3 - Samstag, 03:03 Uhr

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Aaron Vercher
Samstag, 03:03 Uhr

Ich hörte ihren Schrei, der mich bis ins Mark erschütterte. Einen blöden Spruch auf den Lippen, aber doch mit einem seltsamen Gefühl beeilte ich mich, in die Garderobe zu gehen, in welche ich Daphne van Halen vor wenigen Momenten hatte gehen sehen.

Die Party leerte sich sehnlichst und so waren in meiner Nähe gerade nur wenige Leute, unter denen zwei knutschende Paare und drei stockbesoffene Partygäste waren, die zu nicht mehr als dem Drehen des Kopfes in der Lage waren.

„Ich brauche Hilfe!", rief Daphne gerade, als ich in die Garderobe trat und Kota Debres vor ihren Füßen liegen sah. Sie kniete vor ihm, Tränen rannen über ihre Wangen und sie schaute zu mir auf, „Er atmet nicht mehr."

Ich versuchte jeden Erste-Hilfe-Kurs meines Lebens vor meinem inneren Auge abspielen zu lassen und verfluchte mich dafür, dass ich bei meinem letzten eingeschlafen war. Möglichst ruhig schob ich Daphne beiseite, welche offensichtlich zu keiner Rettungsaktion in der Lage war.

„Sollten wir keine Herz-Druck-Massage machen?", fragte Daphne mit zitternder Stimme.

Ich nickte. „Ich mache das, ruf du einen Notarzt."

Erleichtert, bei etwas helfen zu können, griff sie sich in ihre Hosentasche und sah mich dann panisch an. „Mein Handy... Ich...", stammelte sie und robbte dann auf dem Boden herum, um nach ihrem Handy zu suchen.

In diesem Moment erschienen weitere Leute hinter uns und das Chaos brach an. Während ich damit beschäftigt war, den Körper vor mir wiederzubeleben, rief jemand anderes den Rettungsdienst und ich sah, wie ein muskulöser Typ Daphne am Arm von der Szene wegzog. Sie brach zitternd in seinen Armen zusammen.

Ich biss die Zähne zusammen und wandte die Augen von der Szene ab. Verzweiflung stieg in mir auf, als ich auf den leblosen Kota vor mir blickte. Ich hatte verdammt noch Mal keine Ahnung, was ich hier tat. Ich versuchte im Takt von YMCA auf seinen Brustkorb zu pressen und dann Mund-zu-Mund-Beatmung zu machen. Doch es rührte sich nichts.

Nach einer gefühlten Ewigkeit tauchte endlich ein Team aus Notfallsanitätern auf und übernahm meinen Job. Einer von ihnen klopfte mir annerkennend auf die Schulter, während ich einen letzten Blick auf Kota warf, welcher anschließend abtransportiert wurde.

„Ist er tot?", fragte mich ein fremdes Mädchen, woraufhin ich die Achseln hob und mich an ihr vorbei aus der Garderobe schob.

Mit ausdrucksloser Miene ging ich in Richtung der Haustür. Bevor ich sie jedoch öffnen konnte, wurde sie von außen aufgemacht und ein aufgeregtes Mädchen kam herein. Es schien, als wüsste sie, was gerade passiert war. Möglicherweise war sie allerdings auch nur von dem Rettungsdienst vor der Tür alarmiert.

Sie sah mich für einen Moment an und ließ ihren Blick dann weiter schweifen, bis er an einer schwarzen Tasche in der Garderobe hängen blieb. Beinahe motorisch ging sie zu ihr und umfasste sie, als wäre sie ihr Anker in der Brandung.

Ich löste meinen Blick von dem seltsamen Mädchen und verließ nun das Haus. Ich war ohnehin schon viel zu lang hier gewesen. Ursprünglich war nur ein kurzer Besuch zum Verticken meiner Drogen geplant gewesen. Die Partys von diesen reichen Bonzen wie Kota waren stets eine gute Abnahmequelle und auch heute Abend hatte ich einiges an Kohle verdient. Doch zu welchem Preis?

Who Killed Kota?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt