K A P I T E L | 10

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Fast geräuschlos schritt sie durch die leeren Gänge und Hallen. Der Samt ihres dunkelblauen Kleides flüsterte verdächtig und die Absätze ihre Schuhe echoten fast stumm durch die Räume. Ihr steinernes Antlitz reflektierte in den endlosen Rahmen, die die Bilder an der Wand schmückten. Das Rot in diesem Gemälde konnte niemals so kalt sein wie das Blut an ihren Hände und das Schwarz der Konturen, niemals zu dunkel wie ihre Seele.

Mit einem siegessicheren Lächeln stieß sie die Tür auf.

Ihre Selbstsicherheit wich im nächsten Moment, als sie das leere Zimmer vor sich sah. Die Jägerin war nicht hier. Wütend ballte sie ihre Fäuste und stieß einen der Wasserkrüge am Nachttisch um. Mit einem lauten Klirren zersplitterte er am Marmorboden.

Tausend weiße und blaue Scherben säumten den Boden vor ihr, als ein dämmriger Lichtschein in der Tür aufflackerte. »Hoheit?«, die Stimme des Wächters war fast ein Hauch. Maxime trat an ihn heran »Wo ist sie?«, für einen kurzen Moment überlegte er »Die Leibwächter des Königs haben sie vor einer Viertelstunde geholt«, erinnerte er sich schließlich.

»Ich habe euch gesagt, dass ich über jede Bewegung von ihr informiert werden sollte!«, fauchte sie ungehalten und eilte an ihm vorbei - zurück in ihren Teil des Palastes. 

The Tale of Ice & BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt