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„Abla, Steh auf.", meine Schwester rüttelte an mir, weswegen ich aufstand und sie abknutschte.
Sie war so ein Engel. Hicran.
„Kannst du meine Haare kämmen?", „Klar" Sie lief auf meine Kommode und übergab mir den Kamm. Als erstes machte ich die Bänder ab, die in ihren Haaren waren. Danach kämmte ich ihre wunderschönen langen Haaren. Ich dachte an meine Kindheit, wo ich meinen Eltern so nah war. Da kämmte mir meine Mutter auch die Haare. Lächelnd kämmte ich sie zu Ende. „So, fertig. Prinzessin". in dem Moment kam Halil in mein Zimmer. Er blickte zu mir. Danach zu Hicran. „Na mein Engel." er umarmte sie. „Hilal hat meine Haare gekämmt?", lächelte sie und ihre wunderschönen Grübchen kamen zum Vorschein.
Ich ging in mein Kleiderzimmer und hörte Halil reden. „Kommt Hilal frühstücken?", fragte er Hicran. „Wenn ich sie frage, dann kommt sie" In dem Moment stand sie vor mir und schmollte.
Ich nickte, weswegen sie lächelnd zurücklief.
Als ich mich umzog und wieder in mein Zimmer ankam sah ich Halil auf meiner Couch sitzen. Er betrachtete mein Zimmer. Verdammt, wie konnte mir meine Familie so fremd werden?
Als ich mich an mein Schminktischs saß, hörte ich Halil. „Reichen dir deine Masken nicht, die du tagtäglich aufsetzt?", ich lächelte. Und griff mit der anderen Hand zur Make-up Flasche. Ich war ein eigensinniger Sturkopf.

Nach dem wir fertig waren, gingen wir runter. Meine Mutter zubereitete lächelnd das Frühstück. Ich betrachtete die Schönheit und merkte, wie ich meinen Eltern vom optischen gar nicht ähnlich bin. Ich ähnelte meiner Reyhan Teyze sehr. Sie brauchte ich gerade.
Ich saß mich neben Hicran und Halil. Gegenüber mir saß sich mein Vater hin, doch ich schaute nicht hoch. Diese Distanz machte es mir zu Schaffen.
Halil redete mit meinen Eltern über sein Studium und ich hielt mich gekonnt zurück.
„Hilal.", hörte ich die Stimme meines Vaters. „Ja?", ich sah weiterhin auf mein Teller. „Schau mir bitte in die Augen." Ich blickte hoch und sah in das grüne. „Was ist los Hilal?", fragte er. Ich schwieg. „Wieso schwänzt du? Ich habe mit deinen Lehrern geredet, weißt du was für ein Potenzial du hast?" Lachend warf ich mein Besteck auf den Tisch. Hicran erschrak sich. „Und ich habe darauf gewartet, wann du das Thema ansprichst. Es gibt nichts wichtigeres oder?", meine Augen füllten sich mit Tränen. „Hilal. Kizim." (Meine Tochter) Meine Mutter blickte mir in die Augen.
Als ich aufstand und gehen wollte, ertönte es von meinem Vater. „Ich bin noch nicht fertig!", sagte er. „Wann seid ihr es endlich?! Wann?" Halil wollte einen Schritt auf mich zukommen.
Ich blickte das letzte Mal in die Augen meiner Eltern und verließ das Haus.
Mein Herz zog sich zusammen. Ich rief Hazar an, doch er ging nicht ran. Er war bestimmt noch am schlafen.
Ich ging in den Park. Umso mehr mich mein Vater drängte, über mein Potenzial sprach fühlte ich mich eingeengt. Ich fühlte mich nicht frei. Ich wollte endlich frei sein.
Mein Handy klingelte. „Wir schreiben gleich Pädagogik, du darfst diese Klausur nicht nachschreiben, du musst kommen", schrieb Mercan. Sie war meine einzige Schulfreundin. Ich liebe die Einsamkeit, außer Hazar war bei mir. Ich hatte Angst vor Menschen. Sie zu lieben und ihnen zu vertrauen.
Ich erhob mich und lief zurück zur Schule.
Ich sah schon meine Klasse von weitem. Mercan saß mit ihren engsten Freundinnen, weswegen ich mich neben ihr hinsetzte. „Gut, dass du es geschafft hast!" Sie lächelte und in dem Moment kam der Lehrer rein. „Ich möchte nicht sagen, wie wichtig diese Klausur für euch ist.", doch ich hörte ihn gar nicht zu.
Ich bekam die Klausur und überflog die Fragen. Bei jeder Frage wusste ich die Antwort, doch ich wollte mein Schicksal eigenhändig schreiben. Ich wollte gegen meine Eltern ankommen. Ich war stärker als sie. Mein Wille war wichtiger. Ich lebe das was ich leben will. So schreib ich meinen Namen „Hilal Degirmenci" und stand auf. „Hilal, was machst du?" Ich sah die geschockten Blicke des Lehrers und der Klasse. Ich blickte zu Aleyna. „Hier Aleyna, die eins überlasse ich dir." So verließ ich den Klassenraum.
Ich ging in die Bibliothek und setzte meine Kopfhörer auf. Die Strophen gaben mir Kraft.
In dem Moment rief mich meine Cousine Gonca an. Sie war 3 Jahre älter als ich. Sie war 21 „hey Gonca", ging ich ran. „Hey was machst du?", fragte sie. „Nichts, chille in der Bib. Du?", fragte ich. „Nichts mir ist langweilig, kommst du vorbei?", fragte sie. „Bin in einer halben Stunde da.", so legte ich auf und verließ das Schulgebäude.
Ich entschied mich zu laufen, statt die Bahn zu nehmen.
Als ich klingelte öffnete Reyhan Teyze mir die Tür. „Was hast du?" Ich erzählte ihr alles. „Macht Iclal denn nichts?" Ich schüttelte meinen Kopf. Sie sah uns viel mehr zu. „Ich will gegen meinen Vater ankommen, Teyze" sie blickte mir liebevoll in die Augen. „Dann tu das. Das ist dein Leben! Tu das was du möchtest, Hilalim" Ich umarmte sie.
Als ich mich von ihr löste, sah ich zu Gonca, die uns angrinste.

„Was wollen wir machen?", fragte ich sie. Sie saß am Steuer und überlegte. „In die Stadt.", fuhr sie. Da sie Semesterferien hatte, war sie den ganzen Tag Zuhauss. Gonca ähnelte mir sehr. Sie war gegenüber Menschen genauso misstrauisch wie ich. Dementsprechend hatte sie auch nicht so viele Freunde. Ich glaube nur eine richtige und mich.
Goncas Eltern akzeptierten sie, so wie sie war.

„Hilal, ich muss dir was erzählen.", sagte sie als wir durch die Stadt liefen. „Ich habe morgen ein Date", sagte sie. Ich riss meine Augen auf. „Was? Mit wem?", fragte ich. „Er heißt Kerem. Du weißt doch, der aus meinem Kurs. Er wollte meine Notizen." Sie wurde rot. „Er hatte mitten im Semester gewechselt. Er saß sich immer neben mich und nervte. Ich hatte ihn anfangs keine Beachtung geschenkt, doch er war so lustig. Er fragte jeden Tag nach meinen Notizen und letztens stand eine Notiz mit seiner Nummer dran." Ich erinnerte mich daran. Es war ihr erstes Date. Gegenüber Männern war Gonca immer sehr zurückhaltend und distanziert. „Caner Eniste soll das nicht mitkriegen", lachte ich. „Wehe Hilal! Mein Vater sperrt mich Zuhause ein!", lachte sie.
So gingen wir zu Zara und suchten für sie nach paar Outfits.
Als mein Handy klingelte, ging ich ran. „Askim, wo bist du?", fragte Hazar. „Ich bin mit Gonca in der Stadt.", sagte ich. „Okay. Ich fahre jetzt zu meiner Schwester, wollte dir Bescheid sagen." „okay. Pass auf dich auf", sagte ich. „Du auch, askim." so legte er auf. „Ich liebe Hazar so sehr", sagte ich. „Würdest du ihn auch lieben, wenn du diese Probleme nicht haben würdest?"

Sie sah mich kritisch an.

HILALWo Geschichten leben. Entdecke jetzt