„Ich will da nicht wieder hin.", wiederholte ich zum hundertsten Mal in den letzten Tagen, während ich meine Messer von der Zielscheibe einsammelte. „Kann ich nicht hier bleiben. Ich bin alt genug, um mich endlich einzuweihen. Ich kann euch helfen. Du weißt doch ganz genau, dass ich eine Bereicherung für euch wäre, aber das geht nur, wenn ich auch hier bin und nicht an dieser furchtbaren Schule! Falls man die überhaupt so nennen kann."
„Ein letztes Mal noch: Nein.", die Worte klangen nur noch wie ein Knurren. „Du kennst die Antwort. Das ist nichts, worüber wir verhandeln können. Du gehst dort hin."
„Aber ich will das nicht!"
„Das ist mir egal!"
Ich zuckte ein kleinen wenig zusammen. Ich wusste, dass ich es zu weit getrieben hatte. Wenn ich jetzt nicht aufhörte, würde ich ernsthafte Probleme bekommen. Mein Vater war Niemand, den man verärgern wollte und das hatte ich bereits zu genügen getan. Die ganzen Sommerferien lang.
Er ging zurück ins Haus, ich nahm eines der Messer in meine rechte Hand, zielte und warf. Die Spitze landete genau ins Schwarze.
Seufzend schüttelte ich den Kopf. Ich hatte gehofft, dass ich ihn auf diese Weise überzeugen könnte, aber da hatte ich mich getäuscht. Es war egal, wie gut ich war. Es reichte nie aus.
„Netter Versuch." Die spöttische Stimme meines Bruders näherte sich mir. „Morgen geht's für dich zurück und ich bleibe hier."
„Klappe, Paul."
„Was denn, Vanessa?" Auch ohne ihn anzusehen, konnte ich sein schiefes Grinsen vor meinem inneren Auge sehen.
Ich wirbelte umher und ließ das Messer aus meiner Hand gleiten. „Nenn mich nicht so!" Ich grinste voller Genugtuung als er zurückwich und einen Schrei ausstieß. Das Messer, war auf Kopfhöhe, an dem Pfosten der Veranda gelandet, neben dem er eben noch gestanden hatte. „Weichei."
„Wenn du das noch einmal machst-"
„Was dann, Paul?", unterbrach ich ihn und trat einen Schritt auf ihn zu. „Gehst du zu Daddy? Oh, nein, warte. Das kannst du nicht, denn damit würdest du zugeben, dass du schwach bist. Was würde er von dir denken, wenn du dich von mir fertig machen lässt? Immer und immer wieder, weil du mir in jeglicher Hinsicht unterlegen bist?"
Er öffnete den Mund, als würde er etwas erwidern wollen, aber schloss ihn gleich wieder.
„Was, fällt dir nicht einmal etwas ein, was du sagen kannst?" Lachend schüttelte ich den Kopf. „Kannst du eigentlich irgendwas? Wie kann Vater nur in Erwägung ziehen dich einzusetzen?"
„Und trotzdem tut er es."
„Du gibst mir also recht damit, dass es unlogisch ist. Schön, immerhin über etwas Selbstreflexion scheinst du zu verfügen."
Ein Knurren verließ seine Kehle. „Sei still."
„Du machst es mir aber auch wirklich zu einfach, Paul." Ich drehte mich wieder um und versank meine vier übrig gebliebenen Messer in die Mitte der Zielscheibe.
Dabei hörte ich zu, wie Paul mein Messer aus dem Pfosten zog und es durch die Luft schoss.
Noch bevor das Messer klirrend auf den Steinweg, einen Meter zu meiner Rechten, landete, begann ich zu lachen. „Weißt du eigentlich, dass ich mir jedes Mal Mühe gebe mich nicht zu bewegen, wenn du versuchst mich mit einem Gegenstand zu treffen? Ich bin gut im Ausweichen, aber tatsächlich ist es in diesem Fall sogar sicherer nicht auszuweichen, so schlecht wie du wirfst."
„Klappe!"
„Oh, was ein Deja-Vu." Ich verdrehte die Augen. „Mir scheint fast so als drehen wir uns im Kreis."
Ich hob mein Messer vom Boden auf und fuhr die Klinge über meine Hose, um den Dreck zu entfernen.
Ausnahmsweise tat Paul nicht das, was ich erwartet hatte. Ich war davon ausgegangen, dass er beleidigt abziehen würde, aber er bewegte sich nicht.
„Kann ich dir noch helfen? Dir etwas Nachhilfe geben? Im Messerwerfen? Im Klettern? Im Schauspielern? Im Bluffen? Oder doch in Mathe? Da scheinst du ja ebenfalls Schwierigkeiten zu haben, wenn ich das richtig mitbekommen habe und dabei ist es so einfach. In deinem Buch steht doch haarklein, was du machen musst und dabei hatte ich seit... Was... fünf Jahren? Kein Mathe mehr."
Jetzt drehte er sich doch um und lief zur Tür, aber bevor er durchtrat, wendete er sich noch ein letztes Mal mir zu: „Ich hoffe du jagst dich selbst in die Luft auf deiner beschissenen Schule."
„Dort lerne ich nur, wie ich dich in die Luft jagen kann.", rief ich zurück, aber in meinem Inneren verkrampfte sich mein Magen. Er hatte ja recht. So ungern ich es auch zugab. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich nie wieder dorthin zurückkehren. Was ich noch weniger gern zugab und ihm gegenüber auch niemals tun würde, war die Tatsache, dass ich mich schon mehrmals aus Versehen fast in die Luft gejagt hätte. Das Ganze lag mir einfach nicht und ich wollte auch nicht, dass es mir lag. Ich wollte das alles nicht lernen. Ich wollte nicht zu dieser verdammten Schule gehen. Nicht von diesen verdammten Leuten umzingelt sein, die das alle für umwerfend hielten.
Aber mir blieb keine andere Wahl.
Morgen musste ich in den verflixten roten Zug steigen und zurück zu dieser furchtbaren Schule fahren.
Zurück nach Hogwarts.
Hier noch ein paar Worte zur Geschichte. Falls es so etwas nicht interessiert könnt ihr das Kapitel an dieser Stelle getrost beenden.
An den Rest: ich hatte es schon erwähnt, aber nochmal hier:
Diese Geschichte zu schreiben fiel mir viel schwerer als es bei anderen Geschichten der Fall war.
Ich wollte mal ein bisschen was anderes und zumindest beim Schreiben habe ich einen deutlichen Unterschied gemerkt, aber es kann sein, dass man das beim Lesen gar nicht bemerkt. Vielleicht aber schon. Wir werden sehen :)Die Idee ist durch eine Nachricht entstanden. Ich hatte gesagt, dass, wenn ihr irgendwelche Wünsche habt für eine Geschichte, ihr mir schreiben könnt und ich schaue, ob ich daraus eine Geschichte schreiben kann.
Wenn es euch interessiert, kann ich in ein paar Kapiteln auch mitteilen, um welchen Wunsch es sich hierbei handelt, aber ich möchte nichts vorweg greifen, auch wenn es sich nicht wirklich um ein Spoiler handelt XDWie dem auch sei, ich freue mich sehr euch in der Geschichte begrüßen zu dürfen und wünsche euch sehr viel Spaß beim Lesen <3
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Bis ich ihm die Wette stahl (Harry Potter - Rumtreiber - Fan Fiction)
FanfictionUnzählige Male wurde mir schon gesagt, dass ich mich glücklich schätzen sollte auf Hogwarts zur Schule gehen zu dürfen. Keiner schien zu verstehen, dass ich keinerlei Interesse daran hatte das Zaubern zu erlernen. Ich wollte keine Hexe sein. Meine B...