K A P I T E L | 7

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[Rouven POV]

»Sie ist eingebildet«, Maxime schnippte mit den Fingern durch die Luft, als wollte sie ihre Worte damit unterstreichen. Sie saß mit überschlagenen Beinen und einem genervten Ausdruck auf dem Thron. Seinem Thron. »Ich bin mir sicher, jeder würde so reagieren, wenn du ihn um diese Uhrzeit weckst«, murmelte er »Und jetzt verschwinde«.

Maxime stand auf»Du solltest nicht so mit mir reden«, schnurrte sie belustigt. Er ergriff sie an den Armen und stieß sie von sich. Doch anstatt aufgrund der hastigen Bewegung zu Boden zu fallen, landete Maxime sicher auf den Beinen auf der letzten Stufe hinauf zum Thron. Wie eine Katze kniff sie ihre Augen zusammen und flüsterte hinauf zu Rouven »Wage es nicht noch einmal«, er setzte sich unbeeindruckt und verschränkte die Arme »Sag Olivier, er soll die Jägerin zu mir bringen«.

Maxime ballte ihre zierlichen Hände zu Fäusten, so dass ihre Fingerknochen weiß hervorstachen. Sie konnte nichts anderes tun als zu erwidern »Ja, mein König«.

Wenige Minuten, nachdem Maxime den Thronsaal verlassen hatte, hörte er Schritten vor der Tür. Mit einem leisen Knarren schwang sie schließlich auf und Olivier in Begleitung der Jägerin trat ein. Ihre struppigen Haare und aufgesprungenen Lippen ließen sie schwach und unbedeutend wirken, zwischen all den perfekten Kunstwerken.

Olivier machte eine leichte Verbeugung. Die Jägerin beobachtete ihn dabei mit einem Gesichtsausdruck der Abscheu.

[Amelié POV]

Wie man ihn verehrte. Den König des Grauens und des Todes. Doch wie alle alten Götter musste er im Licht des Morgens fallen. Ich richtete mich auf und entgegnete ihm mit einem furchtlosen Blick. Vielleicht war ich letzte Nacht schwach gewesen, doch heute war ich umso stärker.

Olivier stieß mich leicht in die Seite, um mir zu deuten, dass ich mich ebenfalls verbeugen sollte. Dich stattdessen flüsterte ich ihn seine Richtung »Er sollte sich lieber vor mir verbeugen«. Ich hatte dies so leise gesagt, dass es es unmöglich aus seiner Entfernung hören konnte.

Doch der König erhob sich plötzlich. Er war größer als ich Anfangs gedacht hatte. Mit einer schwermütigen Geste seines linken Arms deutete er Olivier und den zwei Soldaten im Raum an, uns allein zu lassen.

Mein Mut wich ein wenig, doch ich erinnerte mich wieder an die Worte meines Vaters »Vielleicht ist es eine Schwäche im Kampf, dass du eine Frau bist - aber sie ist auch gleichzeitig ein Vorteil in jeder anderen Lage –– die dich im anschließenden Kampf noch stärker macht«.

Der König stieg die Stufen hinunter. Seine Bewegung erinnerte mich an ein wildes Raubtier, dass seine verwundete Beute schon für sich glaubte. Ich straffe meine Schultern siegessicher. Ich hatte schon gestern Abend die Rüstung rechts vom Thron bemerkt, die ein Schwert trug. Sie war perfekt um diesen arroganten...

»Versuch es nicht einmal«, seine Stimme klang hohl »Ich habe deinen Blick verfolgt. Auch der letzte Jäger hätte es fast geschafft«. Ich wich zurück, als er gefährlich nahe an mich heran kam.

»Denkst du wirklich, dass ich so durchschaubar bin?«, fragte er und blieb stehen. »Vielleicht tue ich das«, entgegnet ich. Der König legte seinen Kopf leicht schief »Du bist zu eingebildet, um eine Jägerin zu sein« »Und du zu träge, um ein furchtverbreitendes Monster zu sein«, kaum waren meine Worte verstummt, schnellte er nach vor. Ich spürte im nächsten Moment seinen Atem an meinem Hals »Sag das nochmal«, hauchte er drohend.

Mein Körper erstarrte vor Schreck. Ich schloss meine Augen und wiederholte »Du bist kein furchteinflößendes Monster. Oder ein König«. Sein Griff lockerte sich ein wenig »Du bist nicht wie die anderen«, bemerkte er und ließ mich los.

Er wandte sich wieder um, um hinauf zu seinem Thron zu steigen »Ich würde heute Abend sehr gerne mit dir über...« ich wollte ihn gerade mit einem Angriff von hinten überraschen, als er auf dem Absatz kehrt machte und meine Hände umschloss. ALs wäre nichts geschehen vollendete er seine Einladung »Ich würde mich heute Abend sehr gerne mit dir über deinesgleichen unterhalten«. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu »Und du solltest dafür etwas anziehen, indem du nicht aussiehst wie ein Junge«.

Ich versuchte mich aus seiner Gewalt zu winden, doch seine Finger schienen wie aus Stein gemeißelt. Er bewegte sich keinen einzigen Zentimeter, egal wie sehr ich es versuchte mich zu befreien. Nach einer Weile ließ er mich schließlich los »Du solltest also keine Gefahr darstellen«, kommentierte er meine vergeblichen Versuche.

In meine Augen stiegen Tränen - der König schien unbesiegbar. Wie konnte ich ihn nur töten? Ich musste irgendwie einen Moment finden, indem er mir ausgeliefert war.

The Tale of Ice & BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt