Der schon wieder

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Es ist Montag. Wie ich Montage hasse. Und als wäre nicht alles schon schlimm genug, wache ich auch noch mit totalen Kopfschmerzen und einem riesigen Krater im Gesicht auf. "Na toll", sage ich zu mir selbst, als ich mich im Spiegel betrachte. Das wird ein langer Tag. Schnell ziehe ich mir eine Schwarze Leggins, meinen Borussin-Pulli und meine schwarzen Vans an, schnappe mir eine Banane und meine Tasche und mache mich auf den Weg zur Schule.

Am Eingang wartet bereits meine beste Freundin Clara auf mich.

"Heyy", begrüßt sie mich strahlend und umarmt mich "Schlecht gelaunt?". "Hrmpf", grunze ich nur und Clara versteht sofort. Gemeinsam schlendern wir durch den Korridor. Wie immer sehe ich, dass überall Grüppchen stehen und tuscheln und dabei in meine Richtung zeigen. So gut wie jedem hier ist bekannt, dass ich Kontakt zur Mannschaft habe. Der BVB ist nach dem Wochenende immer Gesprächsthema Nummer 1 an unserer Schule. Und nicht zuletzt die Spieler. Es kommt nicht selten vor, dass mich völlig fremde Mädchen fragen, wie die Jungs und vor allem Alex denn privat so drauf seien. "Nett, was denn sonst", meine ich meistens und versuche nicht allzu genervt zu klingen. Aber wenn dann Autogrammwünsche und so weiter von Hunderten kommen, blocke ich ab. Ich meine für wen halten die mich? Ich kann doch nicht unserer ganzen Schule Tickets und Autogramme besorgen! Und überhaupt, bevor ich mich mit der Mannschaft angefreundet habe, hat mich doch eh keiner von denen beachtet. Und plötzlich wird man wie die Königin behandelt? Na Halleluja.

"Hey, guck mal. Wieso scannt Timo dich schon wieder so ab?", flüstert Clara und deutet unauffällig in Richtung der Schließfächer. "Nicht DER schon wieder", stöhne ich genervt auf, als ich meinen Ex-Freund erblicke, der nun auch schon breit grinsend auf mich zu marschiert. "Na? Wie geht's denn so?", fragt er, doch Clara und ich gehen stumm weiter geradeaus. "Hey, Tammi, jetzt warte doch mal!", ruft er und läuft mir hinterher. Er packt mich am Handgelenk und dreht mich zu sich um. "Pack mich nicht an", zische ich und ziehe meinen Arm aus seinem Griff. "Hast du heute Nachmittag schon was vor?", fragt Timo.

Ich fasse es nicht. Da ist unsere Trennung jetzt schon mehr als ein Jahr her und trotzdem dackelt er mir hinterher wie so ein kleiner Hund. Ein kleiner, dummer Hund. Und das, obwohl er mich scheinbar damals nicht für gut genug hielt und sich hinter meinem Rücken eine andere geangelt hat. Pech für ihn, dass das nur zwei Monate gehalten hat. Unglaublich dieser Typ.

"Ich habe immer etwas besseres zu tun, als mich mit dir zu treffen", sage ich angepisst. "Was könnte denn besser sein, als mit mir ein Eis essen zu gehen?", fragt Timo und lächelt, wie er wohl denkt, unwiderstehlich. "Wenn du es genau wissen willst, ich gehe zum öffentlichen Training", seufze ich. "Verstehe", meint er bloß und kneift die Augen zu zwei Schlitzen zusammen. "Du triffst dich ja immer mit diesen Dortmund-Futzis. Fühlst dich wohl besonders toll, weil du mit Promis abhängst, oder? Für die bist du doch eh nur ein kleiner, dummer Fan".

Jetzt reicht es aber. Ich gehe einen Schritt auf ihn zu und hebe drohend meinen Zeigefinger: "Sag sowas noch einmal und es knallt", zische ich und gehe erhobenen Hauptes davon. Da hat er mich ja heute gerade auf dem richtigen Fuß erwischt.

VollblutborussinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt