Freitag part 2

369 14 1
                                    

Er sah mich an, als währe ich zerbrechlich. Ich studierte seine Mimik und er meine Gesichtszüge. Ich wurde ruhiger und zugleich nervös wenn er mich anlächelte. Oh mein Gott ich musste aufhören ihn so anzuschauen. Aber er... er sah mich so an. Warum nur? Als hätte er meine Gedanken gelesen  unterbrach er unser dähmilches Wettstarren mit einem "äh was?" Es war ein leichter Rotschimmer auf seinen Wangen zu sehen. Ich dachte ich sah nicht recht. Ich war verwirrt "ähm was ah ehh was willst du machen hatte ich gefragt." glaube ich. Ich würfelte mir den Satz zusammen. Wenn mich in diesem Moment jemand gefragt hätte wie man meinen Namen buchstabiert, hätte ich keine Antwort geben können. Er antwortete, er war jetzt wieder wie vorher, "achso äh ja mh ich eh würd dir wenn du magst meine Geschichte erzählen. Und dann können wir ja noch was machen." Oha. Seine Geschichte. "Klar gerne." Ich war gespannt. "Uff digga ok ich fang mal an. Ich  hab im jugendlichen Alter angefangen zu klauen und zu kiffen. In der sechsten oder siebten Klasse. Ich hab auch Graffiti gemacht, das findest du überall im Haus wieder. Ich liebe die Grafitti szene." Wow " Echt? Ich auch." Er lächelte mich an und redete weiter "Als ich 18 war is meine Mutter weg gezogen und ich wollte nicht mit, weil ich damals schon abhängig war und sie in irgend so ein Kaff gezogen ist, und  auf dem Dorf Stoff zu krigen währe schwierig geworden. Also bin ich zu meinen Großeltern in den Dachboden gezogen. Ich war zu der Zeit arbeitslos und musste mir irgendwie das Geld für die kifferei zusammensuchen. Ich bin immer öfter tagsüber in die Sporthalle gegangen um die Umkleiden leer zu räumen. Ich hatte zu der Zeit auch den Generalschlüssel für die Schule und Sporthalle. Ich hatte die nem  Kifferkollegen für n Zwani abgekauft, war halt cool Nachts  in der Halle Basketball zu spielen. Damals war ich schon aus der Schule raus, ich sah aber noch sehr jung aus, also bin ich, ohne dass es jemandem auffiel in den Pausen mit dem Generalschlüssel in die Klassenräume und hab die Beamer abgeschraubt und mitgenommen. Irgendwann kam aber auch Koks dazu und dafür haben die Beamer eben nichtmehr ausgereicht. Ich hab meiner Oma Geld geklaut. Als es dann rauskam haben meine Großeltern mich rausgeworfen. Ich bin in der Sporthalle untergekommen. Ich weis nichtmehr wie genau es war aber meine Oma hat mich wieder zurrück nach Hause geholt. Ich hab schon immer gerne gezockt und hab meine Clips auf Youtube hochgeladen und gestreamt hab ich auch. Auf jeden fall hat meine Oma mich in eine Entzugsklinik gesteckt und jetzt bin ich clean. Das Geld dass ich mit Youtube und meinen Streams verdient hatte, hab ich ihnen zurrück gegeben mit Zinsen. Ich wurde zu Sozialstunden verurteilt und hab meine Ausbildung im Buxtehudener Baumarkt als Einzelhandelskaufmann abgeschlossen. Mir hat die Arbeit aber nicht gefallen und jetzt mach ich hauptsächlich Gaming-Streams und damit verdien ich mein Geld. Aber die Sozialstunden und der Entzug war nicht das schlimmste. Das schlimmste daran dass ich kriminell war, war wie ich Oma in der Nacht, als sie mich rausgeschmissen hatte, geweint hat." Jeder andere währe schreiend weggerannt. Ich nicht. Ich sah ihn nur an, ganz tief in die Augen. Er hatte so viel erlebt in seinem Leben. Ich schwieg und er fragte "Hast du keine Angst? Ich mein klar ich bin Streamer und es währ ganz schön kake wenn ich dir was tun würde aber jeder andere, der mich nicht kennt währe auf nimmerwiedersehen verschwunden. Und du sitzt da und kukst mich an. " meine antwort kam selbstsicher und wie von allein "Richtig ich kenne dich nicht, da ich weder Youtube hab oder Freizeit. Aber ich würde nicht weggehen weil 1. Ich hab nix zu verlieren. 2. Da oben ist grad Agata die alles mitbekommen würde und 3. Würdest du mir nichts tun." "Wie kannst du dir da so sicher sein dass ich dir nichts tun würde?" Ich sah neugier in seinen Augen aufblitzen. "Man siehts dir an. Du bist nicht der Typ für sowas. Nichtmehr." Er war aufgestanden "Hast recht würd ich nicht. Hast du meine Zigaretten irgendwo gesehen?" meinte er. "Öh nein." antwortete ich. Ich war ebenfalls aufgestanden. "Fuck dann muss ich mir neue holen. Kommst du mit?" frische Luft schadete nie, "Yup" , sagte ich desshalb.

Montanablack- zwischen Liebe und GesetzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt