summer

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Aber mal im Ernst, wer erwartet bitte, die Person in seiner neuen Schule zu treffen, die man am meisten hasst?
Beziehungsweise vor der man, in meinem Fall, Angst hat?

Chris anscheinend nicht.
So wie sie mich anschaut.

„Echt jetzt?" Sie reißt die Augen auf.
Das kann sie ebenfalls perfekt.
Ich nicke und seufze leicht gequält.
„Jap."

„Du verarscht mich doch." Ungläubig starrt sie mich an. Sie schaut mich schon fast so an, als hätte ich einen zweiten Kopf bekommen.

Vorsichtig fasse ich mir an die Schulter.
Nee nur ein Kopf.
Ich schüttel meinen, zum Glück nur einen, Kopf. „Nein. Das ist mein voller Ernst."

Wenn ich ein Kind bekomme, nenne ich es Ernst. Wenn er besoffen ist, sage ich zu allen das ist mein voller Ernst.

Chris Seufzen holt mich aus meinen Gedanken. „Das ist ja mal mega bescheuert."
Sie legt die Stirn leicht in Falten. „Hör auf damit!" Ich hasse es, wenn sie mich so anschaut.

Als wäre ich ein ausgesetzter Welpe, der winselnd am Straßenrand liegt.
„Tschuldige." Sie entrunzelt die Stirn wieder und steht auf, um sich was zum trinken zu holen.
„Schon ok." Nichts ist ok.

Ich hasse es manchmal, dass sie mit mir befreundet ist.
Versteht mich nicht falsch, ich liebe Chris, aber manchmal benimmt sie sich eher wie meine Therapeutin als wie meine Beste Freundin.
Und das nervt mich tierisch.

Mein riesiges Selbstbewusstsein lässt es aber auch nicht so richtig zu, dass ich ihr das mal sage.
Eher würde ich draußen nackt herumlaufen.
Und das wird nie passieren.

Chris schlurft mit zwei Gläsern Johannisbeersaft in die Küche.
Von dem Zeug haben wir fast den ganzen Keller voll.

Ich liebe Johannisbeersaft, da er leicht sauer ist.
Chris lässt sich, nachdem sie mir mein Glas gegeben hat, auf den Stuhl plumpsen.
„Also Pini, was machen wir heute?"
Sie trinkt einen Schluck.

Durch den Saft ist ihre Oberlippe leicht rot gefärbt. Ich trinke ebenfalls einen Schluck und zucke mit den Schultern.
„Keine Ahnung. Hast du Lust auf Mario Kart 8?" Noch während ich die Frage ausgesprochen habe, würde ich sie am Liebsten wieder zurück nehmen.

Chris schaut mich nämlich, schon zum dritten Mal an diesem Tag, ungläubig an.
„Bitte was? Pin hast du mal rausgeschaut? Bei diesem schönen Wetter willst du allen ernstes drinnen bleiben?"
Jetzt ist mir, ihrem Blick zu urteilen, wirklich ein zweiter Kopf gewachsen.

Ich stöhne leicht genervt an. „Ok. Dannn schlag halt was besseres vor."
Ich verschränke die Arme.
Mir ist schon klar, dass ich mich ein wenig kindisch benehme, aber ich habe wirklich keine Lust, nach diesem wundervollen Schultag unter Menschen zu gehen.

Chris überlegt kurz, dann grinst sie. „Ich könnte dir endlich mal Fahrradfahren beibringen. Hier ist ja eh niemand in der Nähe."

Jetzt bin ich an der Reihe, sie entgeistert anzustarren.
„Ähhh nein?"
Ich hasse Fahrradfahren.
Ich kann es nicht, ich konnte es damals nicht und ich werde es auch nie können.
Wenn ich so recht darüber nachdenke hasse ich ziemlich viele Sachen.

Da wären Mesnchen, Fahrräder, die Schule, Menschen, öffentliche Plätze, Cooper, Menschen...

Ich höre mich wirklich sehr sympathisch an.

Wie ein Mensch, mit dem man gerne seine Freizeit verbringt.
Nicht.

„Hallo? Erde an Pin!"
Chris schnipsender Finger vor meiner Nase reist mich aus meinen Gedanken.

strawberry summer (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt