank!"

Bruce schiebt mich von sich und schaut mich mit einem tadelnden Blick an. Habe ich etwas falsch gemacht? Ich hätte ihn bestimmt nicht umarmen sollen. Innerlich gebe ich mir eine kräftige Ohrfeige. Doch dann sieht er mich mit einem liebevollen Blick an und erklärt mir: "Wenn du bei mir bleiben möchtest, musst du mich duzen und Bruce nennen."

Ich lächele ihn voller Erleichterung an und nicke dankbar.

"Natürlich Bruce. Danke."

Ich will noch etwas sagen, doch wieder muss ich husten, doch diesmal ist es heftiger als die letzten Male zuvor. Besorgnis breitet sich in Bruces Augen aus. Er hilft mir mich aufzusetzen und hört dann meinen Rücken ab.

"Du scheinst innere Verletzungen zu haben, aber die kann ich leider nicht behandeln."

Er sieht mich mit einem traurigen Blick an, dann steht er auf und ich merke, dass er wütend ist. Habe ich etwas falsch gemacht? Plötzlich schlägt er mit seiner bloßen Faust gegen die nächstgelegene Wand. Ich zucke zusammen, als ich Blut an seinen Fingern sehe. Frustriert schlägt er ein weiteres Mal zu. Warum tut er das?

"Bruce, lass das, bitte!", flehe ich ihn an.

Er hält inne und dreht sich mit einem entschuldigenden Blick zu mir um.

"Es tut mir leid. Ich mag es nur nicht, wenn ich hilflos bin."

Ich kann ihn verstehen. Das Gefühl der Hilflosigkeit kommt einer Folter gleich und ich will nicht, dass er leidet. Entschlossen deute ich auf den Stuhl vor mir und widerwillig setzt sich Bruce darauf. Reflexartig ergreife ich seine Hand und betrachte die Wunde genauer. Ich will nicht, dass er sich wegen mir wehtut. Ich will, dass es ihm gut geht. Vorsichtig berühre ich seine Wunden und plötzlich beginnen diese zu heilen. Verdutzt schaue ich Bruce an.

"Heilst du superschnell von Natur aus?"

Auch er schaut mich verdutzt an, schüttelt dann den Kopf und scheint über irgendetwas nachzudenken. Was passiert hier gerade? Wie ist das möglich, dass eine Wunde so schnell heilt? Bevor ich weiter in meinen Gedanken versinken kann, holt mich Bruce zurück in die Realität.

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