7 | die verbitterte Frau

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Mit einer Geste deutete ich dem Namenlosen, dass er keinen Mucks machen sollte, wenn ich telefonierte.

„Alyssa Davis?", meldete ich mich zu Wort und tat so als wüsste ich nicht, dass David an der anderen Leitung war.

„Hast du meine Nummer etwa nicht eingespeichert?", fragte David mit einer geschockten Stimme, die mich fast zum Lachen brachte. David zu necken war wirklich eines der besten Dinge in meinem Leben.

„Ich speichere nur wichtige Menschen in mein Handy ein. So lang wie du mich kennst, solltest du das wissen.", sagte ich grinsend und lief auf mein Waschbecken zu, um so leise wie möglich meine Hände zu waschen. Ich hatte verdammt großen Hunger.

„Du bist zuhause, oder?", kam es von ihm, weshalb ich aufschaute und den misstrauischen Blick vom Namenlosen direkt auffing.

„Ja, aber wieso fragst du?", in meinem Kopf ging ich mehrere Optionen durch, wieso mich David gerade anrief und wieso zum Teufel er mir so eine Frage stellte.

„Mach die Tür auf.", seine Stimme war gedämpft und automatisch erlangte meine Haustür meine volle Aufmerksamkeit. Oh lieber Gott bitte nicht!

„Welche Tür?", ich versuchte so locker wie nur möglich zu klingen, während mein Herz wie eine Dampfwalze gegen mein Brustkorb hämmerte. Ich wollte doch nur endlich mit meinem „Date" schlafen und eine verheißungsvolle Nacht mit ihm verbringen. Wieso endeten meine Pläne immer so beschissen?

„Du weißt ganz genau welche Tür, du Dummerchen.", seine Stimme war genervt und ich seufzte. Ich sollte eigentlich genervt klingen, weil er noch so spät abends bei mir auftauchte und dann auch noch ohne Ankündigung!

Mit schlaffen Schritten ging ich zu meiner Haustür, öffnete sie und sah einen David, der immer noch lächelnd mit seinem Handy am Ohr an der Tür stand. Ich versuchte sein Lächeln zu erwidern, was wahrscheinlich keine gute Idee war, denn er verzog kurz sein Gesicht.

„Willst du mich nicht reinlassen?", fragte er und blickte an meinem Körper auf und ab. Scheiße. Ich hatte vergessen mir etwas anderes überzuziehen und ich stand gerade wortwörtlich halbnackt vor meinem Freund/Angestellten.

„Warte kurz.", erwiderte ich, bevor ich vor seiner Nase die Tür zu schlug. Ich rannte förmlich in mein Ankleidezimmer, zog mein Bademantel aus, nahm eine weiße lockere Shorts und ein Seidentop, welche ich überzog. Der Namenlose stand verwirrt im Türrahmen, hatte seine Augenbrauen zusammengezogen und seine muskulösen Arme vor seiner Brust verschränkt.

„Wer ist dieser Bastard?", kam es kalt über seine Lippen und ich verdrehte meine Augen.

„Du musst gehen.", war das einzige, was ich sagte und zog ihn mit mir zur Tür. Das letzte was ich jetzt gebrauchen konnte, waren zwei Männer, die aus einem Blickduell nicht herauskamen. Und genau das passierte, als ich die Haustür öffnete und die zwei Männer sich gegenüber standen.

„Ich wusste nicht, dass du Besuch hast.", warf David in diese ganze verzwickte Situation ein und begutachtete den Namenlosen mit Argusaugen.

„Jetzt weißt du's.", antwortete ihm der Namenlose, bevor ich überhaupt nur ein Laut machen konnte, zog er mich an meiner Taille zu sich und legte sein Kopf auf meinem ab. Ich fühlte mich sichtlich unwohl, weshalb ich den Namenlosen aus meinem Penthouse drückte, ihn verabschiedete und als David nicht zu sah, zwinkerte ich ihm verstohlen zu.

„Tut mir leid, dass ich eure Zweisamkeit zerstört habe?", sprach David, obwohl ich kein bisschen Unschuld in seinen Augen sehen konnte, als er sich dem Namenlosen abwendete und diesmal mir in die Augen schaute.

„Jaja.", sagte ich augenverdrehend und dachte wieder an das leckere Essen in meiner Küche, „Also.. was willst du hier?"

Ich öffnete die Tür, damit er eintreten konnte. Mit kleinen Schritten betrat er meine Wohnung und sah sich langsam um.

„Sag mir Bescheid, wenn du noch ein paar Männer hier versteckt hast.", entgegnete David belustigt, weshalb ich ihn sanft Richtung Küche schubste. Er war wirklich ein Blödmann.

„Wowowow nicht so hart. Ich mag es sanft und leidenschaftlich.", verschmitzt grinste er mich an und zwinkerte mir zu. Ich leises Kichern verließ meine Lippen, doch sobald er es hörte, stoppte ich mich. Das war echt peinlich.

Um vom Thema abzuschweifen, setzte ich mich an meine Kücheninsel und fing an, die -jetzt- kalten Spaghetti zu essen.

„Wie süß. Hat dein Macker für dich gekocht?", hätte ich die Stimme von ihm hinter mir.

„Er ist nicht nur ein perfekter Liebhaber, sondern auch ein Charmeur.", provozierte ich ihn weiter, kurz bevor ich noch eine Gabel in mein Mund steckte. Innerlich fragte ich mich, wie er hieß. Ich nannte ihn zwar in meinem Kopf „Namenloser", aber auf Dauer würde das keine gute Lösung sein.

„Hab ich dir deine Session versaut?", fragte er bemitleidend, obwohl sein Mimik Bände sprach. Nichts daran zeigte Mitleid, es war eher Schadenfreude.

„Und genau deshalb solltest du einen guten Grund haben, spätabends bei mir aufzutauchen.", murrte ich und schielte auf mein Handy. Sollte ich mich bei ihm für das Essen bedanken? Ich hatte ihn als Dank vor den Kopf gehauen und ihn aus meiner Wohnung geschmissen. Etwas unhöflich.

„Ich wusste ja nicht, dass du so beschäftigt bist.", sprach David mit einer gelangweilten Stimme aus, während er sich neben mich hockte und den Teller für den Namenlosen einfach unsanft wegschob.
Ich fokussierte den Teller mit meinen Augen und fragte mich, ob er wohl gerade noch Hunger hat. Ich hätte ihn wenigstens essen lassen sollen! Schuldgefühle keimten in mir auf, die ich versuchte zu verdrücken.
Alyssa, reiß dich verdammt nochmal am Riemen!

„Komm zum Punkt, David.", erwiderte ich etwas zu harsch, denn seine Augenbrauen zogen sich automatisch zusammen. Heute war wirklich nicht mein Tag. Morgen würden mich alle weiterhin hassen, aber das war ich gewohnt.

„Man merkt, dass du lange kein Sex hattest. So angespannt wie du bist. Du bist wie eine verbitterte alte Frau.", lachte er und lehnte sich zurück. Er sollte sich wirklich nicht zu wohl hier fühlen.

„Komisch. Wie kommst du auf sowas?", ich grinste hinterlistig. Ich wollte zwar nicht aussprechen, dass ich erst vor der Arbeit heute mehrmals Sex hatte, aber mein Blick sprach Bände, weshalb David seine Lippen wieder zu einem Strich zusammenpresste.

„Wie auch immer. Ich wollte mit dir über den Plan reden, dass du heiraten sollst.", sagte er so direkt zu mir, sodass ich meine Gabel mit viel Krach in meinem Teller landete. Mein Hunger war verflogen und meine Laune war am Nullpunkt.

„Was ist damit?", zischte ich und ballte unter dem Tisch meine Hände zu Fäusten. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass ich heiraten sollte, obwohl ich die Führung meiner Firma fest in den Händen hatte. Sie konnten mir mein Lebenswerk nicht einfach so wegnehmen!

Heirate mich.", durchbrach David die Gedanken in meinem Kopf und mein Kopf schnellte in seine Richtung. Meine Augen vor Schock aufgerissen und mein Herz pochte wie ein Presslufthammer gegen meine Brust.

Was?"

Aphrodite Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt