Kapitel 73

2.9K 134 8
                                    

Melissa P.o.V.

Mit Niall zusammen schleiche ich auf den Friedhof. An Nialls stelle hätte er am liebsten auf morgen früh gewartet. Nun aber wollte ich es jetzt erledigt, weil ich gerade den Mut dazu habe.

Am Anfang war ich richtig sauer auf ihn und habe ihn gehasst. Ich werde nie vergessen, dass ich Harry wegen ihn beinah verloren hätte. Das er meinen noch damals ungeborenen Sohn töten wollte oder auch sogar mich töten wollte.

Doch irgendwann denkt man wieder an die schönen Momente mit dieser Person.

Manchmal denke ich das es falsch ist nicht mehr über Sean zu reden. Er gehörte auch zu uns. Wir waren eine Clique. Wir waren eine Familie.

Das Bild über dem Bett haben wir damals zusammen gemalt. Genau drei Stunden vorher hat mich Dave wegen Laura sitzen gelassen. Unter dem gemalten, war ein riesengroßes Bild von Dave und mir. Er hat die Farben heraus geholt und das Bild wieder schön gemacht. Am Ende waren wir auch ganz voll Farbe, weil wir uns eine Farbschlacht geliefert haben.

"Ich glaube hier ist es." bemerkt Niall und leuchtet mit einer Taschenlampe auf einen Grabstein.
In memories of Sean Mckidd

Steht auf dem Grabstein. Das Grab ist ziemlich verwahrlost und anscheinend kümmern sich seine verwandten nicht darum. Für sie war es eine Schande, was er getan hat. Niemand konnte ahnen wie es in Sean ausgesehen hat. Aber vielleicht hätten wir es auch merken müssen. Manchmal gebe ich mir die mit schuld an der Geschichte. Wäre ich nicht so verliebt in Harry gewesen, hätte ich vielleicht gemerkt was mit ihm los war. Ich hatte ja nur noch Augen für Harry. Obwohl Keane mir beteuert hat, das es niemand merken konnte. Keiner hat was bemerkt. Wir waren alle blind.

"Glaubst du es wäre anderster gelaufen, wenn er offen über seine Gefühle gesprochen hätte?" frage ich Niall und knie mich vor dem Grab hin.

Mit meinen Händen rupfe ich das Unkraut heraus. Ich stelle die Blumen auf sein Grab die wir mitgebracht haben. Zwar kommen sie von der Tankstelle, aber mitten in der Nacht war nichts anderes aufzutreiben.

"Ich denke ja. Er hätte sich helfen lassen können." seufzt Niall und kniet sich neben mich.

Auch wenn ich wegen Sean die Hölle durch machen musste, hatten wir auch gute Zeiten. Er war bevor ich Harry kennengelernt habe, einer der wichtigsten Menschen in meinen leben. Sean, Jay, Keane und Niall waren immer für mich da. Wir haben immer zusammen gehalten und keiner konnte uns auseinander bringen. Einer für alle, alle für einen, für immer. Genau das war immer unser Motto gewesen. Doch das Schicksal wollte es anders. Was mich manchmal traurig macht. Sean wäre trotz allem auch ein guter Onkel für die Kinder gewesen. Er kam immer klar mit Kindern, eigentlich immer besser wie ich. Wir haben früher sogar zusammen gearbeitet auf der Kinderstation vom Krankenhaus. Sean war immer der Clown für die Kinder. Einmal hat er mich sogar gezwungen, mit ihm ein Theaterstück für die Kinder zu spielen. Er wäre ein toller Onkel geworden. Auch ein toller Vater.

Aber er war auch ein guter Kumpel. Wie oft habe ich mich bei ihm aus geheult, wegen Jay oder Dave. Jedes Mal hat er mich in den arm genommen und getröstet. Mir gesagt das alles gut wird. Sean war mein erster freund in Irland. Ich war gerade von meiner Mama nach Irland geschickt worden. Natürlich war ich sauer und traurig. Ich habe mich von allen im Stich gelassen gefühlt und verarscht. In der schule wollte niemand mit mir befreundet sein. Ich war die neue und anders wie die anderen. Noch nie habe ich mich für schminke und Mode interessiert. Eigentlich erst durch Harry. Aufjedenfall kam er zu mir und hat gesagt er ist jetzt mein Freund. Er hat mich dann zu Jay und Keane mitgenommen. Von diesem Tag an waren wir alle unzertrennlich. Wir haben zusammen gelacht, gekämpft und geweint. Uns war egal was andere über uns sagen. Wir hatten uns und das war die Hauptsache. Freunde für immer.

Es hätte alles nicht zu kommen müssen. Ich weiß nicht was ich anders machen hätte können.  Aber manchmal wünschte ich mir, er wäre noch hier. Mein guter alter Sean, mit dem man Pferde stehlen konnte.

"Du willst jetzt aber nicht, das ich dich alleine lasse?" fragt Niall mit zittriger Stimme.

"Boah Niall selbst Noah hat mehr Mut." sage ich zu ihm.

"Der muss ja auch nicht um 11 p.m auf einem Friedhof spazieren." bemerkt er.

"Niall die Menschen sind tot. Es gibt keine Geister oder Zombies." lass ich ihn genervt wissen.

Die ganze Auto fahrt hat er mich schon genervt damit. Niall hat wirklich angst, das uns Geister oder Zombies angreifen. Der hat definitiv zuviel walking dead gesehen.

"Du kennst ja auch soviele Zombies oder Geister, um sagen zu können es gibt sie nicht." sagt er.

"Ich kenne dich. Du bist Zombie genug am morgen." sage ich spöttisch zu ihm.

"Haha." lacht er gespielt und hält wieder die klappe.

Eine ganze zeit sitzen wir vorm Grab und schweigend uns an.

Ich werde mich immer an Sean, als guten Menschen erinnern. Genau das war er bevor er so durch gedreht ist. Ein Herzens guter Mensch der für seine Freunde alles gegeben hat.

"Ich verzeihe dir alles Sean. Ruhe in Frieden." flüster ich und ein paar tränen laufen über meine Wange.

Niall steht zu erst auf und hilft mir hoch.

"Er war ein guter Mensch. Es hätte nicht so kommen müssen. Lebewohl Kumpel. Ruhe in Frieden." sagt Niall jetzt auch noch zum Grabstein.

Vielleicht wird es niemand verstehen, aber ich für meinen Teil habe ihm verziehen. Hölle in oder her. Die schönen Momente überwiegen. Er kann seine Fehler nicht mehr gut machen.

Ich will ihn in guten in Erinnerung behalten. Als Sean meinen besten Freund, meinen Bruder und als Teil meiner Familie.

Niall legt einen Arm um mich und wir verlassen zusammen den Friedhof.

Wir schweigen bis zum Auto und steigen ein.

"Wir sollten ihn öfters besuchen." sage ich zu Niall, als dieser los fährt.

"Ja das sollten wir." stimmt Niall mir zu.

Die Landschaft zieht an mir vorbei.

"Alle für einen, einer für alle." sage ich mit tränen in den Augen.

"Für immer." fügt Niall hinzu und seine Stimme ist brüchig.

Ich bin froh diesen Schritt gewagt zu haben. Das leben ist zu kurz um es mit Hass zu verschwenden.

You and me, Forever? ( Book 4)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt