Zeit.
Zeit ist so irrational.
Ich war nun eine Woche hier. Es kam mir vor als wären es zwei Jahre. Als wäre ich zwei Jahre hier gefangen.
Gestern habe ich für einen kurzen Moment die Freiheit geschnuppert die mir verwehrt bleibt.
Es war komisch gewesen Hoseok hinterher zu laufen und dann einen Kübel mit Hühner-Futter in die Hand gedrückt zu bekommen.
Die Flatterviecher waren gierige Biester. Und weiche. Eines dieser Hühner hatte es sich auf meinem Schoß bequem gemacht nachdem ich mich setzte. Es sei das Kuschelhuhn und hieße Henriette.
Henriette war weich. Hoseok ließ mich mit ihr sitzen. Er sagte mir wo er sei, aber ich hatte kein Interesse daran ihm zu folgen.
Das kleine Wesen auf meinem Schoß war mir wichtiger gewesen. Ich hatte das Herzchen gespürt, wie es pochte und jede Feder.
Jetzt kam ich mir idiotisch vor. Wie hatte ich dort überhaupt sitzen können?! Bei den Hühner im Dreck! Immerhin dort wo mein Vater mich haben wollte.
Ich biss die Zähne zusammen. Hoseok log nicht. In seinem Lächeln konnte ich nichts erkennen, dass darauf hindeutete. Er hatte sich wirklich gefreut das ich mitgekommen war.
Eine Hilfe war ich ihm nicht gewesen, aber trotzdem hatte er mich gelobt.
Noch immer konnte ich die Hitze davon spüren. Sie brannte auf meiner unterkühlten Haut.
Ich durfte wirklich aussuchen was es zu essen gab. Zumindest was die Zutaten auch hergaben. Er hatte einfach geraten und schon nach dem zweiten mal richtig gelegen.
Er war gut in so etwas. Ich musste nicht reden. Er wollte nicht das ich sprach.
Hyunuk mochte ich nicht. Er störte mich. Seine Stimme graust mir in den Ohren und sein Auftreten erinnerte mich sehr an die spießige Nachbarin, die meinem Vater immer Plätzchen aufdrücken wollte.
Er betrachtete mich mit einem abschätzigen Blick und ihm schien es nicht zu gefallen, dass ich kein Wort hervor brachte. Er wurde recht ungehalten darüber, dass ich nicht auf Fragen antwortete. Später hatte er mich, als ich hoch ging als "Unhöfliches Pack" bezeichnet. Wie meine Tante.
Sie verstand nicht, warum mir meine Sprache abhanden kam. Ich hatte das Gefühl mein Vater hätte mir die Stimmbänder herausgerissen.
Ich hatte gehört wie Hoseok darauf etwas geantwortet hatte, doch nicht verstanden was. Ich hoffte es war keine Zustimmung. Ich hoffte es sehr.
Irgendwie mochte ich den Pferdewirt.
Das Frühstück war genauso gewesen wie das Abendessen. Ich war das fünfte Rad am Wagen. Nichts das ich nicht gewohnt war.
Hoseok hatte erzählt heute würden Gäste kommen. Der Spießer hatte sich um diese zu kümmern. Mir war es nur recht. Es war gut ihm aus den Weg gehen zu können.
Noch immer fühlte ich mich unsicher. Mein inneres Ich zitterte. Klaubte seine Bruchstücke zusammen und versuchte ordentlich zu denken. Hoseok wollte mich bei seiner Arbeit dabei haben. Er wollte mir reiten beibringen.
Jetzt stand ich hier. Vor mir ein beigendes Pferd.
Der andere hatte mir eine Bürste in die Hand gedrückt. Mein Atem ging schnell und unregelmäßig. Ich sollte das Pferd in Kreisbewegungen putzen.
Ich traute mich nicht. Das Pferd war ein lebendes Wesen. Ein großes lebendes Wesen. Und ich war verantwortungslos! Mir konnte man nichts anvertrauen!
Das mit den Hühnern war ja noch okay gewesen. Aber das? Das schaffte ich niemals.
Dafür war ich zu schlecht. Dafür vernachlässigte ich alles. Dafür hatte ich zu oft gespürt wie verantwortungslos ich war.
Ehe ich es mich versah warf ich die Bürste wieder zurück in den Kasten und rannte zurück ins Haus.
Die Panik hatte mich ergriffen. Sie würde mich nicht mehr loslassen.
Das wusste ich.
DU LIEST GERADE
Silence Of The Past - Sope-
Fiksi PenggemarYoongi spricht nicht. Seitdem sein Vater im Gefängnis sitzt und seine Mutter vom Erdboden verschluckt, hat er kein Wort verloren, obwohl er könnte. Seine Tante schickt ihn schließlich auf einen Reiterhof. Zur Pferdetherapie, wie sie es nennt. Hoseo...