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Remember some things have to end for better things to begin."

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    Während ich an meinem Glas nippe und am liebsten den ganzen Inhalt leeren möchte, muss ich mich zurückhalten, um nicht gleich als Alkoholiker abgestempelt zu werden. Kein Moment war in meinem bisherigen Dasein so beschämend wie dieser. Meistens übertreibe ich mit dem Wort beschämend. Aber dieses Mal nicht.

„Das ist doch verrückt, findest du nicht auch?" ich zucke schwach zusammen, als sein Knie meins streift und unsere Augen sich treffen. Hatte er mich gerade etwas gefragt, oder habe ich mir das nur eingebildet? Ich glaube, das war nicht eingebildet.

„Tut mir leid Justin" mit Bedacht betone ich seinen Namen, denn es ist mir surreal, wie man sein Kind Justin nennen kann. Ich würde behaupten, Justins Eltern haben ihn so genannt, weil sie ein großer Fan von Justin Bieber wären, aber als Justin auf die Welt gekommen ist, gab es Justin Bieber noch nicht. Vielleicht Justin Timberlake? „Was hast du gesagt?" er blinzelt ein paar Mal, bevor auf seinen Lippen ein Lächeln auftaucht und er seinen Mund ein weiteres Mal öffnet.

Dieses Mal versuche ich mich zu konzentrieren und ihm zuzuhören, aber es fällt mir schwer. Warum spricht man bei einem Date auch über die Mutter? Ein No-Go ist das.

Ich schaue an ihm vorbei auf die Uhr, die am Ende des Restaurants an der Wand hängt und seufze innerlich. Wir sitzen seit einer Stunde hier. Mein Teller komplett leer, beinahe so leer, als hätte ich den Teller auch abgeleckt. Sein Teller noch zur Hälfte belegt mit seinem bestellten Essen. Mein Weinglas bereits das dritte Mal nachgefüllt, während er immer noch bei seinem ersten Glas ist.

Alles an diesem Abend läuft schief, aber das realisiert nur eine Partie dieses Tisches.

„Ach nicht so wichtig" sagt er schlussendlich und schenkt mir ein Lächeln. Dieses erwidere ich nur mit einem leichten verziehen meines Mundes. Seine Augen wandern nach einigen Sekunden von meinen Augen an meinem Körper hinab auf meinen Teller und überrascht zieht er seine Augenbrauen in die Höhe.

Langsam beginnt es in seinem Kopf zu arbeiten und er sieht zur Weinflasche, die nur noch zu ein Drittel gefüllt ist. Er setzt an, seinen Mund zu öffnen und mir zu sagen, ich soll ihm etwas über mich erzählen, weil das so bei einem Date gemacht wird. Man erzählt etwas über sich, um sich besser kennenzulernen.

„Würdest du mich kurz entschuldigen?" ohne auf eine Antwort von ihm zu warten, lege ich die Serviette, die ich mir auf meinen Schoß gelegt habe, auf den Tisch neben meinen leeren Teller, greife nach meiner Tasche und stehe auf. Gerade als ich an ihm vorbeigegangen bin, höre ich ein leises Natürlich.

Der Weg zur Toilette fühlt sich so lange an und als ich schließlich angekommen bin, habe ich die Tür so schnell ich nur konnte hinter mir geschlossen. Nachdem ich die Kabinen kontrolliert und ich keine weitere Frau gesehen habe, lehne ich mich gegen die Tür und seufze.

Konnte es wenigstens nicht etwas besser laufen?

Ich habe es dir doch gesagt. Debis Worte hallen durch meinen Kopf und nun verdrehe ich meine Augen das erste Mal an diesem Abend. Bei Justin habe ich mich zusammengerissen, aber selbst das hat mich Überwindung gekostet. Schon als er angefangen hat, mir eine Geschichte über seine Mutter zu erzählen, wollte ich die Augen verdrehen.

Das kalte Wasser prasselt auf meine Hände und für eine gefühlte Ewigkeit bleibe ich so stehen, lasse das Wasser meine Hände umhüllen und betrachte mich im Spiegel.

cupids curseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt