Kapitel 5

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Es ist sieben Uhr als mein Wecker klingelt und ich aufstehe. Ich schalte ihn aus und gehe wie gewohnt ins Bad um mich fertig zu machen. Auf dem Rückweg in mein Zimmer merke ich, dass mein Bruder anscheinend schon wach ist, da sein Zimmer leer ist. Ich ziehe mir eine hellblaue Jeans und ein weißes langarmiges Oberteil an. Meine Tasche und meine graue Winterjacke nehme ich mit runter und stelle sie an der Treppe ab. Als ich in der Küche weder Mum noch Dad vorfinde, denke ich dass sie schon auf der Arbeit sind. Ethan ist bestimmt im Wohnzimmer. Doch als ich ins Wohnzimmer komme, sehe ich Mum verheult auf dem Sofa sitzen. Dad sitzt neben ihr und tröstet sie. Wo ist Ethan? Mein Herz beginnt zu rasen. „Mum? Was ist passiert?", frage ich besorgt und vorsichtig. Dad kommt zu mir und macht mir mit einem Blick auf die Küche klar, dass wir lieber dort reden sollten. „Dad wo ist Ethan und warum weint Mum?", frage ich beunruhigt. „Liebes, Ethan wurde heute Morgen von einem Auto angefahren, als er die Straße überquerte um den Johnson's das Werkzeug wieder zu geben, was er für sein Auto brauchte. Er ist im Krankenhaus. Die Ärzte sagen aber, dass er Glück gehabt hat. Er kam mit ein paar Prellungen und Schürfwunden davon. Und heute Abend, darf er nach Hause.", er klärt mein Dad ruhig. Ich merke, wie mir bereits eine Träne nach der anderen über die Wange rollt. Als mir ein bisschen schwindelig wird, halte ich mich am Küchentisch fest und mein Dad nimmt mich in den Arm. Er flüstert das alles wieder gut wird und streichelt mir über den Kopf. Es beruhigt mich ein wenig und er sagt mir, dass er bereits mit den Lehrern gesprochen hat und ich früher von der Schule nach Hause kommen darf. Ich löse mich aus seiner Umarmung als es klingt. Ich öffne die Tür und vor mir steht Phil. Durch den traurigen Ausdruck in seinen Augen, erkenne ich dass er bescheid weiß. „Hey, ist alles okay bei dir?", fragt er sichtlich benommen. „Hey, du weißt es?". Er nickt. „Naja, denke schon. Er darf zwar heute Abend wieder nach Hause, aber diese Situation macht mir sehr zu schaffen Phil. Ich meine was hätte sonst noch passieren können?", sage ich und auch er nimmt mich in den Arm. „Du weißt dass Ethan stark ist. Er schafft das. Sei froh, dass nichts schlimmeres passiert ist." Seine ruhige Stimme löst die Anspannung in meinem ganzen Körper und ich nicke schluchzend. „Ich will ungern diese kleine Kuschelei unterbrechen, aber wollen wir dann los?", fragt er mit nur noch halb so trauriger und etwas fröhlicheren Miene. „Ja.", sage ich und lächle. Ich verabschiede mich von meinen Eltern und Phil fährt uns zur Schule.

An der Schule angekommen, scheint es sich schon bereits herumgesprochen zu haben, da alle mich mitfühlend anschauen. Phil legt einen Arm um mich, mit dem Versuch mich von den Blicken abzuschirmen. „Ich bin einen Anruf von dir entfernt.", flüstert er. Ich nicke dankend. Als ich meinen Blick vom Boden zum Schultor hebe, sehe ich Mason der leicht die Fäuste ballt. Jedoch macht er sie wieder auf, als er bemerkt dass ich ihn anschaue und Phil mich bereits Grace übergeben hat. Er dreht sich um und verschwindet in der Menge. Grace umarmt mich fester als sonst und schaut mich wie jeder andere hier auch, traurig an. „Hey bei dir alles gut? Wie gehts Ethan?", fragt sie besorgt. Sie ist so ein toller Mensch. „Hey, ja. Ich bin okay. Ethan darf heute Abend nach Hause, er hat nur kleine Verletzungen. Mein Dad hat heute Morgen schon in der Schule angerufen und Bescheid gegeben, dass er mich früher abholt. Danach fahren wir ins Krankenhaus.", antworte ich. „Okay, wenn was ist, du was brauchst oder so, ich bin hier und weiche nicht von deiner Seite." Ich schenke ihr ein Lächeln und ihre Miene lockert sich.
Die ersten zwei Stunden denke ich nicht nur an meinen Bruder, wie das alles passieren konnte, ob er das Auto nicht gesehen hat oder ob der Fahrer ihn nicht gesehen hat, sondern auch an Mason. Wieso hat er die Fäuste geballt? War er eifersüchtig? Phil ist nur ein Freund und eigentlich wie ein zweiter großer Bruder. Meine Gedanken werden durch die Schulklingel unterbrochen und ich packe meine Sachen zusammen, um so schnell wie möglich in die Kantine zu kommen und um Mason nicht zu begegnen. Als ich mein Essen bezahle und mich umdrehe gehe ich geradewegs auf meinen Tisch zu. Diese lastenden Blicke sind auf Dauer echt ätzend und ich fühle mich unwohl. Ungeduldig warte ich auf Grace. Wo ist sie? Sie müsste schon längst da sein. Während ich in meinem Essen rumsteche, merke ich das mir jeglicher Appetit vergangen ist. „Hey, sorry, Mr. Clark hat mich auf dem Flur angehalten. Er war begeistert von meinem Aufsatz! Eine eins kurz vor dem Halbjahresende ist echt meine      Rettung." „Woah! Ich bin stolz auf dich. Du hast die Note mehr als verdient, dein Aufsatz war wirklich verdammt    gut!", lobe ich sie. Ich freue mich sehr für sie und bin dankbar, dass es wenigstens eine gute Nachricht an diesem Tag gibt.

Die folgenden zwei Stunden sind so schnell vorbei, dass ich einen Moment brauche um festzustellen, dass ich bereits im Auto mit meinem Dad sitze. „Wie war die Schule Liebes?", fragt mein Dad. Ich sehe ihn an, als ich ihm antworte. „Ganz okay. Anscheinend weiß die ganze Clifton High, dass Ethan einen Unfall hatte, wodurch ich einen bemitleidenden Blick nach dem anderen einstecken konnte.", schnaufe ich erschöpft. Mein Dad schüttelt nur den Kopf und biegt in einen Drive-In ein. „Was willst du essen?", fragt er. Ich nehme einen Burger, Pommes und eine Cola. Dabei bin ich mir nicht mal im geringsten sicher, ob ich es überhaupt essen werden. „Ich bestelle Ethan dasselbe, nur in der doppelten Menge. Er hat gesagt, dass das Essen im Krankenhaus widerlich ist und er heute noch nichts gegessen hat.", lacht er. Ich lache mit und ein Teil von mir ist sich sicher, dass alles bald wieder beim Alten sein wird.
Dad bezahlt und fährt ins Krankenhaus.

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