Who Killed Kota?

5 - Samstag, 11:24 Uhr

Grey Meadow

Samstag, 11:24 Uhr

„Sehen wir uns heute Abend?" Reagan ergriff sanft meine Hand, während wir darauf warteten, dass Kotas Mum von ihrem Telefonat zurückkam, und sah mich aus ihren großen, braunen Augen an. Ihre Mutter ist Norwegerin und ihr Vater stammt aus einem ostasiatischen Land, was sie mit Abstand zu der exotischsten Schönheit an unserem College machte. Ich hatte sie in der vergangenen Woche zwischen Baseball und Familienkram nicht besonders häufig gesehen und merkte, dass sie ungeduldig wurde. Reagan war nicht direkt anhänglich, doch sie brauchte regelmäßig gemeinsame Zeit.

„Ich weiß nicht", erwiderte ich vage. Meine Stimme klang kratzig und rau, da ich die letzte Nacht geweint und nicht geschlafen hatte. Diese Kombination hatte meinem Gesicht einen eingefallenen Ausdruck verliehen. „Ich habe noch einiges für die Uni zu tun."

Ihre perfekten Lippen bogen sich nach unten und sie schien im Begriff zu sein, zu widersprechen, als Elena Debres zurück in den Raum trat. Ich konnte ihr ansehen, dass sie nicht minder ausgelaugt war als ich. Tiefe Furchen auf ihrer Stirn und eine schwere Traurigkeit lagen auf ihrem Gesicht. Ich erhob mich unwillkürlich und wartete ab, was ihr Gespräch ergeben hatte.

Elena fuhr sich über das Gesicht und ließ sich auf einen Stuhl an dem teuren Holztisch, auf dem in der vergangenen Nacht noch sämtliche Partygäste getanzt hatten, nieder. Sie blickte ins Leere.

Reagan, die bisher neben mir an der Theke gelehnt hatte, ging auf sie zu und kniete vorsichtig vor ihr nieder. Als die Freundin von Kotas bestem Freund kannte sie Elena als eine lebensfrohe und schlagfertige Frau, die sich für keinen Scherz zu schade war. Sie in diesem Zustand zu sehen, traf uns beide sehr.

„Was hat die Polizei gesagt?", fragte Reagan sanft. Als ich meine Freundin auf diese Weise mit Elena sprechen sah, keimte eine tiefe Zuneigung und Bewunderung zu ihr in mir auf. Es erinnerte mich daran, wie souverän und ruhig sie in der vergangenen Nacht nicht nur das allgemeine Durcheinander geregelt, sondern auch meine eigenen aufgewühlten Gefühle beruhigt hatte. Ich weinte nicht häufig - zuletzt hatte ich bei der Beerdigung meines Großvaters vor drei Jahren geweint - doch Kotas Zustand hatte mich hart getroffen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht einmal mit Gewissheit gewusst, ob er tatsächlich sterben würde, doch allein die Vorstellung hatte eine kalte Angst in mir hervorgerufen. Ich konnte mich noch genau an das grauenvolle Gefühl erinneren und schauderte.

Leise unterhielten sich Reagan und Elena und ich war dankbar, dass nicht ich dieses Gespräch führen musste. Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass ich möglicherweise erneut in Tränen ausbrechen würde, würde ich über eine polizeiliche Investigation sprechen müssen. Doch ich wusste es besser: Meine Augen waren staubtrocken und schienen keine Flüssigkeit für Tränen mehr übrig zu haben.

„Sie kommen in einer halben Stunde vorbei", erklärte Elena mit brüchiger Stimme, „Sie wollen mit dir sprechen."

Erst als ich zu den beiden Frauen hinübersah, erkannte ich, dass Elena mit mir gesprochen hatte. Ich zuckte zusammen. „Mit mir?", fragte ich mit dieser rauen Stimme, die mir selbst fremd vorkam.

Elena nickte. „Und mit einigen anderen", fuhr sie fort, „Die... postmortale Untersuchung scheint etwas ergeben zu haben." Sie stockte und schien nicht weitersprechen zu können.

Reagan warf mir einen unruhigen Blick zu und strich dann Elena beruhigend über den Arm. „Was haben die Untersuchungen ergeben?"

Ich schluckte. Ich wusste nicht, ob ich dafür bereit war, ihre Antwort zu hören. Der Gedanke bereitete mir großen Schrecken, dass die Polizei möglicherweise Hinweise dafür gefunden haben sollte, dass es sich bei Kotas Tod um eine unnatürliche Ursache handeln sollte. Was war bloß in der vergangenen Nacht geschehen?