(4) Die neue Pflegerin

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(Ich möchte vor diesem Kapitel erstmal eine wirklich große Tw aussprechen! Dieses Kapitel handelt von extrem schwerwiegenden psychischen Krankheiten.)
Ich höre, wie eine Pflegerin meine Zelle betritt. Als sie schließlich im Raum ist, befreit sie mich von den Fixierungen. Sie hat brustlange Haare, welche dunkelbraun bis schwarz sind. Ihre Augenfarbe ist noch schwer zu erkennen, aber ich glaube, dass sie grünliche Augen hat.
„Hi Leo, ich bin Lee. Fürs erste arbeite ich jetzt erstmal hier auf der geschlossenen Psychiatrie, als neue Pflegerin. Ich habe mitbekommen, was heute passiert ist und die anderen Pfleger würden dich sofort ins KIR schicken wollen. Weißt du was das ist?"
„Äh ja... Ich denke schon, dass ich das weiß. Das ist der Kriseninterventionsraum oder?",
(KIR ist eine Gummizelle, in der geschlossen Psychiatrie, wo man auch am Bett fixiert werden kann. In der Zelle ist dann nur Gummi, damit man sich nicht verletzten kann.)
antworte ich sehr verwirrt, weil diese Pflegerin recht freundlich wirkt und sie mich scheinbar nicht verurteilt. Außerdem ist sie jung, sie müsste so ungefähr 20 sein und wirkt wirklich sympathisch.
„Ja genau. Sie glauben aufgrund deines Wutausbruches von eben, wäre es sicherer für dich, falls du wieder versuchen solltest dich selbst, zu verletzten. Ich glaube das zwar auch, aber findest du das überhaupt in Ordnung? Und wenn ich fragen darf, wie ist es denn dazu gekommen?"
„Erstmal danke, dass du dich scheinbar wirklich für mich interessierst und mich nicht verurteilst. Und zu deiner Frage, wie es dazu gekommen ist. Also ich denke, ich habe das gemacht, weil ich einfach nur noch raus und frei sein wollte. Ach und ja, es ist in Ordnung für mich ins KIR zu kommen, ich war da schon einige Male drin."
Mir fällt auf, wie offen ich auf einmal war, beziehungsweise bin, was mich wirklich wundert. Normalerweise rede ich mit Pflegern wirklich nur, wenn es unbedingt sein muss, da ich es hasse Gespräche, führen zu müssen, solange sie nicht mit meinem Bruder sind.
„Ok, verstehe. Aber es ist doch kein Ding, dass ich mich für dich interessiere. Das ist doch normal als Pflegerin oder?"
Okay, sie ist wirklich anders, als die anderen Pfleger.
„Ähm, ich weiß nicht so ganz. Also die anderen Pfleger sind auf jeden Fall nicht so interessiert an mir, wobei ich das mittlerweile, bei mir auch verstehen kann."
„Oh, du scheinst doch aber ganz nett zu sein. Ich kann mir das gar nicht richtig vorstellen, aber ich glaube dir natürlich. Und jetzt wo ich darüber nachdenke, hat Noah mir auch schon davon erzählt, dass die Pfleger hier wohl echt unfair sein sollen. Wie konnte ich das nur vergessen?"
Warte sie kennt meinen Bruder?
Aber abgesehen davon klangen ihre Worte nicht nach einer Lüge, was mich wirklich überrascht. Und hatte sie MICH gerade wirklich als scheinbar nett bezeichnet? Der einzige, der sowas sonst über mich sagen  würde, ist mein Bruder.
Vielleicht war es aber auch nur eine Aufmunterung.
(Zeitsprung)
Nachdem Lee und ich uns noch etwas unterhalten hatten, brachten mich mehre Pfleger in die Gummizelle.
Ich bin also wieder alleine, aber wenigstens ist diese Gummizelle hier schöner, als meine vorherige Zelle. Außerdem bin ich nicht mehr fixiert. Aber ich will immer noch frei und weg von allem sein...
Naja, für einen kurzen Moment, hatte ich ansatzweise positive Gedanken, was ein großer Fortschritt war.
„Sag Mal, bist du jetzt etwa komplett durchgeknallt? Nach 2 langen Jahren, wieder positive Gedanken, zu haben ist lächerlich! Du hättest schon längst positive Gedanken haben müssen, wenn du nicht so ein Schwächling wärst!"
Scheiße! Nicht schon wieder! Nicht jetzt! Okay, jetzt realisiere ich wieder in was für einer beschissen Situation ich stecke.
Ich bin immer noch gefangen, nur eben in einem etwas schöneren Raum, in dem ich mich nicht verletzten kann. Na toll... Das war ja ein wirklich großer Fortschritt... Vor allem Ding die Stimmen wieder zu hören, großer Fortschritt!
Ich werde sowieso nie frei sein können. Es wäre wirklich das Beste, wenn ich mich einfach umbringen würde.
„JA! Tu es doch! Tu es!"
Es macht einfach keinen Sinn mehr weiter zu leben. Ich bin gefangen und daran bin ich auch selbst schuld.
„GENAU! DA HAST DU MAL ETWAS VERSTANDEN!"
Ich habe keine Eltern mehr und schwach, bin ich auch. Es gibt nichts was mich am Leben hält, außer die Angst vorm Tod. Mein Bruder würde mich vielleicht erstmal vermissen, aber er sieht mich eh nicht oft und ist so stark, dass er das schon verkraften würde.
„ES WÜRDE IHN GAR NICHT JUCKEN, WEIL DU EIN SCHWACHES MISTSTÜCK BIST!"
Doch es würde ihn jucken?
„Nein!"
Toll, dass ihr das so gut wisst! Das Problem ist, dass ich mich hier nicht so leicht umbringen kann. Bestimmt wäre es irgendwie möglich, aber ich wäre mit Sicherheit zu blöd dafür.
„Wir können dir gerne dabei helfen!"
Außerdem bin ich eh viel zu ängstlich, weil ich eben schwach bin...
„HÖR AUF UNS ZU IGNORIEREN! WIR WERDEN DIR HELFEN!"
Ich sollte mir wirklich Mal über andere Sachen Gedanken machen...
Vielleicht komme ich hier ja doch noch irgendwie raus. Und dann? Dann ist mein Leben immer noch sinnlos.
„Genau!
-S-
-I-
-N-
-N-
-L-
-O-
-S-!
SINNLOS!"
Okay, toll es macht wirklich keinen Sinn mehr. Ich sollte es doch einfach nur aufgeben. Wo ist denn das Problem?! Man, ich bin so ein Feigling.
„IDIOIIOOOTT! FEEIIIGGLIING! IDIIOOOTT! DU HAST VERSAGT!"
Scheiße! Bitte mach doch einer, dass das endlich aufhört! Die Stimmen sind so laut, die können unmöglich in meinem Kopf sein.
Ich habe noch niemanden von den Stimmen, die ich höre erzählt, weil sie mir sagen, dass ich es niemandem erzählen darf und weil ich hier niemandem vertrauen kann. Aber ich höre diese Stimmen trotzdem an manchen Tagen...
„ES IST AUCH VIEL BESSER SO, DASS DU ES NIEMANDEM ERZÄHLST! SIE KÖNNTEN DIR EH NICHT HELFEN! DU HAST HALT VERSAGT! UND SIE SIND DEIN FEIND, GENAUSO WIE DU SELBST!
WIR SIND DEIN EINZIGER FREUND, WENN DA NICHT DEIN BRUDER WÄRE! BRING IHN DOCH ..."
Ich schreie: „AHHH ICH KANN NICHT MEHR! HÖRT AUF VON MEINEM BRUDER ZU REDEN! ICH WERDE IHM NICHTS TUN! SEID ENDLICH LEISE! SEID LEISE! HELFT MIR ENDLICH! HILFE!"
„WIR HÖREN NICHT AUF!"
Ich schreie immer noch und schlage mir gegen den Kopf. Und fange wieder an zu weinen. Dann höre ich damit aber plötzlich und grundlos auf, ich starre an die Wand und denke an gar nichts mehr. Mein Körper fühlt sich wie die Hülle, einer leeren und ausgesaugten Seele an.
Doch dafür, höre ich auch die Stimmen nicht mehr.
Plötzlich fange ich wieder unkontrolliert an, mir gegen den Kopf zu schlagen.
Weshalb die Pfleger nun schon wieder kommen.
Aber diesmal kommt auch Lee. Lee guckt mich sehr besorgt an und hilft den anderen Pflegern, mich zu fixieren. Im Gegensatz zu den anderen Pflegern zerdrückt sie aber nicht meine Arme. Ich gucke sie verweint an, während der Arzt mir wieder Medikamente spritzt. Anschließend geht er wieder und somit gehen auch die anderen Pfleger, bis auf Lee. Lee guckt mir immer noch tief in die Augen.  „Ich möchte dir helfen. Wenn du wach bist komme ich zurück. Versprochen." 
Ich gucke sie dankend an und gebe auch ein leises „Danke!", von mir.
Nun geht auch Lee und ich schlafe wieder ein.
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Wie schon gesagt, war dieses Kapitel wirklich heftig. Die nächsten Kapitel werden sehr wahrscheinlich wieder harmloser. Und danke nochmal an Lie und alle anderen die mich hierbei unterstützt haben!

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