6. Part

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Die Anderen warteten schon auf uns. Tae und ich machten uns schnell etwas zum Abendessen. Anschließend gesellten wir uns zu ihnen. „Wo wart ihr?", fragte Yoongi. „Am Strand", antwortete ich. Yoongi nickte nur kurz, irgendwie wirkte er unglücklich. Daraufhin sagte Jin: „Wie läuft das Tanzen
Y/N? Wir haben uns gedacht, dass wir morgen alle zusammen üben." „Ich denke, sie ist bereit!", antwortete ihm Tae. „Okay, dann werden wir ab Morgen zusammen üben!", sagte daraufhin Yoongi schnell.
Ein wenig traurig war ich schon. Die letzten Stunden mit Tae waren wirklich sehr schön. Aber der Auftritt rückte immer näher und wir hatten noch nicht einmal zusammen trainiert.
Ich war gerade dabei, mit den anderen Netflix zu gucken, als mein Handy klingelte. Meine Mutter war am Apparat. „Hallo Mama, wie geht es dir?", begrüßte ich sie glücklich. Doch an der Stimme meiner Mutter hörte ich sofort, dass etwas nicht stimmte. „Y/N, wir müssen reden!" „Was ist passiert?", fragte ich vorsichtig. „Dein Opa ist gerade verstorben.", sagte sie mit zitternder Stimme. Ich spürte einen furchtbaren Schmerz. Mein Opa hatte einen Tumor, doch es sah eigentlich ganz gut aus. Die Ärzte waren zuversichtlich, dass er den Krebs überwindet. Ich spürte, wie der Schmerz immer größer wurde. Er war der einzige Mensch in meinem Leben gewesen, der mich wirklich verstanden hat und ich habe mich noch nicht einmal von ihm verabschiedet.

„Warum ist er gestorben?", fragte ich sehr leise. „Der Tumor hat sich stark vergrößert und die Lunge zu sehr beschädigt. Er musste künstlich beatmet werden. Die Ärzte konnten nichts mehr für ihn tun. Wir haben entschieden, ihn nicht mehr länger leiden zu lassen." Mehr wollte ich nicht hören und nicht wissen. Die Schuldgefühle wurden immer größer. Ich hätte bei ihm sein müssen, ihn helfen müssen! Aber nein, ich war hier und bereitete mich auf ein unnötiges Musikfest vor. „Glaubst du, du kannst es einrichten für ein paar Tage nach Deutschland zu kommen?" Natürlich kann ich das!", antworte ich mit erstickter Stimme. „Wisst ihr schon, wann die Beerdigung stattfindet?", fragte ich heiser. „Ja, nächste Woche Montag.", antwortete mir meine Mutter. „Ich werde da sein!", erwiderte ich und legte auf.

Ich wollte jetzt nur noch alleine sein. Schnell drehte ich mich um und rannte in mein Zimmer. Yoongi versuchte mir zu folgen, doch er wurde zurückgerufen. Als ich in meinem Bett lag, begann ich zu weinen. Nach einiger Zeit wollten einfach keine Tränen mehr kommen und ich erinnerte mich zurück.
Es war ein warmer Sommertag gewesen. Mein Opa und Ich waren auf einem Feld, um Motorradfahren zu üben. Ich sollte bald meinen Führerschein machen. Er hatte mich einfach aufsteigen lassen und gesagt: „Auf was wartest du, fahr los!" Daraufhin bin ich wirklich einfach losgefahren. Mein Opa war sehr stolz auf mich gewesen. Er lächelte mich an und sagte: „Y/N, du bist etwas ganz Besonderes. Bitte vergiss das nie!"
Jetzt musste ich wieder weinen. Im selben Moment wurde meine Tür geöffnet und Yeontan kam herein. Er schien zu merken, dass es mir nicht gut ging, denn er kuschelte sich einfach an mich. Bald darauf kam auch Tae in mein Zimmer und setzte sich auf mein Bett. „Möchtest du reden?", fragte er mich ruhig. Ich überlegte kurz. Eigentlich wollte ich nicht reden, allerdings wollte ich auch nicht alleine bleiben. „Kannst du einfach hierbleiben?", fragte ich ihn leise. „Natürlich!" 

Ich ließ mich in seine Arme fallen und begann zu weinen. Nach einiger Zeit war sein T-shirt schon ganz nass. „Er war die einzige Person, die mich verstanden hat.", sagte ich mit zitternder Stimme. Tae erwiderte nichts, sondern schwieg.  Daraufhin erzählte ich ihm schluchzend alles. Ich redete über die schönen Momente mit meinem Großvater und über meine Schuldgefühle. Er hörte nur zu.
Als ich fertig war sagte er: „Dein Opa muss ein wundervoller Mensch gewesen sein. Aber Y/N, du darfst dir nicht so viele Vorwürfe machen. Du kannst nichts dafür!" Ich sah in seine wunderschönen braunen Augen und fragte leise: „Kannst du bitte die Nacht bei mir bleiben?" Tae nickte.

Ich lag jetzt neben ihm, in meinem Bett. Schlafen konnte ich nicht, zu viele Dinge schwirrten mir durch den Kopf. Ich drehte mich um und sah in seine braunen Augen. Selbst im Dunkeln schienen sie zu leuchten. Kurz zögerte ich, kuschelte mich aber dann noch ein bisschen näher an ihn. Langsam spürte ich, wie ich einschlief.

Am darauffolgenden Morgen war ich kurz verwundert, als ich Tae neben mir spürte. Doch dann kam auch die Trauer und der Schmerz zurück. Ich setzte mich auf und schaute zu Tae. Dieser hatte die Augen geschlossen. Er schlief scheinbar noch tief und fest. Wie er da so lag, sah er richtig unschuldig aus. Seine Haare fielen ihm leicht ins Gesicht und sein großer Mund war ein wenig geöffnet. Belustigt sah ich dabei zu, wie er sich mein Kuscheltier nahm und es an sich drückte. Nun musste ich ein wenig lächeln. Ich drehte mich zu Yeontan, der mich erwartungsvoll ansah. Ich stand auf und machte mich fertig. Als ich vom Duschen zurückkam schaute ich zu Tae. Dieser schlief immer noch. Kurz zögerte ich, ging dann noch einmal zu ihm und strich ihn eine Strähne aus seinem Gesicht. Daraufhin verließ ich das Zimmer.

Die Anderen ließen mich den restlichen Tag in Ruhe. Am Abend trainierten wir aber dann doch, da ich in zwei Tagen nach Deutschland fliegen würde. Wodurch uns drei Trainingstage fehlten. Es lief recht gut, außer das wir noch nicht richtig synchron waren. Am Abend fragte mich Tae beiläufig, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm ins Kino zu gehen. Einen Moment war ich baff. Fragte mich gerade wirklich Taehyung nach einem Date? Nach kurzem Zögern sagte ich aber: „Kommt drauf an, welcher Film!"  „Kannst du dir aussuchen.", antworte er mir.  „Ok, dann möchte ich Spiderman 3 sehen!" „Finde ich gut!"

Die Vorstellung begann 22.00 Uhr, wodurch ich noch ein wenig Zeit hatte. Ich entschied noch ein bisschen Sport zu machen. Als ich ins Fitnessstudio kam traf ich Yoongi. „Hi!", begrüßte ich ihn freundlich. Yoongi guckte nur kurz auf und wand sich dann wieder seinen Spotgeräten zu. Er hatte sich schon die letzten Tage so komisch verhalten und ich wusste einfach nicht wieso. „Ist alles ok?", fragte ich ihn vorsichtig. Er blickte auf und sah mich ausdruckslos an. „Ja alles gut!", antworte er knapp. „Wirklich?", fragte ich nach. „Warum muss es er sein Y/N? Du hättest dir jeden aussuchen können verdammt! Wieso er?" Verblüfft schaute ich ihn an. „Was meinst du?", fragte ich leise. „Ach hör doch auf, du weißt genau, wovon ich rede!", sagte er und verließ das Gym. Erst wollte ich Yoongi aufsuchen, um mit ihm zu reden. Entschied mich dann aber dagegen.

In meinem Zimmer suchte ich etwas zum Anziehen. Fand aber nichts. Am Ende entschied ich mich für eine Schlaghose, mit einem engen Rollpullover. Dazu schminkte ich mich dezent. Ich versuchte auch meine Locken ein wenig zu bezwingen, mit mäßigem Erfolg. Ganz am Ende zog ich meine Dr. Martens und die rote Jacke an.
Tae warte am Eingang auf mich. Er sah schicker aus, als bei unserem letzten Spaziergang. Er trug eine Jeans, dazu einen weißen Rollpullover und Turnschuhe. An besten gefiel mir sein schwarzer Mantel. „Muss ich dir jetzt ein Kompliment machen?", fragte er grinsend. „Nein, ich kann dir ja eins machen!", antworte ich lachend. „Na dann lass hören!" „Der Mantel steht dir." „Oh, vielen Dank! Ich fühle mich geschmeichelt."
Wir mussten beide lachen und machten uns auf den Weg zum Kino. Da wir umweltbewusst waren, entschieden wir uns für die Bahn. Zu dieser Uhrzeit war sie zum Glück nicht voll. Trotzdem behielt Taehyung seinen Blick gesenkt.
30 Minuten später waren wir im Kino. Er bezahlte die Tickets und fragte: „Popcorn?" „Ja sehr gerne!" Er kaufte eine mittlere Tüte Popcorn und wir begaben uns in den Saal 3. Es war ziemlich voll, doch die anderen Zuschauer bemerkten Tae nicht.
Der Film lief schon eine halbe Stunde. Ich griff wieder in die Tüte Popcorn. Auch Tae griff gerade hinein und unsere Hände berührten sich. Die restliche Vorstellung lang blieben sie zusammen.
Nach der Vorstellung führte er mich an den Fluss „Cheonggyecheon". Dort war es einfach traumhaft schön. Um uns herum leuchteten überall Lichter. Wir gingen schweigend Hand in Hand, bis Tae stehen blieb. Ich schaute in seine wundervollen Augen und versank in ihnen. Langsam kamen wir uns näher. Bis sich unsere Lippen fast berührten. Einen Moment zögerten wir noch, aber dann berührten sie sich.

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen und ich möchte mich für die 77 Reads bedanken!🥺
Vielen vielen Dank 😊💜

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