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Kurz vor elf rannte ich durch die Mauer, um zum Hogwarts Express zu kommen. Meine Kapuze hing tief in meinem Gesicht und ich zögerte nicht in den Zug zu steigen und mich auf einer Bank niederzulassen, bevor mich irgendjemand entdecken konnte.

Wobei mit irgendjemand eigentlich nur die Rumtreiber gemeint waren. Ich wollte Sirius gerade nicht sehen. Ich müsste das alles beenden und das wollte ich nicht. Es war idiotisch von mir. Ich wusste von Anfang an, dass es nicht echt gewesen war und dass es enden würde.

Aber ich hatte gerade meine Familie verloren. Ich konnte nicht so kurz danach auch noch meine Freunde verlieren. Ganz gleich, ob es echte Freunde waren oder nicht. Das machte keinen Unterschied, denn ohne, dass ich es gewollt hatte, waren sie, für mich, zu echten Freunden geworden.

Ohne dass ich es wollte, hatten sie sich in mein Herz geschlichen und sich eingenistet.

Wenn ich ihn traf und es zu Ende ging, dann hatte ich nichts mehr. Ich wäre ganz auf mich allein gesellt.

Mein Leben würde nie wieder dasselbe sein.

Ich hatte mich von meiner Familie gelöst. Bei dem Gedanken daran verkrampfte sich mein Herz. Es war immer nur um sie gegangen. Mein ganzes Leben lang hatte ich nur die Anerkennung von meinem Vater gewollt. Ich hatte mich nie getraut ihm zu sagen, was ich dachte. Das war mir nicht einmal aufgefallen. Ich hatte gedacht, dass ich stark war, aber das war ich nicht. Ich hatte ihm zwar gesagt, dass ich nicht nach Hogwarts wollte, aber wenn es hart auf hart kam, gab ich immer klein bei.

Im Nachhinein sah ich so viele Momente, in denen ich anders hätte handeln sollen.

Wie konnte mir entgangen sein, was für ein schrecklicher Mensch er eigentlich war. Er hatte mich nie geliebt. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte ich gar nicht existieren müssen. Er wollte einen Sohn. Keine Tochter.

Neben den Verlust meiner Familie und damit auch meines Lebenswunsches, hatte sich noch etwas entschiedend verändert in meinem Leben.

Zum ersten Mal hatte ich erfahren, wie es sich anfühlte Freunde zu haben. Wie glücklich sie einen machen konnte.

Aber auch wie sich eine liebevolle Umarmung einer Mutter anfühlte.

Dabei war es nicht einmal echt gewesen. Würde es sich noch besser anfühlen, wenn man wirklich geliebt wurde?

Vielleicht würde ich es nie erfahren, vielleicht aber schon.

Das Einzige, was ich wusste war, dass ich nichts wusste.

Ich hatte alles verloren. Mich selbst verloren.

Wer war ich jetzt? Was würde ich mit meinem Leben anfangen? Was wollte ich?

Der Zug hatte sich in Bewegung gesetzt und nach einer Weile, als sich die Aufregung alle wieder zu sehen, gelegt hatte, begannen einige der Slytehrins mir Beleidigungen an den Kopf zu werfen.

Die Worte prallten an mir ab. Ich hatte keine Lust etwas zu antworten. Sollten sie mich doch beleidigen, so viel sie wollten. Nur ein Satz brannte sich in meinen Kopf:

„Du gehörst hier nicht her!"

Sie hatten das schon oft zu mir gesagt, aber es hatte sich nie so angefühlt wie jetzt.

Bisher hatte ich ihnen immer zugestimmt. Ich hatte gedacht, dass ich nicht nach Hogwarts gehörte, weil mein Platz zuhause war. An der Seite meines Vaters.

Doch jetzt? Diese Zeit war vorbei. Wo gehörte ich hin? Ich hatte kein zuhause mehr. Keine Familie. Keine Freunde. Ich wusste nicht, wo ich im nächsten Sommer sein würde.

Ich war auf mich allein gestellt. Hatte nichts und niemanden mehr.

In gewisser Weise war Hogwarts alles, was mir noch blieb. Aber auch nur noch für ein Jahr.

Dann war selbst das vorbei.

„Da bist du ja!" Seine Stimme versetzte mir einen tiefen Stich ins Herz. „Wo warst du?"

„Im Zug.", antwortete ich, ohne meinen Weg zu den Kutschen zu unterbrechen.

„Wieso bist du nicht zu uns gekommen?"

Ich zuckte mit den Schultern und wich seiner Berührung aus.

„Und warum bist du einfach Mitten in der Nacht verschwunden?" Er packte meine Hand und zwang mich stehen zu bleiben.

„Lass mich los." Ich traute mich nicht ihm in die Augen zu sehen.

„Was ist denn los?"

„Geh einfach." Meine Kehle schnürte sich zu. „Lass mich allein. Bitte."

„Was hab ich denn getan?"

„Geh einfach." Ich riss mich von seinem Griff los und sprang auf die Kutsche, die bereits losfuhr.

„Ärger im Paradies?", erklang Jessicas gehässige Stimme. „Gemerkt, dass dieser Blutsverräter nichts wert ist?"

Natürlich musste ausgerechnet sie in der Kutsche sitzen.

„Andererseits bist du auch nur ein dreckiges wertloses Schlammblut. Also passt ihr ja eigentlich gut zusammen."

„Bist du es nicht leid mich zu beleidigen? Merkt ihr denn nicht, dass es mir am Arsch vorbei geht, was ihr denkt?"

Bis ich ihm die Wette stahl (Harry Potter - Rumtreiber - Fan Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt