Kapitel 6

28 5 0
                                    

„Zimmer 112.", sagt Dad mir zu als ich mit zwei Tüten das Krankenhaus betrete. „Geh schon mal vor. Ich hole nur noch einen Parkschein.", fügt er hinzu und ich nicke.
Die Frau am Empfang sagt mir, dass ich den Aufzug benutzen kann um in den ersten Stock zu kommen, wo sich Etahans Zimmer befindet. Als ich auf die eins drücke und die Tür sich grad schließen will, hindert sie dabei eine Hand. 'Dad muss es wohl rechtzeitig geschafft haben.', denke ich. Doch als ich sehe wer vor mir steht, fallen mir die Tüten auf den Boden. Mason. Der hat mir gerade noch gefehlt. Die Tür öffnet sich und er kommt überrascht in den Aufzug. „Hey. Warte ich helfe dir.", sagt er sofort und bückt sich. „Hi.", gebe ich kleinlaut von mir und versuche dabei meinen Blick so gut es geht auf den Boden gerichtet zu lassen. Während er mich tiefgründig anschaut gibt er mir wortlos die Tüten in die Hand. „Danke.", sage ich und drehe mich von ihm weg. „Euhm es tut mir leid. Also das mit heute Morgen und ruh mit Ethan.", sagt er mit einem ernsten aber sanften Unterton. „Danke.", sage ich erneut und zu meinem
Glück öffnet sich endlich die Aufzugstür. „Nach dir,         Eve." Mit einem unwiderstehlichem und mitfühlendem Lächeln macht er eine kleine Verbeugung und lässt mir den Vortritt. Die Geste ist zwar ziemlich veraltet, aber sie hat  trotzdem etwas an sich. „Euh besuchst du auch Ethan oder bist du aus anderem Grund hier?", frage ich. „Ja ich wollte mal schauen wie es ihm so geht. Und naja, es war eine Möglichkeit dich außerhalb der Schule mal sehen zu können.", sagt er zwinkernd. Mein Zittern ist so heftig, und dabei weiß ich nicht mal, ob ich wegen Mason so zittere oder wegen der Aufregung meinen Bruder zu sehen. Er ist attraktiv wenn er ständig zwinkert und so verführerisch lächelt. Zu meinem Bedauern merkt er, dass ich kein Wort heraus bringe, wodurch er anfängt zu grinsen. Als mein Dad um die Ecke kommt, fällt mir ein dass ich in einem Krankenhaus bin. „Liebes? Das Zimmer ist hier vorne.", sagt er. Mason und ich folgen ihm. „Hallo Mason.", begrüßt mein Dad ihn. „Guten Tag Mr. Adams.", sagt Mason. Beim Betreten des Zimmers sind wir alle drei still. Mein Bruder liegt mit geschlossenen Augen auf dem Bett. Schläft er? Doch als Mason die Tür schließt wird er wach und strahlt bei unserem Anblick. „Hey Leute!", sagt er glücklich als er sich aufrichtet. „Hi.", erwidere ich und stürze in seine Arme. „Dir geht es gut.", schluchze ich. „Ja, wie du siehst nur ein gebrochener Arm." „Hier das ist für dich. Dad hat dir etwas zu essen gekauft." Ich überreiche ihm eine der beiden Tüten, als er zeitgleich Mason bemerkt. Etahns Gesichtsausdruck ist so unleserlich, dass ich nicht die geringste Ahnung hab ob er sich freut ihn zu sehen oder nicht. Doch ich atme erleichtert auf, als beide anfangen sich an zu lächeln und Mason ihm in die Hand klatscht. „Wie gehts dir man? Wir haben uns alle Sorgen gemacht." Muss ich erneut erwähnen, dass Mason einfach unfassbar gut aussieht? „Ja, soweit gut. Ich falle halt für die nächsten sechs Wochen erstmal aus, aber danach denke ich bin ich wieder fit. Bald ist ja eh Saisonbedingt Spielpause.", antwortet mein Bruder. Mason nickt und erzählt ihm vom Fußballtraining, dass Ethan heute verpasst hat und dass das Team besser mit ihm dran gewesen wäre. Dad mischt sich ein und schon bin ich aus der Unterhaltung ausgeschlossen, was mich aber nicht sonderlich stört, da ich Mason unauffällig beobachten kann. Sein weißes Hemd mit der grauen Jeans, die eng aber nicht zu eng an ihm sitzt, sieht einfach zum dahin schmelzen an ihm aus. Seine Haare sind leicht hoch gegellt und ich frage mich was der Grund ist, wieso er sich so zurecht gemacht hat.

Nach fast zwei Stunden entscheidet sich mein Dad nach Hause zu fahren um später mit Mum wieder zu kommen, damit wir Ethan mit nehmen können. „Liebes , bleib du bei deinem Bruder wenn du willst. Ich bin in ungefähr einer Stunde wieder da und hole euch beide dann ab. Mason wenn du willst kannst du ja zum Abendessen bleiben.", bietet mein Dad ihm an und ich muss aufpassen dass mir die Kinnlade nicht runterfällt. „Danke für die Einladung Mr. Adams, aber ich wollte noch meine Großeltern vom Flughafen abholen. Beim nächsten Mal, gerne.", sagt er freundlich. Ein Teil von mir ist ein wenig enttäuscht, dass er nicht zum Essen bleibt, doch der andere Teil sagt mir, dass ich heute nicht noch mehr Stress gebrauchen kann. „Ja dann vielleicht ein andern Mal. Grüß deine Familie. Man sieht sich.", sagt mein Dad und verschwindet. „Ethan, kann ich hier die Toilette benutzen?", frage ich. „Ja klar." Ehe er zu Ende gesprochen hat, habe ich schon die Tür geschlossen, währen dich gleichzeitig versuche meine Atmung in den Griff zu bekommen. Mit Mason in einem Raum zu sitzen und nicht anders zu können als ihn anzuhimmeln, macht mich verrückt. Jaja Eve, 'Er ist nicht dein Typ', denke ich und schüttle den Kopf.

Nach fünf Minuten habe ich mich beruhigt und als ich die Tür aufmache ist Ethan weg und Mason sitzt alleine im Raum. Ich und Mason, alleine. Na toll. „Ethan ist was zu Trinken holen gegangen.", erklärt er. Wie versteinert stehe ich da. „Scheinst angespannt zu sein. Komm setzt dich zu mir.", sagt er charmant. Ich bin ihm so unterlegen, dass mein Körper augenblicklich das tut, was er sagt. Mason mustert mich von oben bis unten. „Die Hose steht dir.", sagt er, wobei sich seine Augen weiten. „Euh, danke.", bringe ich schweratmend hervor. Wie noch nie spüre ich, wie mir die Röte ins Gesicht schießt. Sabber ich? Als die Tür aufgeht und mein Bruder endlich zurück kommt, bin ich mehr als erleichtert. „Hier.", sagt er und reicht mir dabei eine Limo-Dose. Er und Mason trinken etwas aus einer anderen Dose, dass sowohl Bier, Cola oder irgendein Energydrink sein könnte. „Scheiße. Ich hab die Chipstüten unten vergessen. Wartet ich hole sie schnell.", sagt Ethan und verschwindet. Na super. Wieder bin ich mit Mason alleine. „Wie es aussieht, sollen wir wohl ein wenig Zeit alleine verbringen meine Süße.", flirtet Mason und zwinkernd. Er leckt sich über die Lippen und in meinem Bauch fängt es an zu kribbeln. Sofort ist es mir unangenehm ihm dabei zu gesehen zu haben und das Gefühl was er damit in mir ausgelöst hat. „Keine Sorge. Ich beiße dich nicht. Ich weiß nur nicht warum du immer so verspannt in meiner Nähe bist.", sagt er etwas ernster und senkt den Blick. „Ich, euh, ich weiß nicht. Du machst mir immer so viele Komplimente und das bringt mich dann so oft durcheinander.", erkläre ich ihm. Seine Miene lockert sich und er schaut mir wieder in die Augen. „Also hast du keine Angst vor mir oder so?" Er  mustert mich erwartungsvoll. „Nein, natürlich nicht. Nur ich bin mir einfach nicht sicher was ich zu dir sagen soll.", antworte ich ihm. „Okay. Wenn's nur das ist, dann kann ich dir versichern das du mich genau so unsicher und verrückt machst wie ich dich." Beinahe spucke ich den Schluck Limonade den ich grad genommen hab, wieder raus. „Du hast doch am 27. Geburtstag oder?", fragt er entspannt und ich bin erleichtert dass ich mich für den Moment nicht dazu äußern muss. „Ja, habe ich. Wer hat es for erzählt?", frage ich und hoffe dabei dass ich mich nicht so abwertend anhöre wie ich befürchte. „Ethan hat es erwähnt. Er hat uns um
Rat für dein Geburtstagsgeschenk gefragt.", antwortet er angespannt. „Oh ach so." Irgendwie fühle ich mich schlecht. Hätte ich nicht wenigstens auf meinen Tonfall achten können? „Feierst du?" „Ja, wie letztes Jahr. Musik, essen und Getränke. Wir haben einen relativ großen Wintergarten und ein großes Wohnzimmer. Ist ja alles offen. Du weißt ja, wie das aussieht.", erzähle ich ihm mir sanfter Stimme. Augenblicklich sehe ich, wie sich die Anspannung in seinem
Körper löst. „Ah ja. Und wie sieht's mit Alkohol aus? Ich meine, trinkst du überhaupt?", fragt er nervös. Er und nervös? „Ja, also nein, ich trinke nicht aber mein Bruder meinte, dass ich ja Bier kaufen könnte und wenn überhaupt vielleicht die ein oder andere Flasche hochprozentiges. Ist ja erst noch mein 17.", sage ich so locker wie ich nur kann. „Hast du schon mal was getrunken?" Genau einmal. Am 19. von Ethan vor acht Monaten. Obwohl ich am Anfang begeistert von der Wirkung war, habe ich mir am nächsten Morgen geschworen nie wieder zu trinken, bis ich das legale Alter dafür erreicht habe. „Ja, einmal. An Ethans Geburtstag." „Ach echt? Ich konnte ja leider nicht kommen. Wie war's für dich?" Bevor ich ihm antworten kann, springt die Tür auf und Ethan kommt stöhnend rein. „Konnte mir keiner von euch die Tür aufmachen? Ist bisschen schwer mit nem Gips am Arm und ner vollen Hand die Tür selber auf zu machen. Ich hab mindestens 20 mal geklopft." Mason und ich wechseln einen Blick. Wir waren so sehr in einander vertieft, dass wir Ethans Klopfen nicht wahrgenommen haben. „Sorry man. Eve und ich haben uns über ihre Party unterhalten. Sie hat mich wohl abgelenkt." Das hat er grad nicht gesagt oder? Zu meiner Überraschung schüttelt Ethan nur den Kopf und reicht jedem von uns eine Chipstüte.

Eine weitere Stunde vergeht in der wir drei und wine Comedyserie in Ethans kleinem Fernseher anschauen, als Dad und Mum durch die Tür kommen. „Ethan!" Mum stürzt sich auf ihn. „Mein Junge. Dir gehts gut." Sie hält ihre Freudenstränen zurück und lächelt. „Ja Mum, du brauchst nicht zu weinen.", sagt Ethan. „Ich weiß, nur ich bin froh dich zu sehen." Ich frage mich, ob sie Mason bemerkt hat, der neben Ethan sitzt. „Hallo Mrs. Adams.", sagt Mason und reicht ihr freundlich die Hand. Wie kann man eigentlich einen Menschen bei solchen kleinen Dingen unwiderstehlich finden? „Oh hallo Mason. Schick siehst du aus mein Lieber. Wie gehts deiner Mutter Kayla?", fragt sie. „Ihr gehts bestens Mrs. Adams. Danke der Nachfrage." Muss ich nochmal erwähnen, dass er einfach himmlisch ist? „Ich muss dann auch los, bevor der Feierabendverkehr noch schlimmer wird. Man sieht sich bestimmt noch. Mr., Mrs. Adams. Ethan. Eve.", mit einer halben Verbeugung verabschiedet er sich. Bevor er die Tür öffnet, dreht er sich nochmal zu mir um und zwinkert mir zu.

Not an Easy game Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt